Die Kunst, online zu lesen.

Home


Magazin

News


Marktberichte


Ausstellungen


Journal


Portraits


Top Event


Netzkunst





Kunst kaufen
Werben

Translation EnglishFrench

Auktionsanzeige

Am 04.12.2024 Auktion 415: Dezember-Auktion

© Neumeister Münchener Kunstauktionshaus

Anzeige

Meereserwachen, 1913 / Hans Thoma

Meereserwachen, 1913 / Hans Thoma
© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


Anzeige

Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé
© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


Anzeige

Garten mit Rittersporn, Rudbeckia, Mohn und Mergeriten / Klaus Fußmann

Garten mit Rittersporn, Rudbeckia, Mohn und Mergeriten / Klaus Fußmann
© Kunsthandel Hubertus Hoffschild


Newsmailer Eintrag

Bestellen Sie bitte hier:


Suchen mit Google

Google
WWW
kunstmarkt.com

Ausstellungen

Aktuellzum Archiv:Ausstellung

Mit zarten Objekten aus Naturmaterialien bespielt Christiane Löhr das Haus am Waldsee und präsentiert erstmals in Berlin ihr zwischen Minimal Art, Arte Povera und Land Art changierendes Werk

Ein Panorama auf das Ganze



Ein kleiner Tempel aus Efeusamen, ein Tempel aus Baumblüten, eine Kuppel aus Pflanzenstängeln und ein Kissen aus Löwenzahnsamen – ihre fragile Beschaffenheit zeichnet die skulpturalen Objekte von Christiane Löhr aus. Die im toskanischen Prato und in Köln wohnhafte und dort arbeitende Künstlerin schafft mit Naturmaterialien ephemer wirkende Konstruktionen, Skulpturen und Architekturen. Für ihren Auftritt im Berliner Haus am Waldsee im Rahmen einer Einzelausstellung entwickelte Löhr mit ihren zarten und flüchtigen Werken einen speziellen Parcours durch die Kabinetträume. Zudem schuf sie neue Arbeiten, die sie vor Ort realisiert hat. Darin setzt sich Löhr mit der architektonischen Begebenheit des Ausstellungshauses auseinander.


Das Arbeitsmaterial entnimmt die 1965 in Wiesbaden geborene Künstlerin der Umwelt und folgt dabei den Jahreszeiten: Samen verschiedener Pflanzen wie Löwenzahn und Disteln, Stängel von Gräsern, Kletten, Baum- und Efeublüten, Katzen-, Pferde- und Hundehaar und andere kleine und kleinste Fundstücke der Natur. Pro Arbeit verwendet sie nur eine einzige Pflanzenart. Die oft winzigen, aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelösten organischen Teile dienen als Bauelemente für die fragilen, an geometrische Körper erinnernden Objekte, die die Künstlerin einzeln oder in kleinen Gruppen auf weißen Flächen oder an Wänden und von Decken hängend arrangiert.

Die teils nur mehrere Zentimeter großen Objekte sind Resultate einer intensiven Beschäftigung mit den Prinzipien des Minimalismus, die im Reduzieren auf einfache und übersichtliche, meist geometrische Grundstrukturen und häufig in serieller Wiederholung eigene Ordnungen mit eigenen Regeln und Gesetzen herstellen. Dabei operiert Christiane Löhr mit Gegensätzen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere. Diese Praxis bestimmt sowohl die Form der Skulpturen, als auch deren inneres Gleichgewicht. Ohne Zuhilfenahme anderer Materialien kommen ausschließlich die tragenden und stützenden Kräfte eines sensibel ausbalancierten Kräftespiels zum Einsatz. Ebenso selbstverständlich wie in der Natur folgen sie trotz ihrer streng geometrischen Grund- und Umrisse den Gesetzmäßigkeiten des organisch Gewachsenen, ohne Verwendung von Klebestoffen.

Die Werke faszinieren zunächst durch ihre Fragilität. Denn die zarten Konstruktionen fordern die Besucher spontan heraus, sich ihnen mit großer Achtsamkeit zu nähern, aus Furcht, dass eine unbedachte Bewegung die ungeschützten Arrangements in eine andere Ordnung bringen könnte. Ebenso bedingt die Kleinheit der Objekte und ihre Positionierung im Raum eine gesteigerte Aufmerksamkeit: man geht in die Knie, beugt sich hinunter zu hüfthohen Sockeln, legt den Kopf schief oder streckt sich zu den auf Wandsockeln arrangierten Naturgespinsten, um die kleinen Formwunder aus der Nähe zu untersuchen.

