Kunsthaus Göttingen eröffnet mit Roni Horn  |  | Das Kunsthaus Göttingen öffnet seine Türen | |
Direkt in der Altstadt eröffnet das Kunsthaus Göttingen unweit des Günter-Grass-Archives heute seine Pforten. Das Ausstellungshaus für Arbeiten auf Papier, Fotografie und neue Medien versteht sich „als Ort für Bildung, Vermittlung und Interaktion mit Kunst“, so Gründungsdirektor und Verleger Gerhard Steidl. Auf vier Stockwerken und mehr als 500 Quadratmetern sollen drei bis vier Einzel- oder Gruppenausstellungen pro Jahr präsentiert werden. Zudem werden zwischen den größeren Ausstellungen kurze Präsentationen, „Testläufe“ oder „In Between“ genannt, eingeschoben. Bei der kuratorischen Planung steht für Steidl die enge Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlerin im Vordergrund. Sie sollen nicht nur eine Bühne für ihre Arbeiten, sondern auch die Chance für Neuproduktionen, Kooperationen und interaktive Projekte bekommen. Dazu konnte auch die renommierte Fotoexpertin Ute Eskildsen als Kuratorin gewonnen werden.
Die Architekten Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut vom Leipziger Atelier ST, die 2016 den Zuschlag in einem international ausgeschriebenen Wettbewerb erhielten, haben für den Neubau des Kunsthauses Tradition und Gegenwart in eine spannungsvolle Verbindung gebracht. Für die äußere Erscheinung transformierten sie regionaltypische Details und Geometrien aus dem Kontext der Göttinger Altstadtbebauung in eine moderne Museumsarchitektur. Das viergeschossige Haus mit Satteldach orientiert sich an den benachbarten Fachwerkhäusern, bei denen sich nach oben hin die Grundfläche ebenfalls oft erweitert. Der gerillte Putz der ansonsten strengen und kaum durchfensterten Fassade weckt zudem Erinnerungen an Lagerhäuser aus der Straße und Umgebung.
Den Auftakt der Wechselausstellungen macht Roni Horn. Fotografien, Zeichnungen und Buchkunst stellen die für ihre einfühlsamen Arbeiten bekannte New Yorkerin vor. Seit einem mehrmonatigem Aufenthalt in Island zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn steht die Beschäftigung mit Wandlungsfähigkeit von Identitäten oder mit der Instabilität von Ort, Zeit, Formen oder Sprache im Mittelpunkt ihres Œuvres. In all ihren Bildern tauchen dazu Worte und Literaturbezüge auf, die die Werke erweitern und wesentliche Aussagen verstärken. Im Mittelpunkt der Göttinger Ausstellung stehen die Themen „Wetter und Wasser“ und „Bewusstsein und Wahrnehmung“. In ihrer Arbeit „Smaller Bundles Cram“ hat Roni Horn 1990 eine zerknitterte schwarz-weiße Landkarte von Island mit rotem Fineliner beschrieben. Wie geografische Höhenlinien koloriert die Schrift die nüchterne Darstellung. Darüber hat Horn Textstreifen geklebt, die an alte Telegramme erinnern. Mit poetischen Worten sinniert sie darin über das schöne Firmament oberhalb des saftigen und ergiebigen Erdbodens.
Die Ausstellung „Roni Horn. You are the Weather. Buch/ Zeichnung/ Fotografie“ läuft vom 4. Juni bis zum 8. August. Vorläufig gelten wegen Pandemieauflagen besondere Öffnungszeiten: donnerstags 15 bis 20 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 20 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Kunsthaus Göttingen
Düstere Straße 7
D-37073 Göttingen
Telefon: +49 (0)551 – 507 688 70 |