Design der Firma Thonet in München  |  | Michael Thonet, Stuhl Nr. 14, um 1856 | |
Den 200. Geburtstag der Firma Thonet feiert die Neue Sammlung – The Design Museum in der Pinakothek der Moderne ab heute mit einer Ausstellung. Hierzu lud das Münchner Haus den Produktdesigner Steffen Kehrle ein, die rund 400 Objekte des Unternehmens im Besitz der Neuen Sammlung zu arrangieren. Die Schau legt den Schwerpunkt auf die Pionierleistung in der Entwicklung von Bugholz- sowie Stahlrohrmöbeln. Ein weiterer Fokus gilt den Entwürfen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der aus dem rheinischen Boppard stammende Schreinermeister Michael Thonet (1796-1871) war ein Wegbereiter der Bugholzmöbel. Orientierte sich die Konkurrenz an historischen Formen, die sie mit Drechsel- und Schnitzmaschinen fertigten, entwickelte Thonet ein modernes Formenrepertoire. Die Umsetzung gelang durch die von ihm neu erarbeiteten technologischen und produktionstechnischen Möglichkeiten. Sein zukunftweisendes Prinzip war die Idee der Form als Ergebnis industrieller Fertigungsmethoden. Er erfand ein Verfahren, das sich für die Serienproduktion eignete, indem
Buchenholzstäbe unter Dampfeinwirkung und Druck in geschwungene Formen gebogen wurden. Eine weitere Neuerung war, dass die Teile nicht mehr verleimt, sondern geschraubt wurden. Dadurch konnten Stühle zerlegt und verschickt werden. Das Unternehmen Thonet, das seit 1842 den Hauptsitz in Wien hatte, veröffentlichte fast jährlich umfangreiche Kataloge und versandte seine Produkte in die ganze Welt. Alle Modelle besaßen standardisierte Elemente. Dank dieser Typisierung und Serienproduktion waren die Preise erschwinglich. Das Konzept war von Erfolg gekrönt, so wurde etwa der „Konsumsessel“ Nr. 14 bis 1910 mehr als 50 Millionen Mal verkauft.
Am Ende der 1920er Jahre übernahmen Stahlrohrmöbel die Vorherschafft auf dem Markt. Thonet passte sich der Entwicklung an und war in den 1930er Jahren der weltweit größte Produzent von Stahlrohrmöbeln, die unter anderen von Bauhäuslern wie Ludwig Mies van der Rohe oder Marcel Breuer stammten. Dies führte zu einer schmuckloseren, klareren Gestaltung, die die Zweckmäßigkeit des Objektes unterstrich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlegte die Firma ihren Sitz ins nordhessische Frankenberg. Nun definierten Designer wie Eddie Harlis und Verner Panton das Erscheinungsbild der Möbel. In der jüngeren Zeit setzten sich Entwürfe von Norman Foster, Konstantin Grcic, Stefan Diez oder Sebastian Herkner durch.
Die Ausstellung „Thonet & Design“ läuft vom 17. Mai bis zum 2. Februar 2020. Die Pinakothek der Moderne hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, jeden Sonntag für alle 1 Euro. Begleitend zur Schau erscheint eine Publikation.
Pinakothek der Moderne
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