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Der Melancholiker Pierre Bonnard macht sich im Wiener Bank Austria Kunstforum mit seinen poetischen Bildern vom Alltäglichen Gedanken über das Vergehen der Zeit

Malen aus der Erinnerung



Pierre Bonnard, Die Wanne (Das Bad), 1925

Pierre Bonnard, Die Wanne (Das Bad), 1925

Es ist ein Motiv das jeder kennt: Eine Frau liegt nackt in der Badewanne. Lang ausgestreckt hat sie ihren jugendlichen Körper in der halbvoll mit Wasser gefüllten Wanne, den Kopf leicht erhoben, berühren ihre dunklen Locken den rechten Rand. Versonnen und vollkommen unbeeindruckt vom Blick des Betrachtenden scheint sie die wohlige Berührung des Wassers zu genießen. 1925 malt Pierre Bonnard dieses Bild von seiner Partnerin Marthe de Méligny. Als 26jähriger hatte er die zwei Jahre jüngere Veilchenverkäuferin in Paris kennengelernt. Seit mehr als 30 Jahren sind die beiden ein Paar, und unzählige Male saß Marthe ihrem Mann in der Zwischenzeit Modell.


Marthe ist das bevorzugte „Sujet“ von Pierre Bonnard. Er malt seine Frau im gemeinsamen Haus in der Normandie, wo sich das Paar 1938 in Vernon in der Nähe von Claude Monets Wohnsitz in Giverny ein Haus kauft, und später im südfranzösischen Le Cannet, wo sie im darauffolgenden Jahr eine Villa erwerben. Bonnard malt seine Frau im Bad, im Schlafzimmer, im Garten. Sie begegnet uns auf fast 400 Gemälden, beinahe immer im heimischen Ambiente und meist in intimen Situationen: badend, sich kleidend, frisierend. Stets ist es Bonnard, der beobachtet, und Marthe ist diejenige, die sich zeigt, die sich mit den Augen des vertrauten Partners befragen lässt. Sie ist die stille Akteurin, und er, der Maler, ist der Zuschauer, der ständig zwischen Realität und Abbild reflektiert, ein Voyeur, der Außenseiter bleibt, mit dem Leben nur verbunden durch seinen beharrlichen sehnsüchtigen Blick.

Pierre Bonnard, dem das Wiener Bank Austria Kunstforum derzeit eine gemeinsam mit der Londoner Tate und der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen kuratierte Ausstellung widmet, gilt gemeinhin als der Maler des Lichts, der in seinen Werken meisterlich Farbfleck neben Farbfleck setzte, um im Kontrast leuchtender und matter Farben ein flächiges Arrangement ohne perspektivische Tiefe zu erzeugen. Doch ist es vor allem die dunkle Seite seiner Bilder, die Malerkollegen bis in die heutige Zeit faszinieren. Peter Doig schrieb 2005 über Bonnard: „Seine Werke besitzen eine (...) anrührende Melancholie, die zunimmt, je länger man sie betrachtet… Auch ohne erkennbare Informationen liefern sie dem Betrachter alles, was er wissen muss, nicht nur über ihre Identität, sondern auch über ihre Stimmung.“

Bonnards Gemälde werden häufig als spätbürgerliche Idyllen, als Spiegel einer sorglosen Teilhabe an einer als paradiesisch erlebten Welt missverstanden. Dabei handeln sie doch oft genau vom Gegenteil: Als Bonnard Marthes jugendlichen Körper in der Badewanne malte, war die Gefährtin bereits eine reife Frau. Und sie litt mit fortschreitendem Alter zunehmend an körperlichen und wohl auch an psychischen Problemen. In Briefen klagte der Maler von nicht heilbaren „Wahnvorstellungen“. Später zog sich Marthe nahezu vollkommen in die einsiedlerische Abgeschiedenheit ihres gemeinsamen Landhauses „Le Bosquet“ zurück. Freunde des Paares bezeichneten sie spöttisch als Bonnards „Kerkermeister“.

Pierre Bonnard aber malte seine eigene Wahrheit: das Bild der erinnerten Sehnsucht, eines das sichtbar macht, aber jede Berührung ausschließt. Diese Sehnsucht wird in Bonnards besten Bildern spürbar. Der Maler malte nicht die Verschmelzung mit einem paradiesischen Moment, sondern die Ferne, den Verlust. Er malte mit den wehmütigen Augen desjenigen, dem die Freude entglitten ist. Es ist das Erinnern an eine beglückende, aber verlorene Zeit. Deshalb berühren uns seine Arbeiten so sehr.

