Praemium Imperiale verliehenDie Preisträger des diesjährigen Praemium Imperiale, des Nobelpreises der Künste, stehen fest. Die hochdotierte japanische Auszeichnung geht an den US-amerikanischen Cellisten Yo-Yo Ma, den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado, den Lichtbildhauer James Turrell aus den USA und den australischen Architekten Glenn Murcutt. Das gab heute Klaus-Dieter Lehmann, internationaler Berater der Japan Art Association und ehemaliger Präsident des Goethe-Instituts, in Berlin bekannt. In der Kategorie Theater/Film wird der Preis aufgrund von Auswirkungen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht vergeben. Lehmann würdigte die Preisträger: „Die ausgewählten Künstler zeichnen sich in ihren jeweiligen Ausdrucksformen durch große Offenheit und mutiges gesellschaftliches Engagement aus. Sie sind bereit, Grenzen zu überschreiten und das Verbindende zu stärken. Mit ihren künstlerischen Positionen durchbrechen sie gerade in der Corona-Krise Abschottung und Isolation.“
In den Begründungen zu den Preisträgern heißt es: Sebastião Salgado, Preisträger in der Kategorie Malerei, ist ein international anerkannter Fotograf aus Brasilien, dessen Schwarzweißbilder in ihrer Dramatik und künstlerischen Perfektion aufwühlen. Seine kontrastreichen Fotografien stellen die Besitzlosen und Ausgebeuteten, Völker und Landschaften der Erde, Natur und Zerbrechlichkeit der Welt und ihrer Bewohner in den Mittelpunkt und sind von ebenso atemberaubender wie verstörender Schönheit. Der Einsatz von natürlichem Licht verstärkt die Wirkung und verleiht den Bildern eine Tiefe, die zur Reflexion anregt.
In der elementaren Wirkung von Licht liegt das Wesen des Werks von James Turrell. Die Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers sind tiefgründig und von großer Klarheit, Ruhe und Strahlkraft. Sie laden zu Meditationen ein, bei denen wir „nach innen gehen, um das Licht zu begrüßen“, so Turrell. Seine Erkenntnis, dass wir „selbst im Traum mit geschlossenen Augen Licht sehen“, drückt sich in seinen farbigen Lichtinstallationen aus. Licht ist für ihn der Werkstoff, der „unser Innenleben mit der äußeren Welt verbindet“.
Glenn Murcutt ist der erste Australier, der den Praemium Imperiale erhält. In Anlehnung an die Aborigines und ihre Maxime „Berühre das Land sanft“ prägt sein Werk eine poetische Leichtigkeit. Es steht in unaufdringlicher Art im Einklang mit der Natur, ohne die Prägung durch die Rationalität der klassischen Moderne zu leugnen. Glenn Murcutt ist seiner Zeit voraus: Seine gesamte Laufbahn hat er damit verbracht, umweltfreundliche Gebäude zu entwerfen, die sich behutsam in Australiens Landschaften einpassen und in den Traditionen und Materialien seiner Heimat verwurzelt sind.
Der US-amerikanische Cellist Yo-Yo Ma gilt als einer der großen Ausnahmemusiker unserer Zeit. Er ist international bekannt als leidenschaftlicher Verfechter der Kunst in ihrer verbindenden Kraft, mit der er Vertrauen und Verständnis zwischen Menschen schafft und sie weit über das klassische Repertoire hinaus inspiriert. In vielfältigen Projekten arbeitet er mit Künstlern aus unterschiedlichen Sparten und Traditionen zusammen, die über jegliche Grenzen hinweg in der Sprache der Musik miteinander kommunizieren.
Seit über drei Jahrzehnten vergibt die Japan Art Association jährlich auf Basis von Vorschlägen der sechs Nominierungskomitees in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und den USA die renommierte, mit 15 Millionen Yen, rund 115.000 Euro, dotierte Auszeichnung an Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten einen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung der Kultur leisten und deren Schaffen die Welt in besonderem Maße bereichert. Zudem verlieh die Japan Art Association dem mit 5 Millionen Yen, rund 40.000 Euro, dotierten Nachwuchspreis für junge Künstler. Er ging an das italienische Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro. „Mit der Ausbildung von hochqualifizierten Restauratoren sichert es Erhalt und Pflege von Kunstwerken unterschiedlicher Sparten und leistet seinen Teil zur Bewahrung des kulturellen Erbes“, so in der Begründung. |