Kunst aus der DDR in Berlin Bei den Ostdeutschen Kunstauktionen steht die Frühjahrsversteigerung bevor. Raik Hellwich hat für die Auktion am 8. Mai rund 400 Positionen vor allem von Künstlern aus der DDR zusammengetragen. Den preislichen Höhepunkt bildet mit 15.000 Euro das Ölgemälde „Liebespaar im Freien“ von Willi Sitte aus dem Jahr 1965, dessen helle Palette und changierende Farben die Komposition frühlingshaft leicht erscheinen lassen. Die beiden nackten Protagonisten liegen umschlungen in der unteren Bildhälfte und schweben angesichts des weiß verschleierten Hintergrundes im siebten Himmel. Fröhlich und in wackeligen Posen spielen sich die ebenfalls nackten Männer und Frauen in Harald Metzkes’ pastos gemalter Frühlingslandschaft „Vier Bälle, acht Spieler“ von 2017 die bunten Kugeln zu. Neben dem auf 5.000 Euro geschätzten Gemälde werden noch einige Zeichnungen und Aquarelle des Vertreters der „Berliner Schule“ angeboten. Ausgefallen sind die beiden Ölbilder von Hans Ticha aus dem Jahr 2010 in ihren reduzierten plakativen Formen: Auf dem einen begegnen sich zwei Mensch-Ärger-Dich-Nicht ähnliche Figuren in einer Umarmung (Taxe 5.200 EUR), während das zweite mit dem Titel „Fetisch-Club“ wie die Werbetafel eines geschäftstüchtigen Schusters wirkt und auf „Keine Wartezeiten“ verweist (Taxe 5.500 EUR).
Den Übergang zwischen belebter und unbelebter Komposition bildet eine getigerte Katze, die fasziniert das vor ihr liegende Ahornblatt fixiert. Der in München geborene und in Kriegsgefangenschaft verstorbene Pol Cassel malte das auf 3.500 Euro taxierte Werk 1932. Stellvertretend für die Stillleben stehen eine geschlossene Komposition mit einem Teller bunter Früchte, einer silbernen Kanne und einem blaugrün schimmernden Weinglas von Hans Jüchser (Taxe 6.800 EUR) und die beiden kleinformatigen Ansichten mehrerer Granatäpfel (Taxe 2.000 EUR) sowie einer surrealen gelb-grünen „Birne mit fliegendem Paar“ des Berliner Künstlers Walter Womacka in kräftigen Farben aus dem Jahr 1998 (Taxe 1.400 EUR).
Festverankert im Boden trotzen die alten, vom Wind gepeitschten Bäume dem stürmischen Wetter, das auf Edmund Kestings ungewöhnlich farbenfroher abstrakter Zeichnung um 1967 herrscht (Taxe 1.400 EUR). Düster und symbolgeladen wirken die schwarz-weißen Holzschnitte Wolfgang Mattheuers, die einen einsamen Friedhof oberhalb eines Dorfes (Taxe 700 EUR) und eine sich entladende Gewitterwolke über der Stadt Schöneck zeigen, bei deren Anblick man das Grollen des Donners zu hören meint (Taxe 750 EUR). An die verschobenen Körperteile eines Pablo Picasso erinnern Conrad Felixmüllers auf 700 Euro und 500 Euro geschätzten, linearen Schnitte „Lazarett“ und „Selbstporträt“ aus der bei Felix Stiemer 1918 in Dresden erschienen Mappe.
Die Bildhauerei vertritt unter anderem Wieland Förster mit seinen rund zweieinhalb Meter hohen Bronzeskulpturen „Idol II“ (Taxe 2.500 EUR) und „Torsiertes Liebespaar“ aus den 2000er Jahren (Taxe 2.600 EUR). Während es sich bei ersterer um den grob skizzierten Torso einer Frau handelt, spielt der Titel des zweiten Werks auf die ineinander verschlungenen, miteinander verdrehten Körper der Liebenden an. Auch Theo Balden hat seine Bronzefigur „Frau vor dem Spiegel“ 1980 fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrt (Taxe 3.700 EUR).
Die Auktion beginnt am 8. Mai um 13 Uhr in der Galerie Kuchling, Karl-Marx-Allee 123, im Berliner Bezirk Friedrichshain. Die Vorbesichtigung ist bis zum 6. Mai mit Einzelterminen möglich. Dier Internetkatalog listet die Arbeiten unter ostdeutsche-kunstauktionen.net. |