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Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Orientalismus vom Feinsten: Das Dorotheum in Wien ruft für Osman Hamdi Bey einen Millionenbetrag auf

Verklärte Fremde



Osman Hamdi Bey,  Ein Blick in den Spiegel

Osman Hamdi Bey, Ein Blick in den Spiegel

Dass ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert im Wiener Dorotheum wertmäßig über den Alten Meistern rangiert, ist schon eine kleine Sensation. Dieses Verdienst gebührt Osman Hamdi Bey. Der 1842 in Istanbul als Sohn des Großwesirs geborene Maler gilt als der erste osmanische Künstler, der westliche und östliche Traditionen miteinander verband und damit die moderne türkische Malerei begründete. Ausgebildet in Paris bei Gustave Boulanger, Fausto Zonaro und Jean-Léon Gérôme, verbreitete er seine Kenntnisse in seiner Heimat an seiner 1883 gegründeten Kunstschule und war als Kunstförderer, Museumsgründer, Archäologe sowie als Bewahrer des nationalen Kulturguts damals die zentrale Gestalt im kulturellen Leben seines Landes. Sein Gemälde „Ein Blick in den Spiegel“, den eine junge, vornehm gewandete Dame im Ankleideraum eines Palastes wirft, um sich für den Ausgang herzurichten, oszilliert zwischen Orient und Okzident und gibt wohl eine realistischere Sicht auf die privaten Sphären im osmanischen Reich wieder, als dies westlichen Malern möglich und gestattet war. Bereits im Oktober 2019 überzeugte das Dorotheum mit Osman Hamdi Beys „Dame turque“ bei 1,5 Millionen Euro. Daran orientiert sich der aktuelle Schätzpreis für das wiederum aus einer italienischen Privatsammlung eingelieferte Werk mit 1 bis 1,4 Millionen Euro.


Heutzutage wird der Orientalismus, der auch über die Kunst verbreitet wurde, als eurozentrisches Konstrukt des 19. Jahrhunderts stark hinterfragt. Gerade der Malerei wird vorgeworfen, dass sie romantisierende und exotistische Positionen transportiere, die wenig mit der Realität in den Ländern des Orients zu tun gehabt hätten. So kann man Raphael von Ambros’ schwarzen Haremswächter vor dem Bronzetor eines Palastes von 1894 verstehen, der in der prächtigen Darstellung seiner Kleidung, Waffen und Accessoires eher für eine idealisierte westliche Vorstellung steht (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Man kann sich aber auch von Zauber der Landschaft und Menschen gefangen nehmen lassen, wenn etwa Auguste Étienne François Mayer seinen Blick über den Bosporus mit zahlreichen Booten auf die Ortaköy-Moschee unter rot glühendem Abendhimmel schweifen lässt (Taxe 35.000 bis 45.000 EUR) oder Leopold Carl Müller einen „Beduinen“ im Profil und einen „Araber mit gelbem Turban“ schlicht abkonterfeit (Taxe je 5.000 bis 7.000 EUR).

Bei Rudolf Ernsts hochformatigem Bildnis eines bärtigen Arabers vermuten einige Fachleute, dass es sich um ein Gemälde von Abd el-Kader, einem algerischen Führer, Gelehrten und arabischen Volkshelden, handeln könnte; gesichert ist das jedoch nicht (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Giuseppe Signorini zeigt uns auf seinem feinen Aquarell zwei Orientalen beim Gebet in der Moschee (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR), Ippolito Caffi dann das Hippodrom von Konstantinopel mit der Blauen Moschee und dem Obelisken des Theodosius (Taxe 18.000 bis 22.000 EUR), und Louis-Hector Leroux greift sogar auf die Antike zurück, wenn er die byzantinische Kaiserin Theodora mit ihrem ausschließlich weiblichen Hofstaat in ebendiesem Hippodrom etwas griesgrämig einem Wagenrennen beiwohnen lässt (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Fausto Zonaro nimmt uns dann zum Fluss Göksu auf der asiatischen Seite des Bosporus mit, an dessen überraschend kleinteilig bebautem Ufer die Menschen lustwandeln (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR).

Doch Malerei ist immer ein Konstrukt und den Ideen der jeweiligen Zeit verhaftet, etwa wenn Eugen von Blaas seine typischen vorwitzigen Venezianerinnen malt, in diesem Fall 1897 die beiden „Neugierigen“, von denen eine auf einer Leiter steht und keck über eine hohe Mauer schaut (Taxe 120.000 bis 160.000 EUR). Das Lob auf Venedig stimmen in der Auktion wieder etliche Maler an, etwa wenn sich Giovanni Grubacs an einem heiteren Tag vor die Biblioteca Nazionale Marciana stellt und gen Osten auf den Dogenpalast und den Molo mit anlegenden Gondeln und Segelbooten schaut (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR) oder unter bewölktem Himmel von der Riva degli Schiavoni genau in die andere Richtung sieht (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). Rubens Santoro dringt weiter in die Serenissima ein und lässt einen kleineren Kanal mit wenigen Menschen in hellem Sonnenlicht aufleuchten (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Auch Rudolf von Alt hielt sich 1847 in Venedig auf und rückte die gotische Ca’ d’Oro am Canal Grande dann schon wieder als Postkartenmotiv auf seinem Aquarell ins Zentrum (Taxe 24.000 bis 34.000 EUR). Noch faszinierender sind die Detailverliebtheit und Präzision, mit der Alt 1875 aus der Vogelperspektive die Planungen für den „Wien-Dornbacher Boulevard und Alsbach-Einwölbung“ aquarellierte (Taxe 14.000 bis 28.000 EUR).

