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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

100 Jahre Karl & Faber: Zum Firmenjubiläum hat das Münchner Auktionshaus eine illustre Auswahl an Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zusammengestellt. Glanzpunkte setzt die Sammlung von Serge Sabarsky

Die Freunde der Künstler



Max Beckmann,  Bildnis Rietje und Nelly Lütjens, 1945

Max Beckmann, Bildnis Rietje und Nelly Lütjens, 1945

Eine Million Euro könnten es schon werden – kein alltäglicher Preis für Karl & Faber. Zum hundertjährigen Firmenjubiläum wünscht sich das Münchner Auktionshaus diese Summe für ein Gemälde Max Beckmanns. Es zeigt „Rietje und Nelly Lütjens“, die Tochter und Ehefrau von Helmuth Lütjens, der während des Zweiten Weltkriegs die Dependance der Kunsthandlung Paul Cassirer in Amsterdam leitete. Der aus Hamburg stammende Lütjens unterstützte den dort im Exil lebenden Beckmann vielfach, etwa durch den Ankauf von Werken oder deren Sicherstellung. Zudem gewährte er dem Expressionisten zeitweise Unterkunft in seinem Haus in der Keizersgracht 109, etwa im September 1944, als Beckmann mit seiner Frau Quappi für eine Woche dort wohnte, um beim erhofften Einmarsch der Alliierten vor etwaigen Anfeindungen als Deutscher gewappnet zu sein. Im Frühjahr 1945 arbeitete Beckmann dann intensiv an dem Doppelbildnis, stellte es zwei Tage vor Rietjes zweitem Geburtstag fertig und präsentierte es der Familie Lütjens als innige Mutter-Kind-Darstellung, bei der Nelly ihre Tochter in fürsorglicher Geste mit ihrem Armen auf ihrem Schoß umfängt.


Für den Schätzpreis von 900.000 bis 1,2 Millionen Euro sprechen nicht nur der Name Beckmann, die historischen Umstände und die malerische Qualität sondern auch die Provenienz: Gehörte das Gemälde doch seit 1986 zu Privatsammlung des legendären New Yorker Kunsthändlers Serge Sabarsky, dann seiner Witwe Vally Sabarsky und nun der New Yorker Serge and Vally Sabarsky Foundation, die sich derzeit von mehreren Werken trennt und sich dafür auch einige deutsche Versteigerer ausgesucht hat, unter anderem eben Karl & Faber. In der Auktion am 29. Juni spielt die Sabarsky-Sammlung mit weiteren bedeutenden Werken der deutschen und österreichischen Moderne ganz vorne mit, darunter mit einem dynamisch in den Bildhintergrund fluchtenden „Waldweg“ unter grünem Blätterdach von Erich Heckel aus dem Jahr 1912 (Taxe 300.000 bis 500.000 EUR) oder Alfons Waldes Postkartenmotiv der dick verschneiten sonnenbeschienenen Tiroler Bergwelt mit der Auracher Kirche im Zentrum (Taxe 300.000 bis 400.000 EUR). Ein Fixstern im Kunsthandels- und Sammelimperium von Serge Sabarsky war Egon Schiele, der mit der energischen Bleistiftstudie für das unvollendete Portrait des Schriftstellers Robert Müller von 1918 (Taxe 200.000 bis 300.000 EUR) und der behutsam aquarellierten Skizze eines Berggipfels, wohl des Techantinger Mittagskogels der westlichen Karawanken an der österreichisch-slowenischen Grenze, vertreten ist (Taxe 250.000 bis 350.000 EUR).

Moderne Kunst

Gustav Klimt hat dann ebenfalls mit drei Zeichnungen seinen großen Aufritt: Mit dem dichten, fast malerischen Blatt eines kleinen nachdenklichen Mädchens von 1879 in noch realistischem Gestus (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR), dem Bildnis eines über eine Mauer blickenden Buben, der in einem historistischen Lünettenbild seines Bruders Ernst Klimt im Kroatischen Nationaltheater in Rijeka von 1885 wieder auftaucht (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR), und dem von erotischen Holzschnitten aus Japan inspirierten, mit wenigen blauen Strichen skizzierten „Knienden Halbakt nach links“ von 1912/13 (Taxe 90.000 bis 120.000 EUR). Als geselligen, lebensfrohen Menschen schilderte Oskar Kokoschka 1950 den anglo-amerikanischen Geschäftsmann Louis Krohnberg in fein nuanciertem Kolorit. Selten trifft man auf Werke von Richard Gerstl, dem Vorreiter des österreichischen Expressionismus. Sein überliefertes Œuvre umfasst lediglich etwa 60 Arbeiten. Serge Sabarsky konnte 1982 das frühe Bildnis des Wiener Buchhändlers Carl Zentzytzki erwerben, in dem Gerstl 1902 seinen Vermieter als nachdenklichen älteren Mann noch im klassisch-akademischen Stil portraitierte (Taxe je 80.000 bis 120.000 EUR).

