Die Schenkung Schröder in Köln Das Museum Ludwig in Köln präsentiert in der Schau „Familienbande“ Werke von 15 Künstlern aus der Schenkung des Galeristen Alexander Schröder und Arbeiten von neun Künstlern aus der eigenen Sammlung. Die Familie Schröder übergab dem Museum insgesamt 29 Kunstwerke, unter anderem von Tom Burr, KP Brehmer, Lukas Duwenhögger, Isa Genzken, Ull Hohn, Lucy McKenzie, Stephen Prina oder Danh Vo. Das übergreifende Thema bildet der Kunststandort Köln an der Wende zum 21. Jahrhundert. Dabei fragt die Kuratorin Barbara Engelbach nach den Bedingungen der Kunstproduktion in Domstadt und nimmt auch das Verhältnis zu New York in den Blick.
In den 1990er Jahren formierte sich in Köln eine neue Kunstszene mit jungen Galerien, Zeitschriften wie „Texte zur Kunst“ oder dem alternativen Ausstellungsraum „Friesenwall 120“. Alexander Schröder verfolgte diesen Aufbruch aus Berlin. Dort hatte er 1994 als Kunststudent an der Hochschule der Künste gemeinsam mit Thilo Wermke eine Galerie gegründet und sammelte die Kunst der 1990er und 2000er Jahre. Dieses Konvolut verdeutliche laut Engelbach nicht nur die „eigenwillige und sinnliche Seite der durch die Konzeptkunst geprägten Jahre“, sondern auch die „Bedeutung von Kunstgemeinschaften und Kollaborationen in wechselnden Konstellationen. Nähe und Distanz, Verbindlichkeit und Konkurrenz, Ein- und Ausschluss traten in produktive Reibung zueinander.“ Viele der gezeigten Werke entstanden in Köln oder besaßen eine enge Beziehung zur Stadt am Rhein.
Um 1995 wurden Kunstrichtungen und Bewegungen von Gruppenzugehörigkeiten abgelöst. Netzwerke oder familienähnliche Strukturen bestimmten die Arbeitsweisen und ästhetische Entscheidungen. Cosima von Bonin setzte in ihren Arbeiten Freunde und Vorbilder mit familiären Verbindungen gleich. Kai Althoff übertrug ambivalente Gruppendynamiken in eindringliche Werke, die die Sehnsucht oder den Zwang einer Gruppenzugehörigkeit ansprechen. Künstlerkooperationen waren oftmals weniger werk- als prozessorientiert, wie bei Andrea Fraser, Renée Green, Christian Philipp Müller und Nils Norman. Dabei bildeten sich Netzwerke auf Zeit und auf bestimmte Fragestellungen hin mit offenen Austauschbeziehungen.
Die Schriften des Soziologen Pierre Bourdieu waren für diese institutionskritischen Künstler von Bedeutung. Bourdieu erklärte das Verhältnis zu Vorbildern unter anderem als „Strategie der Zugehörigkeit“. Renée Green spricht lieber von Kontaktzonen. Mit ihnen entwirft sie Genealogien, die anders als die Tradition auf keine lineare Historie und keinen Ursprung verweisen, sondern Geschichte als gegenwärtig und fragmentarisch vermitteln. Die „Familienbande“ des Ausstellungstitels werden auf vielfältige Weise in den Exponaten deutlich. Das Soziale wird zum Kunstmaterial.
Die Ausstellung „Familienbande. Die Schenkung Schröder“ läuft bis zum 29. September. Das Museum Ludwig Köln hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, an jedem ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 11 Euro, ermäßigt 7,50 Euro. Der Katalog kostet im Buchhandel 34,80 Euro, im Museum 29 Euro.
Museum Ludwig
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