Zum 90. Geburtstag von Dieter Rams  |  | Dieter Rams plädiert für einen verantwortungsvollen Konsum | |
Dieter Rams hat am Wochenende seinen 90. Geburtstag gefeiert. Bekannt ist der Designer vor allem für seine Schöpfungen für die Firma Braun, die er mit dem Motto „weniger, aber besser“ seit Mitte der 1950er Jahre konzipierte. Aus Anlass seines Jubiläums publizierte Rams ein Statement, in dem er die Rolle und die Verantwortung seines Berufsstands hinterfragt. Gerade seine Laufbahn, die es ihm ermöglicht habe, die Umwelt besser zu machen, und sein Alter hätten ihn veranlasst, die Gestaltung der Dingwelten neu zu überdenken. Die schlimmsten Fehler seien, die Lebenswirklichkeit der Menschen zu übersehen, und die Fahrlässigkeit gegenüber der natürlichen Umwelt. Ein ernst zu nehmendes Industriedesign müsse heute überzeugende neue Konzepte für ein richtiges und gutes Leben in einer geschädigten Welt entwickeln.
„Wir müssen von der Unkultur des Überflusses, der Verschwendung, der Billigkeit im Wortsinn, aber auch im übertragenden Sinne wegkommen. Das bedeutet, dass wir mehr Dinge benötigen, die wirklich das sind und das leisten, was die Benutzer von ihnen erhoffen: Erleichterung, Erweiterung, Intensivierung des Lebens. Und das mit möglichst geringem, ressourcenschonendem Aufwand. ‚Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie‘, heißt es in der Philosophie des japanischen Wabi-Sabi“, erklärte Rams. Der Optimist forderte aus diesem Grund „wirkliche Einigkeit und gemeinsames Handeln“. Weniger, aber brauchbarere, nützlichere, umweltschonendere, universellere und dabei auch faszinierendere Dinge seien die Lösung, wenn die Gesellschaft einen gedankenlosen Konsum in einen verantwortungsvollen Konsum verändern wolle. Zum Zweck des Umdenkens bei der Gestaltung habe er eine Stiftung gegründet, die die aktuellen Bedürfnisse befriedigendes Design unterstützt.
Dieter Rams wurde am 20. Mai 1932 in Wiesbaden geboren und studierte während einer Ausbildung zum Tischler bis 1953 Architektur und Innenarchitektur an der Werkkunstschule Wiesbaden. Bereits in den 1950er Jahren konzipierte er mit Hans Gugelot einen Plattenspieler, den heute noch bekannten „Schneewittchensarg“. Bis 1995 prägte er das klare Erscheinungsbild der Produkte aus dem Hause Braun; aktuell arbeitet Rams noch für das Unternehmen Vitsœ, das seit über 60 Jahren seine Möbelentwürfe produziert. Zum Geburtstag des Designers hat das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main seinen Raum zu Dieter Rams in der Dauerausstellung neu gestaltet und anderweitig, unter anderem mit Fotografien seiner Ehefrau Ingeborg Rams, bestückt. Währenddessen läuft bis zum Frühjahr 2023 die Ausstellung „Dieter Rams. Ein Blick zurück und voraus“ in fünf Goethe-Instituten in den USA. |