West-östlicher Kulturaustausch im Wiener Belvedere  |  | in der Ausstellung „Raden Saleh, Osman Hamdi Bey und Hakob Hovantanyan – Kunst von Welt in der Sammlung des Belvedere“ | |
Mit seiner aktuellen Ausstellung „Kunst von Welt in der Sammlung des Belvedere“ will das Wiener Museum einen anderen Blick auf die eigenen Bestände eröffnen und stellt drei Werke von Raden Saleh, Osman Hamdi Bey und Hakob Hovantanyan in den Mittelpunkt. Kurator Markus Fellinger hat dazu Salehs „Kämpfende Tiger über der Leiche eines Javaners“, Hamdi Beys Personenstudie „Über den Koran meditierend“ und Hovnatanyans „Naser ad-Din. Der Schah von Persien“ ausgewählt, die es dem Betrachter ermöglichen, vom eurozentrischen Blick auf die Belvedere-Sammlung abzuweichen und zu einer multiperspektivischen Anschauung auf kulturelle Überlieferungen überzugehen. Das Zusammenspiel zwischen europäischer Ausbildung und der Maltraditionen ihrer Heimatländer ließ bei den drei Künstlern aus dem arabisch-fernöstlichen Raum einen besonderen Stil entstehen, der kulturelle Grenzen überwand. Die 31 Exponate reflektieren die Hintergründe der Gemälde und setzen den Fokus auf das Zusammenwirken zwischen verschiedenen Kulturtraditionen.
Der aus Indonesien stammende Prinz Raden Sarief Bustaman Saleh Ben Jaggia lebte von 1829 bis 1852 und von 1875 bis 1878 in Europa, wurde in Holland von Cornelis Kruseman und Andreas Schelfhout ausgebildet und erreichte in beiden Kulturen einen hohen Bekanntheitsgrad. Wurden im Westen seine Kreativität und sein Künstlertum zu seiner Zeit immer exotisiert, wurde Salehs Originalität in seiner Heimat eher angezweifelt und als „europäisiert“ bezeichnet. Der 1842 in Istanbul geborene Osman Hamdi Bey ging zum Jurastudium nach Paris, beschäftigte sich dort aber vor allem mit der Malerei und nahm Unterricht bei Jean-Léon Gérôme und Gustave Boulanger. Zurück in seiner Heimat Istanbul war Hamdi Bey Begründer der 1883 eröffneten, ersten staatlichen Kunstakademie und Gründungsdirektor des kaiserlichen Museums. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit machte er auch als Minister, Botschafter und Großwesir politisch Karriere.
Der eher westlich geprägte Armenier Hakob Hovantanyan, gebürtig 1806 in Tiflis, interessierte sich für die Kultur Persiens, verlegte mit 52 Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach Täbris und dann nach Teheran. Inspiriert von der dortigen Maltradition, porträtierte er im Laufe seines Lebens einige der mächtigsten Herrscher Persiens und stieg zum Hofmaler auf. Für seine Schenkungen an den österreichischen Kaiser erhielt Hovantanyan das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Die Gemälde der drei Künstler, deren Werke heute im Kunsthandel bis zu Millionenbeträgen erzielen, kamen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über das Kaiserhaus in die Sammlungen des Belvedere und führten in der stark österreichisch und europäisch geprägten Sammlung bisher ein wenig beachtetes Dasein.
Die Ausstellung „Raden Saleh, Osman Hamdi Bey und Hakob Hovantanyan – Kunst von Welt in der Sammlung des Belvedere“ läuft vom 9. September bis zum 27. März 2022. Das Obere Belvedere hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist nur mit Zeitfenstertickets möglich, beträgt 18 Euro, ermäßigt 15,50 Euro und reduziert sich bei Online-Buchung auf 15,90 Euro, ermäßigt 13,40 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ist er frei. Der Katalog kostet 19 Euro.
Österreichische Galerie Belvedere – Oberes Belvedere
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