Konkrete Künstlerinnen in Stuttgart Das Kunstmuseum Stuttgart präsentiert aktuell konkrete Künstlerinnen aus den 1920er bis 1970er Jahren. Der Ausstellung „Zwischen System & Intuition: Konkrete Künstlerinnen“ liegen die seit 2009 im Besitz des Hauses befindliche Sammlung von Heinz und Anette Teufel sowie ein 2018 erworbenes Werk von Verena Loewensberg zu Grunde. Kuratorin Eva-Marina Froitzheim wählte exemplarisch für die weibliche Seite der Konkreten Kunst zwölf Vertreterinnen aus, die größtenteils untereinander, zu Stuttgart und der Region oder der Kunstsammlung des Museums in Beziehung stehen. Die Schau nimmt den sozialen, kulturellen, ökonomischen und rezeptiven Entstehungskontext der Kunstwerke in den Blick. Dabei kommen einerseits die Voraussetzungen des Kunstschaffens zwischen den Weltkriegen und nach 1945 sowie andererseits der gesellschaftlich-ästhetische Aufbruch zur Sprache, zu dem die Frauen mit der Forderung nach einer Einheit von Leben, Kunst und Kultur beitragen wollten. Erstmalig wird der Fokus auch auf die maßgebliche Förderung durch die damaligen Galeristinnen und Mentorinnen gelegt.
Der interdisziplinäre Ansatz wird insbesondere bei Sophie Taeuber-Arp und Sonia Delaunay, den beiden Vorreiterinnen der Konkreten Kunst, deutlich, die neben dem Feld der bildenden Kunst auch in der Innenausstattung und dem Modedesign tätig waren. Die Schau zeigt beispielsweise ein Schmuckduo aus Kette und Armband mit bunten Perlen, das Sophie Taeuber-Arp in den 1920er Jahren webte. Ihr innovativer und grenzüberschreitender Ansatz war prägend für nachfolgende Generationen von Künstlerinnen. Dazu zählen Katarzyna Kobro, Mary Vieira, Charlotte Posenenske und Lily Greenham, die mit ihren Plastiken, architektonischen Elementen und der Sprache als künstlerischem Material gezielt gesellschaftliche Teilhabe einforderten. Die Stahlblech-Skulptur „Vierkantrohre Serie D“ von Charlotte Posenenske aus dem Jahr 1967 lässt an die Beine eines kopfüber im Boden versunkenen Roboters denken.
Mit den Mitteln der geometrischen Abstraktion, mit Farbe, Fläche und Form setzten sich Aurélie Nemours, Marcelle Cahn und Verena Loewensberg sowie Geneviève Claisse, Studentinnen der Pariser Académie Moderne, und die Hölzel-Schülerin Maria Clara Friedrich auseinander. Nemours’ „Les trois personnages“ von 1952 sind aus verschiedenen roten, gelben, schwarzen und orangefarbenen Quadraten zusammengesetzt, trotzdem meint man Augen oder Arme erkennen zu können. Aus der Reihe fällt die noch lebende Pionierin der Computerkunst Vera Molnár, die sich in ihren Arbeiten dem fruchtbaren Dialog von System und Zufall widmet. Zudem stellt die Stuttgarter Schau Galeristinnen der Nachkriegszeit vor, die insbesondere in Paris in der Konkreten Kunst eine Alternative zu männlich dominierten Stilrichtungen wie dem Informel fanden. Neben den Französinnen Colette Allendy, Denise René und Anne Lahumière ist für die Stuttgarter Region Edith Wahlandt vertreten.
Die Ausstellung „Zwischen System & Intuition: Konkrete Künstlerinnen“ läuft bis zum 17. Oktober. Das Kunstmuseum Stuttgart hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und freitags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 11 Euro, ermäßigt 8 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog zu 28 Euro im Wienand Verlag.
Kunstmuseum Stuttgart
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