Diese Akkuratesse spricht zudem aus Emile Pierre Joseph de Cauwers Sicht auf die Altstadt von Prag mit der Teynkirche als Fluchtpunkt, der der Belgier mit seinen vielen verschatteten Partien etwas vom „dunklen Mittelalter“ verlieh (Taxe 24.000 bis 30.000 EUR). Bei Vincenzo Capriles Marktszene aus Neapel beschleicht den Betrachter ebenfalls ein mulmiges Gefühl; versteckt doch eine junge Mutter bei ihrem Stand ihr kleines Kind vor den Blicken eines Schafeschlächters (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Ein beschwingtes Genregemälde ist dagegen Gaetano Chiericis ländliche Bauernstube „Una partita a Briscola“ mit drei fröhlichen Kindern beim Kartenspiel (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). Auch Friedrich Gauermann idealisiert das oft harte Landleben, wenn er um 1855 seinen Almabtrieb in Altaussee mit Blick auf das Dachsteinmassiv als Idylle anlegt (Taxe 90.000 bis 140.000 EUR).

Mondän wird es dann bei Federico Zandomeneghi und seinem Gemälde „Im Atelier des Künstlers“ mit einer wohlhabenden Frau, die eben ein Blatt aus einer Grafikmappe gefischt hat und es eingehend studiert (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). Der holden Weiblichkeit widmete sich zudem Vittorio Matteo Corcos 1889 bei seinen zwei jungen Schönheiten, die mit ihrem „Gefiederten Freund“, einem Rotkehlchen, herzlich spielen (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Als Sinnbild für die Mutterliebe hat Paolo Troubetzkoy 1906 seine Bronzegruppe „Madre con Bimbo“ mit Anklängen an den Jugendstil geschaffen (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). Bei Charles van den Eycken achtet die Katzenmutter mehr auf ihre vier Kleinen und sitzt erhöht auf einem Folianten, um die Kätzchen auf dem Schreibtisch im Auge zu behalten (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR). Eine Verbindung von Menschlichem und Natürlichen geht auch Vlaho Bukovacs junge Frau im Garten ein, die mit ihrem auffälligen roten Sommerhut und ihren ausgestellten Ärmeln fast als Blüte daherkommt (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR).

Gut vertreten ist in der Auktion die Bergwelt, etwa eine blühende Alpenwiese in Tirol, die Marie Egner geschickt in Untersicht angelegt hat und damit das Steile des Aufstiegs betont (Taxe 25.000 bis 35.000 EUR). Emilio Longoni geht bei seiner Sicht auf eine Matte und Alpengipfel im Hintergrund malerisch einen Schritt weiter und zerlegt die Farbe im Sinne des Divisionismus (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Während Emil Jakob Schindler das Kolorit bei seiner „Dampferstation an der Donau bei Kaisermühlen“ von 1871 an einem verregneten Tag deutlich zurücknimmt (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR), lassen es Olga Wisinger-Florian bei ihrer „Abendstimmung“ mit dem Motiv des Goldfischteichs aus dem Park von Erzherzog Josef Karl Ludwig in Fiume und Lea von Littrow bei ihrer ausschnitthaften Meeresbrandung mit zwei Felsen richtig impressionistisch aufleben (Taxe je 30.000 bis 40.000 EUR). Der adriatischen Küste am Balkan hatte sich auch Menci Clement Crncic verschrieben und zeigt eine karstige Anhöhe beim Dorf Plase in seiner Heimat Kroatien, die sich über Landzungen bis zum blauen Meer erstreckt (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR).

Die Auktion beginnt am 2. Mai um 18 Uhr. Die Besichtigung ist bis zum Auktionsbeginn täglich von 10 bis 17 Uhr, am 30. April und 1. Mai von 14 bis 17 Uhr möglich. Der Katalog listet die Kunstwerke unter www.dorotheum.com.

Kontakt:

Dorotheum

Dorotheergasse 17

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 515 60 0

Telefax:+43 (01) 515 60 443

E-Mail: client.services@dorotheum.at

Startseite: www.dorotheum.com



28.04.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Werner Häußner

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Paolo Troubetzkoy,  Mutterliebe, 1906

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Rudolf von Alt,  Wien-Dornbacher Boulevard und Alsbach-Einwölbung, 1875

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Ippolito Caffi,  Blick auf das Hippodrom von Konstantinopel mit der Blauen Moschee und dem Obelisken des Theodosius, 1853

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Olga Wisinger-Florian,  Abendstimmung. Motiv aus dem Parke S. k. H Erzherzog Josef in Fiume, wohl 1904

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