Auch für Skulpturales und Grafisches konnte sich Sabarsky begeistern und legte sich Mitte der 1980er Jahre Oskar Schlemmers abstrakte Figur „Groteske“ zu. Ursprünglich fertigte Schlemmer dieses vogelartige Geschöpf, das einerseits steife hoheitsvolle Würde ausstrahlt, andererseits seine lustigen Züge nicht verheimlichen kann, 1923 aus Holz. Der posthume nach 1964 entstandene Silberguss mit Vergoldungen verlangt 70.000 bis 90.000 Euro. Druckgrafische Raritäten sind zwei expressionistische Blätter von Ernst Ludwig Kirchner: das einzig bekannte Exemplar des Farbholzschnitts „Herr mit Schoßhündchen im Café“ von 1910 in kontrastreichem Schwarz und Rot (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR) und die ein Jahr ältere, farbfrische Lithografie „Dodo mit japanischem Schirm“ als Unikat in dieser Farbstellung (Taxe 250.000 bis 350.000 EUR).

Über den Sabarsky-Kontext hinaus sticht Ernst Ludwig Kirchner ein weiteres Mal heraus. Mitte der 1920er Jahre traf er in Davos auf den Jurastudenten Robert Wehrlin, der sein Schüler wurde, verewigte den jungen Maler in seiner farbintensiven, flächigen Komposition „Kopf Wehrlin“, wählte für den Hintergrund einen Wandteppich, den er selbst entworfen hatte, und zeigt somit ein Werk im Werk. Das Gemälde, das nun mit 600.000 bis 700.000 Euro antritt, war ein Geschenk mit persönlicher Widmung an Gustav Schiefler, den großen Expressionismus-Sammler, Freund und Förderer Kirchners. Expressionistische Akzente setzen zudem Alexej von Jawlenskys frühe oberbayerische „Frau mit Tracht“ und energischem Blick um 1905/06, die von der Auseinandersetzung mit Vincent van Gogh zeugt (Taxe 400.000 bis 500.000 EUR), und die kraftvolle „Schneelandschaft mit Häusern“ in Kochel, die Gabriele Münter 1908/09 direkt vor der Natur malte und kurze Zeit später für eine größere Komposition verwendete (Taxe 550.000 bis 650.000 EUR).

Neben diesen deutschen und österreichischen Künstler*innen haben Karl & Faber eine ansehnliche Suite französischer Maler für ihre Jubiläumsauktion aufgetan. Da ist zunächst Henri Martins südfranzösische Landschaft „Le Port de Collioure“ bei aufgehender Sonne in virtuosem pointillistischem Farbenspiel um 1930 (Taxe 300.000 bis 500.000 EUR). Mit Max Ernsts blau gesättigter Grattage „Remous“, die 1925 im französischen Küstenort Pornic als Teil der Serie „La Mer“ entstand und sich durch einen Wirbel über der Wasserfläche und eine kleine Vulkaninsel auszeichnet, ist der Surrealismus erreicht (Taxe 350.000 bis 400.000 EUR). In die gestische Nachkriegsabstraktion geht es bei Hans Hartungs Leinwand „T 1971-H10“ mit ruhigen vertikalen Farbbahnen in Gelb, Blau und Braunrot, zwischen die sich breite Balken und eine kecke dünne Linie in Schwarz schieben (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR). Zellenartige Räume, die von naiv dargestellten Figuren bevölkert sind, kennzeichnen Jean Dubuffets variantenreiche Werkreihe „Sites“ von 1981/82, zu der auch „Site avec 7 Personnages“ gehört (Taxe 250.000 bis 300.000 EUR).

