 |  | Charles & Ray Eames, Aluminium Chair, 1959 | |
Heute findet man sie in den Konferenzsälen des Deutschen Reichstags und im Bundeskanzleramt. Die legendären Aluminiumstühle von Charles und Ray Eames. Und wer kennt ihn nicht, den berühmten "Lounge Chair", der in seiner Eleganz und in seiner Bequemlichkeit kaum zu übertreffen ist. Er war es auch, der als Vorbild für die Bestuhlung des Metropolitan diente, den neuen Business-Zug der Bahn.
Nicht nur durch Qualität und Zeitlosigkeit bestechen die Möbel des Designer- und Architektenehepaars. Neben der Funktionalität handelt es sich dabei auch um skulpturale Objekte, die längst zu Klassikern aufgestiegen sind. Ihr Einfluss auf die Designentwicklung des 20. Jahrhunderts ist längst Gewißheit geworden. Waren sie es doch, die als erste erfolgreich mit der dreidimensionalen Verformung von Schichtholz experimentierten. Charles und Ray Eames konstruierten den Prototyp eines Stuhls mit ergonomischer Kunststoffsitzschale, den „La Chaise“ (1948). Eine andere Sitzschale aus Drahtgeflecht vermarkteten sie im „Wire Chair“ (1951) als hochwertiges Massenprodukt. Ihre Modelle verkörpern ein gelungenes Zusammenspiel aus Kunst, Funktionalität und Komfort. Sie entwickelten insgesamt über vierzig multipel einsetzbare Möbelsysteme für Büros, Wohnhäuser und öffentliche Einrichtungen.
Die Möbel stellen aber nur einen Teil des gesamten Oeuvres der Eames dar. Das Paar entwarf Alltagsgegenstände vom Kinderspielzeug bis hin zum Fertighaus. Ihr Versuch, durch neue Wohnformen möglichst sparsam zu bauen und die daraus resultierende Serienfertigung von Standardelementen, zeichnet sie als Wegbereiter der modernen Fertigbauweise aus. Beispielhaft zeigt sich das Zusammenspiel industriell hergestellter Produkte und künstlerischer Objekte in ihrem eigenen Wohnhaus „Case Study House No. 8“, einer Mischung aus Stahl und Glas, das bis heute in Pacific Palisades nahe Los Angeles besichtigt werden kann. Der Vergleich zu den Architekturen Mies van der Rohes liegt nahe. War er es doch, der nach der Devise „less is more“ Gebäude wie das Farnsworth House entwarf und auf jeglichen Schmuck – von den Materialien abgesehen – verzichtete.
In den 1960er und 1970er Jahren verlagerte sich ihr Wirkungskreis. Sie entwickelten Systeme für den Informationsaustausch. Ausstellungen, Bücher und Filme dienten dabei vor allem als didaktisches Mittel der Verständigung. Der Kulturaustausch zwischen den Ländern, aber auch zwischen den Wissenschaften und der breiten Masse spielte für sie eine zentrale Rolle. Ihr Film „Glimpses of the U.S.A.“, eine der ersten Multi-Media-Shows, die auf der „American National Exhibition“ 1959 in Moskau gezeigt wurde, ist das beste Beispiel für ihre Rolle als Kommunikator. Sie leiteten Wissenschaftsprojekte, deren Inhalte sich vor allem mit Computern und deren Einsatzbereichen beschäftigten. Im Mittelpunkt stand jedoch immer die Vermittlung der pädagogischen Werte einfacher Dinge.
Dem Leben der 1978 und 1988 verstorbenen Designer widmet sich nun die Ausstellung „Die Welt von Charles & Ray Eames“ im Vitra Design Museum in Berlin. Bis zum 26. Juni wird dort mit Originalobjekten und Prototypen, aber auch in Filmen und Grafiken das Leben des Künstlerehepaars aufgezeichnet. Klassiker wie der „Lounge Chair“ und der „Aluminium Chair“ dürfen hier natürlich nicht fehlen. Die persönliche Lebensgeschichte der Eames erlaubt dem Besucher einen Einblick in die Arbeitsweisen des Paares.
Geöffnet ist von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 20 Uhr, freitags bis 22 Uhr. Führungen werden Donnerstag und Samstag um 16 Uhr angeboten, sonntags 14 Uhr und 16 Uhr. Der Eintritt beträgt 5,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
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