Trauer um Erich Marx  |  | Der Sammler und Mäzen Erich Marx ist gestorben | |
Der Berliner Kunstmäzen Erich Marx ist tot. Wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) heute mitgeteilt hat, starb der Bauunternehmer und Kunstsammler gestern mit 99 Jahren. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, würdigte Marx als großen und bescheidenen Mann. „Alles, was er tat, war von vitaler Leidenschaft geprägt – so auch seine Liebe zur Kunst und zum Sammeln. Für uns war er aber nicht nur ein bedeutender Sammler, sondern ein Mäzen, dem es auch um das Wohl der Kunststadt Berlin ging. Ohne ihn gäbe es den Hamburger Bahnhof nicht. Über zwanzig Jahre arbeitet die Nationalgalerie nun schon mit seinen Leihgaben, und es war eine Arbeit mit und über das 20. Jahrhundert“, so Parzinger weiter. Er habe er sich auf wenige Künstler konzentriert, deren Werke ihn besonders faszinierten: Andy Warhol, Cy Twombly und Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Robert Rauschenberg, Roy Lichtenstein und einige weitere. „Es waren Künstler, die seiner Generation angehören, in denen er, wie er es selbst formulierte, ‚die Erfahrungen und Ängste unserer Zeit‘ als verbindendes Element erkannte.“
Erich Marx kam 1921 in Brombach bei Lörrach zur Welt. Nach einem Studium der Rechtwissenschaften gründete er 1967 in Berlin eine Bauträgergesellschaft und machte sein Vermögen vor allem mit der Erstellung von Kliniken. Eine erste Berührung mit der Kunst hatte er bei einem Galeriebesuch auf Sylt, wo er Werke von Friedrich Meckseper kaufte. Seine bedeutende Sammlung zeitgenössischer Kunst wurde erstmals 1982 in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie öffentlich gezeigt. Mitte der 1980er Jahre bot er sie der Stadt Berlin als Dauerleihgabe an, woraufhin der Berliner Senat beschloss, im ehemaligen Hamburger Bahnhof ein Museum für Gegenwartskunst einzurichten. 1996 eröffnete das neue Haus der Staatlichen Museen zu Berlin mit der Sammlung Marx und Werken der Nationalgalerie.
Nur von Sonnenschein war das Verhältnis zwischen Erich Marx und der SPK aber nicht geprägt. Mehrmals drohte er seine Kollektion aus Berlin abzuziehen, so etwa 2007, als Heiner Bastian, Kurator seiner Sammlung am Hamburger Bahnhof, die Ankaufs- und Ausstellungspolitik der damaligen Direktion heftig kritisierte und von seinem Posten zurücktrat. Doch die Wogen glätteten sich. So erwarb Erich Marx vor fünf Jahren das raumgreifende Environment „Das Kapital Raum 1970-1977“ von Joseph Beuys und überließ es der Nationalgalerie als Dauerleihgabe – eine „unvergessene große Geste“, wie Parzinger sagte. Die „Krönung seines Lebenswerks“ soll im künftigen Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum ihre Heimat finden. |