Brasilien trauert um Paulo Mendes da Rocha  |  | Paulo Mendes da Rocha hat die brasilianische Architektur seit 1950 geprägt | |
Im Alter von 92 Jahren ist am vergangenen Samstag der brasilianische Architekt Paulo Mendes da Rocha gestorben. Mendes da Rocha machte sich seit den späten 1950er Jahren mit Bauten hauptsächlich in São Paulo als wichtiger Vertreter des Brutalismus südamerikanischer Prägung einen Namen. Zu seinen bedeutendsten Projekten gehören die tellerartig flache, runde Halle des Club Athletico Paulistano von 1958, das Estádio Serra Dourada, ein mehr als 40.000 Besucher fassendes Fußballstadion in der im Landesinneren gelegenen Stadt Goiânia, und das aus flach proportionierten Betonquadern zusammengefügte Museu Brasileiro de Escultura aus den späten 1980er Jahren. Noch in einem seiner letzten Werke, dem 2013 fertiggestellten Neubau des Museu Nacional dos Coches in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, setzte Mendes da Rocha große Sichtbetonflächen an starren stereometrischen Körpern als charakteristische Merkmale ein.
Seine architektonische Ausbildung erhielt der 1928 in Vitória an der Atlantikküste geborene Mendes da Rocha an der Mackenzie-Universität in São Paulo. 1954 eröffnete er in der Millionenmetropole ein eigenes Architekturbüro. Großen Einfluss auf sein Schaffen übte vor allem anfangs der gut zwanzig Jahre ältere Oscar Niemeyer aus, der als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur in die Kunstgeschichte einging und in dessen Schatten Paulo Mendes da Roche zeitlebens stand. Die Architektur Mendes da Rochas gilt als rau und hart im Verhältnis zu den als eleganter und kurvenreicher beschriebenen Bauten des älteren Kollegen. 2006 wurde er, wie knapp zwanzig Jahre zuvor schon Niemeyer, mit dem Pritzker Prize geehrt, der international renommiertesten Auszeichnungen für Architektur. 2016 kam mit dem Praemium Imperiale der zweite große Architekturpreis der Welt hinzu. Auch diesen hatte zwölf Jahre zuvor schon Niemeyer erhalten. |