Neben der Phänomenologie des Vegetabilen sind es die klassischen Fragen der Bildhauerei, die Christiane Löhr leiten: die dialektischen Prinzipien von Fragilität und Stabilität, von Filigranem und Kompaktem, von Spannung und Ruhe, von Leere und Fülle, von Proportion und Volumen, Körper und Raum. In Werken wie „Turm“ von 2014 oder „Kleiner Tempel“ von 2006 gestaltet Löhr Blüten und Samen zu geometrischen Formen, eine „Große Samenwolke“ aus gelben Distelsamen hängt wie ein Insektennest von der Decke, und minutiös verbindet sie Pferdehaare zu spinnweb- oder säulenartigen Strukturen. Halme von Gräsern ordnet die Künstlerin in kleinen Gruppen zu Kuppeln und Bögen, die in ihrer Zartheit und Fragilität an die Randzonen führen, an denen natürlich Gewachsenes und kulturell Geschaffenes aufeinandertreffen. Skulptur, das machen diese einzigartigen Werke deutlich, muss nicht ihren eigentlichen Gegenstand materialisieren, sondern kann diesen als Aussparung sichtbar machen.

Man staunt über die präzise Formfindung und den Anmut der Objekte, die die Leere gleichsam umarmen, und ist verblüfft angesichts der Ruhe und der Luftigkeit der Präsentation. Es ist die Großzügigkeit der Leerlassung, die zur erhöhten Konzentration verhilft. Selten hat man die Ausstellungsräume der Zehlendorfer Villa so großzügig wahrgenommen. Mit ihren ephemeren Exponaten wirkt die Schau wie eine unaufdringliche Rückbesinnung auf das Wesentliche, wie eine kuratorische Zen-Übung jenseits der angesagten Museumsmoden. Das Einzelwerk wird Bestandteil eines Gesamtsystems von mittlerweile über 25 Jahren, in dem das Frühere nicht durch das Jüngere an Bedeutung verliert.

Bereits 2001 hatte Christiane Löhr, die an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Jannis Kounellis studierte, ihren großen Auftritt auf der Biennale in Venedig, als Harald Szeemann ihre Werke für die Hauptausstellung auswählte. Trotz zahlreicher Ausstellungsbeteiligungen und Einzelpräsentationen, unter anderem 2019 im Tucci Russo Studio in Turin, bei Taguchi Fine Art in Tokio, 2018 in Tony Craggs Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal und 2016 im Kunsthaus Baselland ist ihre Kunst ein Geheimtipp geblieben. Jannis Kounellis sprach angesichts von Löhrs Werken einmal von einer „Weichheit, aber eine so weiche, dass sie der Kraft nahekommt, und so kräftig, dass sie einem schwarzen Quadrat gleicht“. Die Kraft der Objekte, die in der Schau durch Aquarelle und Zeichnungen ergänzt werden, liegt vor allem in der Faszination, die die minutiösen Objekte trotz ihrer Kleinheit zu erzeugen imstande sind und der Ruhe, die von ihnen ausgeht. Die Stille ist eines der wichtigsten Werkzeuge von Christiane Löhr.

Der Blick aus den Fenstern der Ausstellungsräume hinaus in den Garten, hinunter zum kleinen See eröffnet nachgerade ein Sinnbild, erweist sich beinahe als Metapher: ein Panorama öffnet sich, das alles ringsum zu einem Ganzen vereint, wo sich das Große und das Kleine, das Spezielle und das Allgemeine bruchlos zur Landschaft fügen. Die behutsam komponierte Ausstellung im Haus am Waldsee lädt zur bewussten Neubetrachtung ein. Wer sich darauf einlässt, verlässt den schönen Ort mit einem sensibilisierten Naturgefühl.

Die Ausstellung „Christiane Löhr – Ordnung der Wildnis“ läuft bis zum 5. September. Das Haus am Waldsee hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Ende Juli erscheint mit Bildern der Schau und Texten von Katja Blomberg und Marion Poschmann ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König für 24,80 Euro.

Kontakt:

Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30

DE-14163 Berlin

Telefax:+49 (030) 802 20 28

Telefon:+49 (030) 801 89 35

E-Mail: info@hausamwaldsee.de

Startseite: www.hausamwaldsee.de



17.07.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

Drucken

zurück zur Übersicht


Empfehlen Sie den Artikel weiter:
an


Weitere Inhalte:

Gesamt Treffer 15

Seiten: 1  •  2

Events (1)Adressen (1)Kunstsparten (4)Stilrichtungen (4)Berichte (4)Künstler (1)

Veranstaltung vom:


20.06.2021, Christiane Löhr – Ordnung der Wildnis

Bei:


Haus am Waldsee

Kunstsparte:


Zeichnung

Kunstsparte:


Skulptur

Kunstsparte:


Objektkunst

Kunstsparte:


Arbeiten auf Papier

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst

Stilrichtung:


Land Art

Stilrichtung:


Minimalismus










Copyright © '99-'2024
Kunstmarkt Media
Alle Rechte vorbehalten


Impressum





Zum Seitenanfang Magazin

 Amazon export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce  Amazon ebay rakuten yatego meinpaket export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce