Das Bauhaus nun auch in Karlsruhe  |  | Gleichgewichtsstudie aus dem Vorkurs von László Moholy-Nagy, 1934 | |
Die internationale Wanderausstellung „Die ganze Welt ein Bauhaus“, die das Institut für Auslandsbeziehungen bereits in Südamerika und den Vereinigten Staaten präsentierte, ist derzeit im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe zu Gast. Zum 100. Geburtstag der 1919 in Weimar gegründeten Design-, Kunst- und Architekturschule reflektieren die Kuratoren Valérie Hammerbacher, Boris Friedewald und Peter Weibel über die „Bewegung und Heimstätte der Avantgarde der klassischen Moderne, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Umbruch auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und Architektur führte“. Dies wird in insgesamt acht Kapiteln deutlich: „Das Schwebende“, „Gemeinschaft“, „Begegnungen“, „Gesamtkunstwerk“, „Der neue Mensch“, „Radikale Pädagogik“, „Experiment“ und „Kunst, Handwerk, Technik“. Zu sehen sind unter anderem Werke von Anni und Josef Albers, Gertrud Arndt, Theodore Lux Feininger, Lucia Moholy, Walter Gropius, Carl Flieger, Johannes Itten, Friedl Dicker, Edmund Collein, Oskar Schlemmer, Umbo, Theo van Doesburg, Margaretha Reichardt und Iwao Yamawaki.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Zeit zwischen 1919 und 1933 in Weimar, Dessau und Berlin. Hier verdeutlicht „Das Schwebende“, wie sich die Bauhäusler mit dem Motiv der Schwerelosigkeit auseinandersetzten. Zudem werden Glas und die Skelettbauweise als visionäres Entwurfsziel behandelt. Auch im Design zeigte sich eine Sehnsucht nach einer „Entmaterialisierung“, etwa in Marcel Breuers und Ludwig Mies van der Rohes Freischwingern. Das luftige Konstrukt verzichtet mit seinen schlanken Stahlröhren auf massiges Holz. Im Segment „Experiment“ werden Objekte vorgestellt, die das Ergebnis einer Material- und Raumforschung waren. Sie waren auf Maß, Proportion und Befragung der Materialgrenzen, aber auch auf Vervielfältigung und Serialität angelegt. Das Experiment nahm im Bauhaus eine große Rolle ein. Am intensivsten, so Weibel, war die Freude an Versuchen in den Bereichen des Fotoapparats und der Entwicklungstechnik, die die Kleinbildkamera ermöglichte.
Der zweite Teil fokussiert das Bauhaus von seinen Rändern her. Der Blick wechselt von Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik auf die global agierenden Avantgarden, die in den 1920er Jahren eigene Antworten auf die Umbruchprozesse der Gesellschaft fanden. Einige Künstler begegneten den Bauhäuslern, übernahmen ihre Ideen und modifizierten sie. Ein derartiger transkultureller Prozess ereignete sich, so Weibel, „vor einem politisch-nationalen Hintergrund in Santiago de Chile, als Antwort auf die rasante Industrialisierung in Mexiko-Stadt oder in postkolonialer Hinsicht in Casablanca“.
Die Ausstellung „Die ganze Welt ein Bauhaus“ läuft bis zum 16. Februar 2020. Das ZKM hat mittwochs bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Das Museum bleibt an Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester und Neujahr geschlossen. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog.
ZKM – Zentrum für Kunst und Medien
Lorenzstraße 19
D-76135 Karlsruhe
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