Kunstkompass: Gerhard Richter bleibt wichtigster Künstler Es tut sich nicht viel auf den vordersten Rängen: Seit nunmehr 16 Jahren steht Gerhard Richter auf Platz Eins im „Kunstkompass“. Damit gilt der 87jährige deutsche Maler in diesem Ranking, das heute vom Wirtschaftsmagazin „Capital“ veröffentlicht wird, als weltweit wichtigster lebender Künstler. Mit Bruce Nauman, Georg Baselitz, Rosemarie Trockel und Cindy Sherman liegen auch die Ränge Zwei bis Fünf in der selben Reihenfolge wie 2018. Und auch unter den weiteren Top Ten gibt es mit Tony Cragg (+2), Anselm Kiefer (-1), Olafur Eliasson (-1), William Kentridge (0) und Pipilotti Rist (+1) nur geringfügige Platzwechsel. Aufsteiger in die Top 100 der Gegenwartskünstler sind Nan Goldin auf Platz 97 und Sarah Lucas auf Platz 100.
Bei der Liste der 100 wichtigsten Aufsteiger mit den höchsten Punktzuwächsen tut sich naturgemäß viel mehr. Von Platz 64 auf die Spitzenposition ist hier der afroamerikanische Videokünstler und diesjährige Goldene Löwe-Gewinner Arthur Jafa gerutscht und hat die aus Korea stammende Städel-Professorin Haegue Yang verdrängt. Hier haben vor allem die Künstlerinnen mit 62 Nennungen – das sind 14 mehr als im vergangenen Jahr – die Nase vorn. So folgen auf Jafa die Berliner Kunstprofessorin und Filmemacherin Hito Steyerl, danach die ebenfalls in Berlin lebende US-Konzeptkünstlerin Adrian Piper, Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises 2018. Bei den „Stars von morgen“ stammt fast ein Viertel der Kunstschaffenden aus Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Südamerika.
Journalistin und Herausgeberin Linde Rohr-Bongard führt mit dem sogenannten „Olymp-Barometer“ seit den 1990er Jahren noch eine dritte Sparte: Die bedeutendsten verstorbenen Künstler seit 1950. Hier ist wiederum alles beim Alten geblieben: Andy Warhol führt auf Platz Eins, dicht gefolgt von den beiden Deutschen Joseph Beuys und mit etwas Abstand Sigmar Polke. Diese Platzierung haben sie unverändert seit 2010 inne. Neben Beuys und Polke sind unter den 20 Künstlern des „Olymp-Barometers“ drei weitere Deutsche: wie im vergangenen Jahr Martin Kippenberger auf Platz 5, Jörg Immendorff auf Platz 17 und Günther Förg auf Platz 20.
Der „Kunstkompass“ will seit 1970 möglichst objektiv eine Rangliste zeitgenössischer Künstler aufstellen. Er geht von der Annahme aus, dass sich die Qualität von Kunst nicht messen lassen kann, wohl aber ihre Resonanz in der Fachwelt. Verkaufspreise spielen bei der Bewertung der mittlerweile mehr als 30.000 Künstler keine Rolle. Mit Punkten bewertet werden stattdessen folgende Kriterien: Einzelausstellungen in einem der über 300 renommierten internationalen Museen wie dem MoMA in New York; Teilnahme an einer der jährlich 100 Gruppenausstellungen wie der Documenta in Kassel; Rezensionen in renommierten Kunstmagazinen; Ankäufe durch namhafte Museen; Ehrungen mit Auszeichnungen wie dem Turner Prize in London; bei Skulpturen außerdem Aufstellungen im Außenraum. Die Punkte werden seit 1970 jährlich addiert und bestimmen die Position im Ranking. Zusätzlich zu den Top 100 präsentiert der Kompass die 100 „Stars von morgen“ und damit Künstler, die noch nicht zu den Top 100 der Gegenwartskünstler zählen, aber im vergangenen Jahr die größten Punktzuwächse erzielten. |