Jean Egger in Klagenfurt  |  | Jean Egger, Frauenbildnis, um 1923 | |
Das Museum Moderner Kunst Kärnten in Klagenfurt widmet sich aktuell dem 1934 jung verstorbenen Maler Jean Egger und stellt über 200 Werke aus seiner nur zehnjährigen Schaffenszeit vor. Anhand verschiedener Lebensstationen und Bildvergleiche wollen die Kuratorinnen Brigitte Reutner-Doneus und Christine Wetzlinger-Grundnig die künstlerische Entwicklung Eggers erläutern, der ausgehend von einer figürlichen Malerei zu einer Befreiung der Farbe und einer Auflösung der Form fand. Den Schlüsselmoment stellt wohl ein Aufenthalt in Sizilien im Frühjahr 1924 dar, bei dem der Maler mit einem gestischen Duktus experimentierte und sich zunehmend von der Gegenständlichkeit der Motive löste. Damit griff er bereits Stilmittel des abstrakten Expressionismus und des Informel voraus. „Egger suchte stets nach dem stärkstmöglichen Ausdruck, den er letztendlich in einer Weiterentwicklung seines mit Chiffren verdichteten Malstils fand. Damit antizipierte er die Kunst der Nachkriegsjahre. Eine ähnliche extreme Enervierung der Kunst taucht erst in den späten 1940er Jahren bei den Vertreter*innen der Art brut und der CoBrA-Gruppe auf: Karel Appel, Asger Jorn und Corneille hätten Jean Egger mit offenen Armen in ihre Künstlergemeinschaft aufgenommen“, erläutert Brigitte Reutner-Doneus die kunsthistorische Bedeutung Eggers. Der Kärntner Maler blieb zu Lebzeiten in seinem Heimatland weitgehend unbekannt und wurde zuletzt rund 60 Jahre nach seinem Tod mit einer Retrospektive im Wiener Belvedere gewürdigt.
Jean, eigentlich Hans, Egger wurde 1897 in Hüttenberg in Kärnten geboren und wuchs in Klagenfurt auf. Wegen seiner schwachen Konstitution wurde er vom Kriegsdienst befreit und studierte von 1918 bis 1922 Malerei an der Münchener Akademie der Bildenden Künste, unter anderem bei Carl Johann Becker-Gundahl. Anschließend unternahm Egger Reisen nach Norwegen, Holland, Italien und Schweden und schloss im Zuge dessen Bekanntschaften zu Künstlern wie Oda und Christian Krohg, Edvard Munch oder Arne Bjørnson-Langen. Der Maler lebte ab 1924 für mehrere Jahre in Paris, wo er in die gesellschaftlichen Kreise um Sophie Szeps-Clémenceau, Schwägerin des französischen Ministerpräsidenten Georges Clémenceau, aufgenommen wurde. 1926 stellte der junge Künstler in der Société des artistes indépendants in Paris das erste Mal aus, es folgten Präsentationen in Bordeaux und New York. In der Bretagne und Normandie entstanden sowohl zarte, lineare Aquarelle als auch stark pastose Landschaftsbilder. Ein Beispiel für letztere ist „Haus hinter Bäumen“ von 1928.
1929 wurde Egger zum „Officier d’Academie“ ernannt und zog mit seiner schwedischen Lebensgefährtin Signe Wallin zurück nach Kärnten. Dort entstand eine Serie mit Ansichten der Kirche St. Martin am Silberberg, in der Jean Egger sich zunehmend auf den optischen Gesamteindruck statt auf gegenständliche Details konzentrierte. Eine Einzelausstellung 1930 in der Pariser Galerie Sloden markiert den Höhepunkt seiner Karriere. Im selben Jahr reisten Egger und Wallin nach Schweden. Indem er die Farbe auf die noch feuchte vorherige Schicht auftrug, ließ der Maler die Konturen seiner Motive verschwimmen. Er schuf dynamische Kompositionen, kratzte mit dem Pinselstil verschlungene Linien in die pastosen gelb-roten Farblandschaften oder ließ an manchen Stellen die bloße Leinwand durchscheinen. Anklänge an diesen impulsiven Malstil finden sich bereits in dem Porträt „Signe“ von 1927. 1931 fand in der Wiener Galerie Würthle die einzige Ausstellung Eggers zu seinen Lebzeiten in Österreich statt; im selben Jahr wurde bei dem Künstler ein Lungenleiden diagnostiziert. Egger und Wallin zogen daraufhin in die Ortschaft Pollença im Norden Mallorcas, wo der Österreicher auf den katalanischen Maler Joan Miró traf. Entgegen seinen Hoffnungen verschlechterte sich jedoch dort der Zustand des Künstlers, er starb 1934 kurz nach der Ankunft bei seinen Eltern in Klagenfurt.
Die Ausstellung „Jean Egger“ läuft bis zum 17. September. Das Museum Moderner Kunst Kärnten ist dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.
Museum Moderner Kunst Kärnten
Burggasse 8
A-9020 Klagenfurt
Telefon: +43 (0)50 – 536 34 112 |