Restaurierung von Schloss Wörlitz beendet  |  | Das restaurierte Schlafzimmer der Fürstin in Schloss Wörlitz | |
Nach zwanzig Jahre sind nun die umfangreichen Restaurierungsarbeiten am Schloss Wörlitz abgeschlossen. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, und Brigitte Mang, Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, präsentierten gestern die Inkunabel des deutschen Klassizismus. Anlass bot ihnen der 20. Jahrestag der Auszeichnung des Gartenreiches Dessau-Wörlitz mit dem UNESCO-Welterbestatus. Die Bundesregierung und das Land Sachsen-Anhalt investierten 14,2 Millionen Euro in die Wiederinstandsetzung des zwischen 1769 und 1773 errichteten Gebäudes.
Zu DDR-Zeiten waren Instandhaltungsarbeiten nur in eingeschränktem Maße möglich, weswegen über die Jahrzehnte gravierende Schäden entstanden. Vor allem der Hausschwamm hatte sich flächendeckend eingenistet. Im Jahr 2000 begann die Sanierung daher mit der Entfernung des holzzerstörenden Pilzes in den Decken über dem Obergeschoss. Dann wurden tragende Elemente, Wände und Böden ausgebessert, die Außenwände des Schlosses trockengelegt und das Mauerwerk entsalzt, um sich im Anschluss auf die Restaurierung der Innenausstattung zu konzentrieren. Dabei wurden die dunklen Gestaltungen späterer Epochen entfernt und auf den ursprünglichen hellen Zustand unter Baumeister Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff zurückgeführt. Konserviert wurde die originalen Papier- und Seidentapeten oder das Mobiliar der Zimmereinrichtungen, etwa Stücke des Möbeltischlers Friedrich Gottlob Hoffmann aus Leipzig, ebenso die Kunstgegenstände, wie Wedgewood-Keramiken, Uhren, Schreibgarnituren, Druckgrafiken oder Bronzen.
Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff errichtete Schloss Wörlitz unter Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817). Dieses „englische Landhaus“ gilt als Gründungsbau des deutschen Klassizismus. Das Schloss stelle eine revolutionäre baukünstlerische Leistung dar, so Brigitte Mang. Nicht mehr ein dynamisch gegliederter barocker Baukörper mit geschwungenen Fassaden und reicher plastischer Dekoration trete uns entgegen. Vielmehr seien die einzelnen Bauteile wieder klar begrenzt, die Wände als Flächen betont, die Dekoration maßvoll. Ministerpräsident Haseloff ergänzte: „Das Schloss Wörlitz steht wie der gleichnamige Park und das gesamte Dessau-Wörlitzer Gartenreich für die Philosophie der Aufklärung, für Toleranz und europäische Geschichte.“ |