Kunst seit 1945

Daran schließt sich im Katalog „Kunst nach 1945 – Zeitgenössische Kunst“ eine Folge von Arbeiten der Münchner Künstlergruppe „Spur“ an, für die die „abstrakte Kunst ein hundertfach abgelutschter Kaugummi“ war. Die „Gesichter einer Landschaft“ tauchen auf Heimrad Prems Leinwand von 1961 genauso roh und derb auf (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR), wie Lothar Fischers gleichaltrige Bronzeplastik „Pegasus“ (Taxe 15.000 bis 25.000 EUR). Den zwischen kindlicher Figuration und spontaner Abstraktion changierenden Neoexpressionismus bediente auch Hans Peter Zimmer 1963 auf seinem Gemälde „Nordwind (Das Überwir)“ (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR). Zur Gruppe „Spur“ gehörte schließlich noch Helmut Sturm, der auf seiner titellosen grün-blauen Leinwand von 1961 Körper anschwellen lässt und damit den Bildraum dynamisiert (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR), während er für „Rosenrot“ von 1963 Farbseen auf gelb-weißem Grund überlagert und sie teils durch filigrane Linien strukturiert (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR).

Eröffnet wird die Auktion am 30. Juni von Zoran Musics stiller Landschaft „Cavallini che Passano“ von 1948, in der die titelgebenden Pferde nur verschwommen im Einheitsbraun aufschimmern (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). Im italienischen Kulturkreis bleibt es mit Piero Dorazios farbstarker Netzstruktur „Majora II“ von 1984 auf monochrom rotem Grund (Taxe 90.000 bis 120.000 EUR) oder Cy Twomblys Kritzelei „Untitled (Roma)“ von 1961/79, die wesentlichen Merkmale seiner Kunst wie Schrift, Zahlen und das charakteristische „Scribble“ enthält (Taxe 400.000 bis 600.000 EUR). Preislicher Höhepunkt sind die 500.000 bis 700.000 Euro für Günther Förgs museales Werk von 1993 mit schwarzen Gitterstrukturen auf grauem Grund und einem mittigen Farbfeld in Orange, das durch rote und schwarze Partien in vertikaler Ausrichtung belebt wird. Während Rupprecht Geiger 1964 bei seiner monochrom orangefarbenen Leinwand „416/64“ auf eine ausgewogene Farbmodulation setzte (Taxe 70.000 bis 100.000 EUR), griff Katharina Grosse bei ihrer über vier Meter breiten Malerei von 2015 tief in die Farbtöpfe und schuf mit den großflächig gesprayten und zerrissenen Farbesegmenten eine tiefenräumlich wirkende Arbeit von überwältigender Präsenz (Taxe 200.000 bis 250.000 EUR).

Großformatig ist zudem ein grün-blaues wildes Schüttbild von Hermann Nitsch aus dem Jahr 2010, in dessen Zentrum ein rot beschmiertes Malhemd hängt und dem Werk damit Objektcharakter verleiht (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Ganz ins Dreidimensionale geht es mit Franz Wests bunt gefasstem amorphem und zerklüftetem Gebilde aus Gips und Pappmaschee, das an eine menschliche Büste erinnert (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Etwas mehr Figuration schält sich bei Anselm Kiefers materialreichem Bild „Zim Zum“ von 2006 heraus, bei dem der Deutschfranzose auf die jüdische Mystik zurückgreift und das Motiv des fragilen Turm variiert (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Andy Warhol steuert unter anderem vier Serigrafien nach Tischbeins berühmtem Goethe-Portrait in der Auflage der 22 Artist Proofs aus dem Jahr 1982 bei, die als komplette Folge selten zu haben und je zwischen 80.000 und 150.000 bewertet sind. Mit figurativer Wucht führt Jonas Burgert sein menschliches Welttheater auf dem fast fünf Meter breiten Triptychon „Stück Hirn“ von 2009 auf und lässt den Betrachter an der rätselhaften surrealen Szene zwischen Schönheit und Unbehagen teilhaben (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Berlinde de Bruyckere geht es oft um den versehrten Menschen. So hat sie für „Robin V“ 2007/08 aus Wachs und Harz einen kopflosen Torso in marmorähnlicher Textur geschaffen, ihn in einen Glaskasten auf einem alten Tisch gelegt und stellt mit ihm existenzielle Fragen nach Verletzlichkeit und Tod (Taxe 150.000 bis 200.000 EUR).

Die Auktion beginnt am 29. Juni um 14:30 Uhr mit der Modernen Kunst, am 30. Juni folgt um 14:30 Uhr die Zeitgenössische Kunst. Die Besichtigung ist noch bis zum 28. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr möglich.

Kontakt:

Karl & Faber Auktionen

Amiraplatz 3

DE-80333 München

Telefon:+49 (089) 22 18 65

Telefax:+49 (089) 22 83 350

E-Mail: info@karlundfaber.de



26.06.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Werner Häußner

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Ernst Ludwig Kirchner,  Kopf Wehrlin, 1924/26

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