Wade Guyton in Köln Mit „Wade Guyton. Zwei Dekaden MCMXCIX-MMXIX“ widmet das Museum Ludwig in Köln dem US-amerikanischen Konzept- und Installationskünstler, Bildhauer und Maler eine umfangreiche Retrospektive. Die Überblicksausstellung versammelt sowohl eine Vielzahl großformatiger, mit dem Tintenstrahldrucker gefertigter Gemälde, frühe Fotografien und Zeichnungen, aber auch Poster und Bücher sowie eine eigens für die Kölner Schau geschaffene Außenskulptur. Diese ist inspiriert durch den Tresen im Garderobenbereich des Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, den Guyton bereits 2014 als zweiteiliges über sieben Meter langes Objekt in Holz nachbauen ließ. Dieser diente als Vorlage für den Bronzeabguss vor dem Kölner Museum, die erste Arbeit Guytons mit diesem Werkstoff, die zugleich Bezug auf die Architektur des Museums nimmt.
Durch die Verbindung von analogen und digitalen Bildtechnologien, Bearbeitungs- und Reproduktionsverfahren werfen seine Arbeiten Fragen nach künstlerischer Autonomie, Autorschaft und Authentizität auf, zumal häufig der Zufall großen Einfluss auf den Entstehungsprozess hat. Die von Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler kuratierte Schau ist nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet und ermöglicht so Vor- und Rückblicke auf das Schaffen Guytons.
Den Auftakt der Ausstellung bilden Guytons Fotografien und Skulpturen. Eine großformatige Installation aus Tischen und Druckern, überfangen von mehreren Rollen blauen Teppichs, verweist als wesentlicher Bestandteil auf die Herstellung seiner Inkjet-Gemälde und lässt den multimedialen Produktionsprozess seiner Werke erahnen. Neben seiner frühesten Fotografie, „The Devil’s Hole“ in Tennessee aus dem Jahr 1999, befindet sich dort auch seine zwei Jahre später entstandene Skulptur „Untitled Action Sculpture (Chair)“. Der verbogene, kaum als solcher wieder zuerkennende Designerstuhl von Marcel Breuer bildet den Auftakt einer Serie von Werken, die sich mit ikonischen Sitzmöbel des Bauhäuslers auseinandersetzen und sich durch die Ausstellung wie ein roter Faden ziehen.
Erstmals sind derart umfangreich einzeln gerahmte Papierarbeiten zu sehen, die Wade Guyton als Zeichnungen versteht. Ähnlich wie bei seinen Gemälden nutzt er auch hier einen Tintenstrahldrucker, um seine Motive auf Seiten historischer Kunstkataloge oder Designbücher zu übertragen. Parallelen zu seinen Gemälden und Skulpturen bilden zentrale Motive wie die Buchstaben X und U, Flammen oder die Webseiten der New York Times. Allein schon wegen ihrer teils beachtlichen Größe nehmen die Gemälde Guytons großen Raum ein. Häufig passt er sie hinsichtlich der Größe der Architektur des jeweiligen Ausstellungsraumes an. 2010 schuf er etwa für das Museum Ludwig mit einer Breite von fast 15 Metern und einer Höhe von knapp acht Metern eines seiner größten Werke. Anlässlich der Retrospektive wurde der aus acht Tafeln bestehende schwarze zerklüftete Epson UltraChrome-Tintenstrahldruck auf hellem Leinen an der Stirnwand des DC Saales neu installiert.
Wade Guyton, geboren 1972 in Hammond in Indiana, studierte bis 1995 an der University of Tennessee in Knoxville und bis 1998 am Hunter College in New York City. Letzte große Einzelausstellungen fanden unter anderem in der Serpentine Gallery in London (2017/18), im Museo Madre – museo d’arte contemporanea Donnaregina in Neapel (2017), im Museum Brandhorst in München (2017), im Musée d’art moderne et contemporain in Genf (2016), in der Kunsthalle Zürich (2013) und im Whitney Museum of American Art in New York (2012) statt. Seine Arbeiten hängen unter anderem in folgenden Museumssammlungen: im Art Institute of Chicago, Centre Pompidou in Paris, Kunsthaus Zürich, Kunstmuseum Basel, Moderna Museet in Stockholm, Museum of Contemporary Art in Los Angeles, Museum of Modern Art in New York oder in der Tate Modern in London. Aktuell lebt und arbeitet Guyton in New York.
Die Ausstellung „Wade Guyton. Zwei Dekaden MCMXCIX-MMXIX“ läuft bis zum 1. März. Das Museum Ludwig hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, an jedem ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro. Der umfangreiche Katalog mit 584 Seiten und etwa 1900 Farbabbildungen kostet im Museum 54 Euro, im Buchhandel 65 Euro.
Museum Ludwig
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