Europäische Kurstädte werden Weltkulturerbe  |  | Die Kuranlagen von Bad Kissingen gehören nun zum Weltkulturerbe | |
Die UNESCO hat elf europäische Kurstädte zum Weltkulturerbe erklärt. Neben Baden-Baden, dem rheinland-pfälzischen Bad Ems und dem unterfränkischen Bad Kissingen in Deutschland wurden Bath in England, Vichy in Frankreich, Spa in Belgien, Montecatini Terme in Italien, Baden bei Wien sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in Tschechien ausgezeichnet. Die architektonischen Ensembles der Kurstädte entstanden rund um heilsame, mineralische Quellen und dienten den Gästen mit monumentalen Trink- und Flanierhallen, mondänen Kurhäusern und Hotels, Sakralbauten, großräumigen Kursälen, Theatern und Casinos sowie Sportanlagen, Gärten und Parks als Orte der Erholung, der Unterhaltung aber auch als Schauplätze politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen. Zu den namhaften Besuchern der „Bedeutenden Kurstädte Europas“ zählten unter anderem der russische Zar Alexander II., Reichskanzler Otto von Bismarck, der Schriftsteller Fjodor Dostojewski, die Pianistin Clara Schumann und Komponisten wie Jacques Offenbach oder Johannes Brahms.
Bereits die Römer kannten die wohltuende Wirkung der Thermalbäder, wie die noch heute begehbaren antiken Fundamente in Baden-Baden zeigen. In der Neuzeit und während Aufklärung und Humanismus wurde die Heilkraft des Wassers sowohl beim Baden, als auch beim Trinken weiter untersucht und die Balneologie zu einer eigenen Wissenschaft. Die Kurbäder, für deren Gestaltung man hochrangige Architekten hinzuzog, gewannen insbesondere zwischen 1700 und 1930 an Beliebtheit und zogen mit der Zeit Ausflügler aus allen Gesellschaftsschichten an. In Europa entstanden ab dem 18. Jahrhundert rund 1.500 größere und kleinere Kurorte.
Bad Kissingen besitzt die größte Trinkhalle weltweit, die von Max Littmann aus modernem Stahlbeton errichtet wurde und als geschlossenes Gebäude auch die Winterkur ermöglichte. Wo im Mittelalter die Badetürme der Landgrafen von Hessen-Darmstadt und der Fürsten von Oranien-Nassau standen, heißt heute das Grand-Hotel von Bad Ems die Kurgäste mit fünf Thermalquellen in und unter der Brunnenhalle willkommen. Wie groß das internationale Ansehen der Kurstädte war, bezeugt unter anderem das glamouröse Casino der Stadt Baden-Baden: bei der Innenausstattung ließ sich der Franzose Jacques Bénazet Ende der 1830er Jahre von Räumlichkeiten französischer Paläste inspirieren, unter anderem dem Boudoir der Madame Pompadour.
Das UNESCO-Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online. Vertreter aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention entscheiden jährlich über die Auszeichnung neuer Kultur und Naturstätten in die Welterbeliste und prüfen den Erhaltungszustand der bereits aufgenommen Orte. Die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes umfasst aktuell mehr als 1.120 Stätten in 167 Ländern; Deutschland verfügt damit über 48 Welterbestätten, Österreich über elf. |