Die große Überblicksausstellung in Wien versammelt zahlreiche malerische Höhepunkt: Sie folgt Bonnards Weg, der 1867 geboren und aufgewachsen in Paris, schon als junger Künstler die Konventionen des westlichen Sehens in Frage stellte, sich für die Ästhetik japanischer Farbholzschnitte begeisterte und im Kreis der Nabis erste künstlerische Erfolge feierte. Die Retrospektive markiert vor allem die Orte und Personen, die unmittelbar mit Bonnards Leben verknüpft sind: die Gemälde, die in der Normandie entstanden, und jene, die er nach seinem ersten längeren Aufenthalt in Südfrankreich 1909 und nach der überwältigenden Erfahrung des Lichts des Südens fertigte. Von nun an bestimmten die leuchtenden und changierenden Farben des Mittelmeers Bonnards Palette. Sie durchwirken die sonnenüberfluteten Gartenszenerien, die Interieurs und die Bildnisse von Marthe.

Man begegnet in Wien einem famosen Eigenbrötler, der scheinbar ungerührt von Weltkrisen und den avantgardistischen Bestrebungen seiner Künstlerkollegen mit malerischer Verve die zentralen Themen des ausklingenden bürgerlichen Zeitalters behandelte. Bonnards Bilder erzählen von einem Rückzug in das eigene Heim, einem Ort, an dem man sich gleichermaßen geborgen aber auch gefangen fühlt. Von hier aus blickte der Maler mit schmerzlicher Sehnsucht auf die Bilder seiner Erinnerung und auf das Schauspiel des Lebens, das sich vor den Fenstern abspielte und das er in seine Spiegelbilder projizierte. Es ist eine Malerei, die vor allem durch eine seltsam entrückte Starre berührt, eine Regungslosigkeit, in die augenscheinlich die Zeit eingeflossen zu sein scheint.

Dieses ambivalente Verhältnis zur Welt, dieses Sehen und Flüchten, das charakteristisch ist für Melancholiker, beschwört Pierre Bonnard in seinen farblich berückenden Gemälden. Sie suggerieren eine größtmögliche Offenheit, die es dem Betrachter gestattet, in das Bild einzutauchen. Auch Bonnards Bildnis der in der Wanne liegenden Frau erweckt den Eindruck, als gestalte der Maler den Raum und den Körper nicht in der Anschauung, sondern als finde er die Motive im Gedächtnis. Denn Bonnard malt die damals 56jährige Marthe als wäre sie in der Zwischenzeit nicht gealtert. Er malt sie mit dem lebendigen Blick, den er vor vielen Jahren auf sie geworfen haben mag und den er sich zeitlebens bewahrt: das Bildnis einer Frau, die sich in den leuchtender Farben, in den sanft gesetzten Tupfen und zitternden Punktierungen fast aufzulösen scheint.

Es ist die melancholische Sicht der Erinnerung, die zugleich Reflexion über den Schrecken ist, den das Schöne jenen bereitet, die seiner Produktion nahe sind. Die Rätsel der Schatten sind schwerer noch zu lösen, als die Geheimnisse des Lichts zu ergründen. Pierre Bonnard wusste nur zu gut, was dies bedeutet.

Die Ausstellung „Pierre Bonnard – Die Farbe der Erinnerung“ ist bis zum 12. Januar 2020 zu sehen. Das Kunstforum der Bank Austria Wien hat täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr, freitags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 11 Euro, für Senioren 8,50 Euro und für 17- bis 27jährige 6 Euro, darunter 4 Euro. Der Ausstellungskatalog aus dem Hirmer Verlag kostet im Kunstforum 32 Euro.

Kontakt:

Bank Austria Kunstforum

Freyung 8

AT-1010 Wien

Telefon:+43 (01) 557 33 26

Telefax:+43 (01) 557 33 27

E-Mail: office@kunstforumwien.at

Startseite: www.kunstforumwien.at



15.10.2019

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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10.10.2019, Pierre Bonnard - Die Farbe der Erinnerung

Bei:


Bank Austria Kunstforum

Kunstsparte:


Malerei

Stilrichtung:


Moderne Kunst

Stilrichtung:


Nabis

Bericht:


Der Maler der Erinnerung

Bericht:


Fragwürdige Glücksboten

Variabilder:

Pierre Bonnard, Die Treppe im Garten des Künstlers, 1942/44
Pierre Bonnard, Die Treppe im Garten des Künstlers, 1942/44

Variabilder:

Pierre Bonnard, Terrasse im Süden, um 1925
Pierre Bonnard, Terrasse im Süden, um 1925







Pierre Bonnard, Die Treppe im Garten des Künstlers, 1942/44

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Pierre Bonnard, Terrasse im Süden, um 1925

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Pierre Bonnard, Die sonnige Terrasse, 1939/46

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Pierre Bonnard, Landschaft im Süden, 1939

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Pierre Bonnard, Akt in der Wanne, 1925

Pierre Bonnard, Akt in der Wanne, 1925

Pierre Bonnard, Akt mit Spiegel, 1931

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Pierre Bonnard, Türe zum Garten geöffnet, um 1924

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Pierre Bonnard, Der Tisch, 1925

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Pierre Bonnard, Schnee-Effekt (Le Cannet im Schnee), 1927

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Pierre Bonnard, Das Frühstück beim Heizkörper, um 1930

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Pierre Bonnard, Fest auf dem Wasser, 1913

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Pierre Bonnard, Das Fenster, 1925

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