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Aktuellzum Archiv:Museumsportrait

Das Wien Museum ist wieder eröffnet und präsentiert in der gelungenen Verbindung von Alt und Neu seine Schätze von der Steinzeit bis zu aktuellen Positionen. Dabei steht der Mensch im Spannungsfeld von Alltag, Politik, Religion, sozialen Strukturen und der ihn umgebenden Umwelt im Mittelpunkt

Wunderkammer mit Suchtfaktor



Das Wien Museum ist saniert und hat seine Pforten für das Publikum wieder geöffnet

Das Wien Museum ist saniert und hat seine Pforten für das Publikum wieder geöffnet

Dreieinhalb Jahre lang wurde saniert, renoviert und erweitert. Nun hat gestern das Wien Museum, das 1959 nach einem Entwurf von Oswald Haerdtl am Karlsplatz errichtet wurde, mit der neuen Dauerausstellung „Meine Geschichte“ seine Pforten geöffnet und nimmt die Besucher auf 3.300 Quadratmetern, mit 1.700 Objekten und über drei Etagen mit auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte von Wiens Frühzeit mit über 3.000 Jahre alten Gefäßen in Tierform bis in die Gegenwart, etwa zu dem charmanten grünen Fußgängersignal „Ampelpärchen“ einer Ampelanlage von etwa 2015. Das Wiener Stadtmuseum wurde nicht nur umfassend saniert, sondern die Ausstellungsflächen wurden auch beinahe um die Hälfte erweitert. Das Konzept des Architektenteams Certov, Winkler + Ruck verbindet Alt und Neu und zeigt selbstbewusste Präsenz zwischen den Nachbarn Künstlerhaus, Musikverein und der den weitläufigen Platz dominierenden Karlskirche.


Das von Oswald Haerdtl im zurückhaltend modernen Stil der damaligen Zeit gestaltete, inzwischen unter Denkmalschutz stehende Gebäude war der erste und für lange Zeit einzige Wiener Kulturneubau der Nachkriegszeit. Anfang der 2000er Jahre reklamierte der damalige Direktor Wolfgang Kos die eklatante Raumnot und initiierte die Überlegungen zum Umbau respektive zur Renovierung. Immer wieder gab es Empfehlungen für einen Neubau an einem zweiten Standort. Die im Jahr 2012 einberufene Enquete „Wien Museum Neu“ brachte allerdings ein eindeutiges Ergebnis hervor: Mehr als zwei Drittel der Fachleute sprachen sich für den Karlsplatz aus: „Einen besseren Ort als jenen, an dem die ‚Verwerfungslinien aus der Geschichte dieser Stadt zusammentreffen‘, könnte man kaum finden, befand damals die Landschaftsarchitektin Maria Auböck. Anstelle eines Neubaus fiel 2013 die Entscheidung zugunsten einer Sanierung des bestehenden Museums. 2015 wurde beschlossen, einen Architekturwettbewerb auszuschreiben. Das Ziel: die Verdoppelung der Museumsfläche von 6.900 auf 12.000 Quadratmeter, um mehr Platz für die stetig wachsende Sammlung und zusätzlich einen hochfunktionalen Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen zu schaffen.

Insgesamt 274 Büros aus 26 Ländern nahmen an dem Wettbewerb teil, darunter internationale Namen wie Zaha Hadid Architects, Foster + Partners, Sou Fujimoto und viele andere. Neben den internationalen Teilnehmerfeld wurden 117 Entwürfe aus Österreich und 50 aus Deutschland eingereicht, unter anderem von Kühn Malvezzi, Gerber Architekten, Hascher und Jehle, Bez+Kock Architekten und Stephan Braunfels. Gewonnen hat das österreichische Architektenteam Ferdinand Certov, Roland Winkler und Klaudia Ruck. Statt eines Solitärs entschied sich die Kommission für eine subtile architektonische Geste, die mit Geschichte und Ort behutsam umgeht. Das Siegerprojekt habe laut Jury, „großes Potenzial, durch sensible Detaillösungen ein selbstbewusstes Gesamtbild des Wien Museums am Karlsplatz zu schaffen“.

