Düsseldorf würdigt Dieter Krieg Großformatige Bilder mit belanglosen Motiven, die in breiten drallen Farbflüssen den Betrachter fast zu erschlagen scheinen und ihn auf Abstand halten, sind „gut für die Aug’n“. Unter der Überschrift dieses Werktitels hat die Düsseldorfer Akademie-Galerie rund 50 Arbeiten Dieter Kriegs versammelt. Schon lange geplant, bot nun der 85. Geburtstag des am 21. Mai 1937 in Lindau am Bodensee geborenen und 2005 in Quadrath-Ichendorf bei Köln verstorbenen Malers endlich die Gelegenheit, ihn in der Akademiekünstlern vorbehaltenen Galerie zu würdigen.
Im ersten Saal hat die Kuratorin Vanessa Sondermann Anfang und Ende seines Schaffens verschmolzen. Der Durchbruch des ab 1958 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe ausgebildeten Künstlers gelang mit seinem Auftritt im Deutschen Pavillon auf der venezianischen Biennale von 1978, wo ihn der Museumsmann Klaus Gallwitz zusammen mit Ulrich Rückriem vorstellte. Zwei Bilder von damals sind in der Schau wieder zu sehen: Nervöse Illustrationen auf Papier von Wildgewässern und Schwimmern im Strom, von denen man mal einen Arm, mal eine Schulter zu erkennen glaubt, auf großem Format offen und heftig gemalt. Fast sieht man sich kraftzehrenden Dramen gegenüber. Unter dem Leitgedanken, sein Schaffen in den Jahren vor seinem Tod noch einmal zu reflektieren, zeichnete Krieg um 2004 alte Sujets ohne Farbe in Schwarzweiß noch einmal unter Hinzufügung witziger, ironischer Worte ab.
Als der damalige Düsseldorfer Akademiedirektor Norbert Kricke Kriegs großformatige Werke in Venedig sah, war er derart begeistert, dass er den schüchternen und zurückhaltenden Maler noch im selben Jahr als Professor an die Kunstakademie verpflichtete, wo Dieter Krieg 25 Jahre bis zu seiner Emeritierung lehrte. Hier hatte er zu einer der Malerei abholden Zeit nur wenige Studenten. Zusammen mit Andreas Schulze, Cordula Güdemann, Bernd Jünger und Ulrike Westerhoff, seinen ersten Student*innen, kreierte er die Plastik „Drei Teddybären“ in Anlehnung an zahlreiche Vorbilder der abendländische Kunst, etwa den Drei Grazien. Den Hintergrund bilden die drei überdimensionierte Möhren und ebenso viele Sprachbilder mit dem Titel „gut für die Aug’n“.
Das Spiel mit den Bedeutungsoptionen der Sprache griff Dieter Krieg dann immer wieder auf, so im Monumentalbild der in grünen Leinen gebundenen Erstausgabe des Romans „Watt“ von Samuel Beckett. Die Motive eines Spiegeleis und eines Koteletts stehen dann am Ende symptomatisch für seine Serien, die Banalitäten von Alltagsgegenständen hinterfragen. Hier fließen Ideen der Pop Art, des Informel und der Bildkultur des Comics ein. Krieg, so sein Mentor Klaus Gallwitz, unternahm nichts anderes, „als das Ready-made in die Malerei zurückzuübersetzen“.
Die Ausstellung „Dieter Krieg – gut für die Aug’n“ ist bis zum 12. Februar 2023 zu sehen. Die Akademie-Galerie hat freitags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet; vom 19. Dezember bis zum 5. Januar bliebt sie geschlossen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Akademie-Galerie
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