Eberhard Göschel gestorben  |  | Der Dresdner Künstler Eberhard Göschel ist gestorben | |
Eberhard Göschel ist tot. Der Maler, Bildhauer, Grafiker und Aktionskünstler starb am 28. Dezember 2022 in Dresden genau drei Monate vor seinem 80. Geburtstag. Er erlag einer schweren, mit großer Tapferkeit ertragenen Krankheit. Das gab die Sächsische Akademie der Künste bekannt, deren Mitglied Göschel seit 1996 war. In seinem Nachruf bezeichnete Wolfgang Holler, Präsident der Kunstakademie, Göschel als „personifizierte künstlerische Kraft“. Es erscheine immer noch unglaublich, dass der große alte Bildermaler nicht mehr bei uns sein soll, dass seine packende physische Präsenz vergangen ist, so Holler.
Geboren am 28. März 1943 in Bubenreuth bei Erlangen, wuchs Eberhard Göschel in Königstein in der Sächsischen Schweiz auf. Nach einer Gebrauchswerbelehre und ersten künstlerischen Abendschulkursen ab 1962 studierte er von 1964 bis 1969 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, war danach freiberuflich tätig und leitete von 1974 bis 1978 die Arbeitsgruppe Leonhardi-Museum Dresden, in der 1975 auch seine erste größere Einzelausstellung zu sehen war. Von 1977 bis 1980 war er Meisterschüler bei Theo Balden an der Akademie der Künste der DDR. 1978 gründete er gemeinsam mit dem Lyriker Bernhard Theilmann, dem Drucker Jochen Lorenz und den beiden Künstlerkollegen Peter Herrmann und Ralf Winkler alias A.R. Penck die „Obergrabenpresse“. Die freie Druckwerkstatt, die auch eine Galerie sowie einen Verlag umfasste und bis 2008 existierte, gehörte in der DDR zu den nicht systemkonformen Orten künstlerischer Freiheit und wurde ab Mitte der 1980er Jahre von der Staatssicherheit überwacht.
Eberhard Göschel war zeitlebens streitbar und auf den Autonomiestatus des modernen Künstlers bedacht. Mit seiner vorwiegend abstrakten Bildsprache, die sich aus individuellen Erfahrungen von Natur und grundlegenden Elementen der Kunst speiste, verweigerte er sich konsequent dem von der Staatsführung in der DDR propagierten Sozialistischen Realismus. „Zu den beglückenden Qualitäten seiner Kunst gehört überdies, dass sie ‚frei‘ ist, bei aller Gebundenheit an die persönlichen Kausalitäten des Menschen. Sie scheint keinen persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Bedingtheiten unterworfen. Das gilt für seine Gemälde, die Gouachen, die Zeichnungen und Druckgrafik genauso wie für seine plastischen Arbeiten und letztlich ebenso für seine aktionskünstlerischen Arbeiten“, urteilte Wolfgang Holler in seinem Nachruf. Seine Schöpfungen hätten nichts Dirigistisches, transportierten keine moralistischen Inhalte, wollten nicht überwältigen, so Holler weiter.
Eine jahrzehntelange intensive, von tiefem gegenseitigem Respekt getragene Beziehung pflegte Göschel zu Werner Schmidt, dem langjährigen Direktor des Dresdner Kupferstich-Kabinetts. Schmidt erkannte früh das Talent von Göschel und erwarb bereits 1978 erste Werke von ihm für das Museum – trotz des Risikos, eine enge Verbindung zwischen dem Kupferstich-Kabinett und dem staatlich missliebigen Künstler einzugehen. Über die Jahrzehnte wuchs der Bestand an Göschel-Arbeiten. Inzwischen besitzt das Dresdner Kupferstich-Kabinett wohl die größte und kostbarste Sammlung seiner Werke in einem öffentlichen Museum. |