Das Grundkonzept des Projekts der Architekten Certov, Winkler + Ruck besteht darin, zwei historische Epochen miteinander zu verschmelzen anstatt die alte Struktur vollständig zu verändern. Ihr Ziel war es, einen klassisch modernen Pavillon mit „schwebender“ Betonfassade als zusätzliches Stockwerk über den alten, denkmalgeschützten Bau zu setzen. Der große, architektonisch und statisch komplexe Neubau schließt nicht direkt an den Altbau an, sondern ist in das ehemalige Museumsatrium „eingeschoben“. Zu diesem Zweck wurde im Innenhof ein neues Fundament gelegt, aus dem die Stahlbeton-Konstruktion des Erweiterungsbaus herauswächst. So entstanden zusätzlich eine neue Halle, eine Treppe, sowie zwei neue Stockwerke: ein gemeinsames Zwischengeschoss, das den Altbau mit dem Neubau verbindet, und ein Etage für Sonderausstellungen.

Der Altbau wurde in engster Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und unter Einbeziehung restauratorischer Kompetenzen aufwendig saniert und nach heutigen Baunormen adaptiert. Die historischen Bauteile wurden eingehaust oder, wie die originale Haerdtl-Direktion, komplett aus- und wieder eingebaut. Alle geschützten Teile wurden restauriert, auf heute gültigen Sicherheits- und Brandschutznormen hin geprüft und gegebenenfalls adaptiert. Neuanfertigungen, wie die ersetzten Fassadensteine, erfolgten nach dem Vorbild des historischen Bestandes und unter Aufsicht der Restaurator*innen.

Eine Einheit sollen Umbau und Erweiterung herstellen, keine Dualität. Das ist bis auf den etwas überdimensionierten Vorbau am Karlsplatz mit seinen dunklen Flächen aus Sonnenschutzglas gelungen, auch wenn angesichts des mächtigen Betonkörpers mit 1.000 Tonnen Stahl, der über dem alten Kern thront, von Schweben nicht wirklich die Rede sein kann. Das ehemalige Atrium wurde zu einer zentralen, 25 Meter hohen Halle umgebaut, die denkmalgeschützte Stiege elegant mit den heutigen Normen in Einklang gebracht, neu eingefügte Treppen erlauben einen kontinuierlichen Rundgang durch die dicht bestückte, chronologisch aufgebaute Dauerausstellung. Auch bei der Materialwahl für die alt-neue Fassade bewiesen die Architekten viel Fingerspitzengefühl.

Seine selbstbewusste Präsenz verdankt das neue Haus aber vor allem den zwei neuen Geschossen. In einer zeitlichen „Stapelung“, so der Jurypräsident Emanuel Christ, wurde der denkmalgeschützte Baukörper des Haerdtl-Gebäudes um eine „lichte Stirn“ ergänzt. Die Fassade der ganz oben thronenden Halle für Wechselausstellungen, verkleidet mit feingliedrig gegossenen Betonflächen samt unregelmäßig geriffelten vertikalen Graten der Bretterschalung, verbindet Handwerklichkeit mit urbaner Industrie.

Während sich der Kubus, der den oberen Abschluss bildet, ganz nach innen wendet, ist das darunterliegende verglaste Geschoss von großer Transparenz. Von dort aus, von der Terrasse, die wie eine transparente Fuge zwischen Alt und Neu inszeniert und frei zugänglich ist, hat man einen beeindruckenden Panoramablick über weite Teile der Stadt. Das oberste Stockwerk macht bei der Erstbegehung aufgrund des Fehlens von Tageslicht noch einen eher dunklen Eindruck. Hier werden ab 2024 und auf 1.200 Quadratmetern die mehrmals im Jahr wechselnden Sonderausstellungen stattfinden. Die erste ist dem großen barocken Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach gewidmet, der mit der Salzburger Kollegienkirche und der Karlskirche in Wien Ikonen der Architekturgeschichte schuf. Die Ausstellung, die bis zum Herbst dieses Jahres bereits in Salzburg zu sehen war, wird ab dem 1. Februar 2024 im Wien Museum Station machen.

Insgesamt wirkt der Umbau durch sein Spiel mit Licht und Schatten, die hellen Materialfarben, die detailverliebte Rücksichtnahme auf den Altbestand und den Fokus auf viel Raum zum sozialen Austausch ausgesprochen offen und besucherfreundlich. Der zuvor durch Umstrukturierungen an den Rand des Resselparks verdrängte Bau öffnet sich nun einladend in Richtung Karlsplatz und präsentiert sich auf Augenhöhe mit der barocken Karlskirche, dem Musikverein und dem Künstlerhaus.

