Malerinnen aus sieben Jahrhunderten in Remagen  |  | Sofonisba Anguissola, Selbstporträt, 1556 | |
Künstlerinnen stehen derzeit im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Nun reiht sich auch das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen unter die Museen ein, die sich der weiblichen Schöpferkraft widmen, und präsentiert in der Schau „Maestras“ Malerinnen seit dem Mittelalter. Die Kunstgeschichte hat Künstlerlinnen der Vergangenheit systematisch übergangen oder als Einzelfall abgehandelt. In Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid versucht die Kuratorin Susanne Blöcker ein anderes Bild zu zeichnen und stellt 68 Arbeiten von 51 Malerinnen vor, darunter nicht nur bekannte Namen wie Artemisia Gentileschi, Marie Louise Elisabeth Vigée-Lebrun, Paula Modersohn-Becker oder Mary Cassatt sondern auch neu zu entdeckende Meisterinnen, etwa Mary Beale, Maddalena Corvina, Gesina ter Borch, Elin Danielson-Gambogi, Giovanna Garzoni, Johanna Helena Herolt, Victoria Monkhouse, Anna Ryusch oder Michaelina Wautier. Das Spektrum zieht sich von mittelalterlichen Buchmalerinnen aus Nonnenklöstern über Werke der Barockzeit bis zu den Wegbereiterinnen der Moderne.
Obwohl der Ausstellungstitel auf das 15. bis 19. Jahrhundert referiert, sind auch Kunstwerke des Mittelalters und der beginnenden Moderne zu sehen, so etwa die visionäre Bildwelt in der Buchmalerei Hildegard von Bingens oder Gisela von Kerssenbrocks. Ihre Autorschaften ist bekannt, da die zwei Nonnen ihre Werke selbstbewusst signierten. Seit der Renaissance treten Malerinnen, darunter Lavinia Fontana, Plautilla Nelli oder Fede Galizia, aus den Schatten ihrer männlichen Kollegen hervor und widmeten sich unter anderem dramatisch ausgeleuchteten Heiligen oder ausgereiften Historienbildern. In einem 1556 geschaffenen Selbstportrait wendet sich Sofonisba Anguissola mit leicht gedrehtem Gesicht zum Betrachter. Ernst, selbstsicher und ruhig blicken die großen Augen der erfolgreichen Künstlerin aus dem Bild.
Eine wichtige Gestalt war die Barockmalerin und Kupferstecherin Elisabetta Sirani, die in Bologna eine Kunstakademie für Mädchen und Frauen ins Leben rief. Die nur mit 27 Jahren verstorbene Sirani gehörte nicht nur zu den ersten Frauen, die in die renommierte Accademia di San Luca in Rom aufgenommen wurden, sondern war zudem die Lehrerin der erfolgreichen Künstlerinnen Teresa Maria Coriolano oder Ginevra Cantofoli. Die Schau thematisiert auch Mäzeninnen und Sammlerinnen der Aufklärung, Natur interessierte Künstlerinnen wie die Nonne Orsola Maddalena Caccia, die Stilllebenmalerin Louise Moillon oder die Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Das 19. Jahrhundert war mit seinen traditionellen Rollenklischees wieder ein Rückschritt für die Frauen. Die öffentlichen Kunstakademien blieben ihnen verschlossen, ihre Ausbildung übernahmen stattdessen private Schulen, wie Julian oder Colarossi in Paris. Gerade die offene französische Metropole war für viele Künstlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts wichtig, wo sie eine Zeit lang lebten und ihre Inspiration bezogen, darunter Alice Bailly, Käthe Kollwitz und Suzanne Valadon.
Die Ausstellung „Maestras. Malerinnen 1500-1900“ läuft bis zum 16. Juni. Das Arp Museum hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 9 Euro. Der begleitende Katalog kostet im Museum 42 Euro.
Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Hans-Arp-Allee 1
D-53424 Remagen
Telefon: +49 (0)2228 – 94 25 0 |