Schirn im Spionage-Fieber  |  | in der Ausstellung „We Never Sleep“ | |
Die Frankfurter Kunsthalle Schirn widmet der Faszination für die Spionage eine internationale Gruppenausstellung und entdeckt sie als Quelle künstlerischer Inspiration. Unter dem Titel „We Never Sleep“ behandeln rund 70 Gemälde, Fotografien, Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen verschiedene Aspekte der Spionage wie Überwachung, Paranoia, Verschwörungstheorie und Tarnung, Kryptografie, Manipulation oder Propaganda aus einer zeitgenössischen Perspektive. Die Kuratorin Cristina Ricupero erläutert: „Ziel der Ausstellung ist es, einen experimentellen Raum zu schaffen, in dem Künstlerinnen und Künstler mit einer Vielzahl kreativer Strategien Kunst und die Ästhetik der Spionage verknüpfen. Statt zu ,entlarven‘ oder zu ,erklären‘, geht es vor allem darum, Überraschungen zu schaffen. Die Ausstellungsarchitektur verbirgt und enthüllt dabei zugleich. Wie in einem sich allmählich entfaltenden Spionageroman öffnen sich die Räume Schritt für Schritt, verwandeln die Besucherinnen und Besucher in Amateurspione und lassen sie einen mehrdeutig voyeuristischen Blick einnehmen.“
Den Auftakt macht Gabriel Lesters Raum- und Soundinstallation „The Third Degree“ von 2020. In einem Labyrinth aus Wegen, Sackgassen, Eingängen und Ausgängen ist ein Chor eindringlicher Stimmen zu hören, der Fragen aufwirft und manipulative Verhörmethoden aufgreift. Wie Manipulation durch staatliche Systeme in die Gesellschaft eindringt, thematisiert das Künstlerduo Mauricio Dias und Walter Riedweg. Die Videoinstallation „Cold Stories“ von 2010 zeichnet die Ikonografie politischer und kommerzieller Propaganda des Kalten Krieges nach. Sie kombiniert Auszüge aus Werbung, TV-Serien, Musik und journalistischen Dokumenten der 1960er und 1970er Jahre, während Che Guevara, Mao Tse-tung, John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow als Marionetten Fragmente ihrer bedeutendsten Reden halten. Die Arbeit „Glimpses of the USA“ von Charles und Ray Eames entstand 1959 im Auftrag der United States Information Agency. Die beiden Künstler legten mit mehr als 2.200 Fotoaufnahmen und Bewegtbildern ein Porträt der US-amerikanischen Gesellschaft vor. Ihre Arbeit wurde im Zuge des ersten Kulturaustausches zwischen den USA und der Sowjetunion in der „American National Exhibition“ in Moskau präsentiert. Auf diese Weise sollte den Bürgern Moskaus die Überlegenheit des westlichen Systems vermittelt werden.
Die Ausstellung „We Never Sleep“ läuft bis zum 10. Januar 2021. Die Schirn Kunsthalle hat dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr sowie mittwochs und donnerstags bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. Besucher mit einer Handynummer, deren letzte drei Ziffern „007“ sind, können sich über einen kostenlosen Eintritt freuen. Begleitend zur Ausstellung erscheint bei Snoeck Verlag ein Katalog, der in der Schirn 25 Euro und im Buchhandel 34 Euro kostet.
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
D-60311 Frankfurt am Main
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