Mit der neu konzipierten Dauerausstellung „Wien – Meine Geschichte“ wird die Geschichte der Stadt von der ersten Besiedelung bis in die Gegenwart auf drei Etagen zeitlich chronologisch in dreizehn Kapiteln erzählt. Hier können die hochkarätigen Sammlungsbestände im adäquaten Rahmen und nach den neusten Standards gezeigt werden. Zahlreiche bisher nicht ausgestellte Gegenstände bekommen jetzt endlich ihren Platz. Die Kuratoren schufen einen abwechslungsreichen Parcours durch die hellen Ausstellungsräume, auf dem die Besucher*innen den unterschiedlichsten Themen begegnen, die das Leben der Menschen in Wien bestimmt haben, und dabei Fragen gestellt bekommen, die bis heute aktuell sind. Objekte, Malerei, Zeichnungen, Fotografien, Architekturmodelle und ganze Wohnungseinrichtungen, wie die von Adolf Loos oder das Grillparzer-Zimmer, werden von kurzen Ausstellungstexten, Filmen und Hörstationen begleitet.

Vor allem in der großen Halle gibt es viel Skurriles, wie den zehn Meter langen, 1.700 Kilo schweren Wal, der mehr als 60 Jahre lang das Maskottchen des ehemaligen Gasthauses „Zum Walfisch“ im Wiener Prater war und jetzt unter der Decke der Halle schwebt. Weitere Großobjekte sind Alfred Hrdlickas „Holzpferd“ und der Galawagen des Wiener Bürgermeisters, eine imposante Kutsche, in der sich ab den 1850er Jahren die Bürgermeister bei besonderen Anlässen herumführen ließen: ein Stück Zeitgeschichte und ein Symbol für die damals erstarkte kommunale Selbstverwaltung der Stadt. Der letzte Bürgermeister, der mit dem Galawagen vorfuhr, war der umstrittene Karl Lueger, der mit kommunalen Großprojekten hervortrat, aber mit populistischen Äußerungen liebäugelte und Antisemitismus als Mittel zum Zweck betrachtete, um seine politischen Ziele durchsetzen zu können. Dessen problematische Geschichte wird in der Dauerausstellung aufgegriffen. Auch die Originalfiguren des Donnerbrunnens stehen hier, ebenso wie der legendäre Schriftzug „Südbahnhof“ oder ein restauriertes fünfeinhalb Meter hohes Modell des Stephansdoms, das bisher auf dem Dachboden des Gotteshauses stand.

Nachhaltigkeit weisen die Systeme zum effizienten Energiemanagement auf: von der Geothermie und dem Einsatz von Photovoltaik zur autarken Energieversorgung, der Begrünung am Dach und den intelligenten Haustechniksystemen, etwa zur Nutzung der Abwärme der Besucher*innen, bis zu den Lehmbekleidungen der Wände, die auf natürliche Weise helfen, das Raumklima in den Dauerausstellungsbereichen auszugleichen.

Die Umgestaltung des Wien Museums wurde vor und während der Zeit des Umbaus immer wieder von skeptischen Äußerungen begleitet: Zentrale Themen waren die Kritik am Ausschreibungstext und der Denkmalschutz, der immer wieder als „Hemmschuh“ bezeichnet wurde. Man habe es im Vorfeld versäumt, zu diskutieren, ob dieses Gebäude überhaupt erhalten bleiben soll oder nicht. Mit der nunmehr realisierten Lösung gelang es, die Bedenken zu zerstreuen. Mit der Einbeziehung des alten Gebäudes wurde die Chance umgesetzt, an die Geschichte anzuknüpfen, was gerade bei einer Institution wie der des Wien Museums wichtig ist. Durch feinfühlige Diskussion mit dem Bestand des elegant-zurückhaltenden, aber unscheinbaren Haerdtl-Baus, ist ein architektonischer Markstein entstanden, der das ursprüngliche Gebäude nicht versteckt oder verbaut, sondern betont und zelebriert. Damit erzählt die Architektur des neu-alten Wien Museums selbst eine historische Geschichte nach. Direktor Matti Bunzl und sein Team können sich freuen. Ein Zuckerl für die Besucher*innen ist der kostenlose Eintritt in die ständige Sammlung. Der mehrmalige Besuch dieser fabelhaften Wunderkammer wird dringend angeraten.

Das Wien Museum am Karlsplatz hat dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie an Heiligabend und Silvester von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Geschlossen ist am 1. Weihnachtsfeiertag und Neujahr. Der Eintritt in die ständige Sammlung ist für alle kostenlos.

Kontakt:

Wien Museum Karlsplatz

Karlsplatz

AT-1040 Wien

Telefon:+43 (01) 505 87 470

Telefax:+43 (01) 505 87 47 7201

E-Mail: office@wienmuseum.at

Startseite: www.wienmuseum.at



16.12.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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Am Übergang vom neuen Vorbau zu Oswald Haerdtls altem Entree

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