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Marktberichte |
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Verhaltene Kauflaune bei Designliebhabern in Wien: Hat das Dorotheum zu hoch gepokert?  Zaha Hadid bringt Schwung ins Leben

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 |  | Zaha Hadid, Tisch, 2007 | |
Zaha Hadid ist bekannt für ihre flotten, schlichten und sich oft organisch zusammenfügenden Entwürfe. Die Architektin und Designerin trifft damit den Puls der Zeit. Das beweisen die Beliebtheit, aber auch das Preisniveau der von ihr gestalteten Objekte. Für WMF schuf sie 2007 sechs Tische, auf denen der Traditionshersteller für Haushaltswaren ein Service Hadids bei der Messe „Ambiente“ in Frankfurt präsentierte. Einer dieser Tische fand über einen Privatmann nun Eingang in den Kunstmarkt. Das ursprüngliche Präsentationsmöbel weist deutlich die Handschrift der Gestalterin auf. Die drei Meter breite Platte verjüngt sich nach unten zu einer in Relation kleinen seitlichen Standfläche. Eine geschwungene Formgebung verbindet beide Elemente und bildet den geschlossenen Korpus. Trotz dieser einheitlichen Masse wirkt der Tisch nicht schwer. Seine organisch runden Konturen sorgen für die Leichtigkeit, die Entwürfe Hadids kennzeichnen. Für das große Zweckmöbel aus Polyester rief das Dorotheum 15.000 bis 20.000 Euro auf. Ein großes Hadid-Werk aus einer Serie von nur sechs Stück sahen wohl einige Interessenten als Schnäppchen an. Damit stiegen die Gebote bis auf 62.000 Euro, eine einzigartige Steigerung in dieser Auktion.
Das Dorotheum bot am 15. März in Wien hochkarätiges Design an, konnte aber nicht immer so gute Ergebnisse wie mit dieser Arbeit erzielen. Mit 23 von 68 Losen lag die Verkaufsquote bei nur knapp 34 Prozent. Insgesamt waren trotzdem 686.000 Euro Nettoumsatz möglich. Ein vierteiliges Tee- und Kaffeeservice Zaha Hadids aus dem Jahr 1997, das sich zu einem skulpturalem Objekt zusammensetzen lässt, war mit 140.000 bis 180.000 Euro wohl auch gut betuchten Kunden zu teuer. Ihr schlichter weißer Stuhl „Snow Drift“ der Jahre 2003 bis 2005, der aus einem einzigen Stück gearbeitet ist und in der kühlen fließenden Eleganz von Hadids Zimmern für das Puerta America Hotel in Madrid stand, hatte mehr Anziehungskraft. Für 30.000 Euro und damit zur unteren Taxe fiel der Hammer. Noch teurer war mit 150.000 bis 180.000 Euro Hadids Sitzobjekt „Tippy“ von 2011, das dann allerdings wieder liegenblieb. Auch andere Favoriten im sechsstelligen Bereich verschmähte das Publikum; hier hatten die Einlieferer und das Dorotheum doch etwas zu viel erwartet, etwa bei David Adjayes Esstisch „Bronze Sniper“ von 2015 (Taxe 190.000 bis 250.000 EUR), Jacques-Émile Ruhlmanns Vitrinenpaar um 1925/27 (Taxe 110.000 bis 150.000 EUR) oder Georges Boisgontiers und Armans überdimensionales Schachspiel „Double Gambit“ von 1986 (Taxe 90.000 bis 130.000 EUR).
Geschätzte Vielfalt des landeseigenen Designs
Gut lief der Verkauf österreichischer Arbeiten. Das Dorotheum hatte dabei Stücke seines Heimatlandes aus unterschiedlichen Epochen und Stilen im Angebot. Ein Highlight war der 1922 für die Wiener Werkstätte von Max Welz produzierte große Wandspiegel. Dieser geht auf einen Entwurf von Dagobert Peche zurück und wurde nur zwei Mal gebaut. Sein breiter goldener Rahmen greift von der Spiegelfläche aus in den Raum und ist durch sich überlagernde gebogene Blattflächen strukturiert. Das Objekt in Originalzustand sollte mindestens 130.000 Euro einbringen und konnte diesen Preis erreichen. Nur wenig neuer, aber wesentlich schlichter, war der blau gefasste Bugholzstuhl „Model No. A 63F“ aus den Jahren 1928/30, gestaltet von Josef Frank und hergestellt von Thonet Mundus. 7.000 bis 10.000 Euro waren gefordert, und ein Bieter war bereit, mit 9.000 Euro nah an dieser oberen Grenze zu zahlen.
Um 1950 schuf Carl Auböck in Wien einen Tisch aus einem dicken Baumstamm, der auf der Fläche die Maserung des Walnussholzes zeigt und an den Seiten geschwärzt ist. Auf seinen drei dünnen metallenen Beinen erscheint das massive Unikat geradezu leicht. Die Maserung und die Form des Holzes, die prominent herausgearbeitet ist, machen den Tisch einzigartig. Ein Interessent darf sich nun für 12.000 Euro über das individuelle Objekt freuen (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR). Einen Gegensatz dazu stellt der mit dem Baujahr 1989 nochmals jüngere Tisch von Hans Kupelwieser dar. Die Tischplatte aus glattem, schimmerndem Aluminium, das an den Rändern über das Gestell des Möbels geschlagen ist, sorgt für eine simple industriell wirkende Optik. Kein für die Funktion nicht unabdingliches Element ziert das Möbel, das mit 13.000 bis 20.000 Euro angesetzt war. Zu seiner unteren Bewertung fand es einen Liebhaber dieses Stils.
Gilbert Bretterbauers „Seat 05“ von 2013/16, eines von drei Möbelstücken dieser Art, demonstriert weiter die Vielfalt österreichischen Designs auf. Er ist rund und aus Leder gearbeitet, das oben rot und an den Rändern schwarz ist. Ein schlichter metallener Standfuß mit fünf radial angeordneten Auslegern stützt den Lederkreis im Zentrum. 6.500 Euro bis 8.500 Euro schätzten Experten des Dorotheums für das Sitz-Tisch-Objekt mit der starken Farbkombination, das wieder zur unteren Schätzung einen Abnehmer fand. Von Bretterbauer stammte zudem ein Sofa aus filigranen gebogenen weißen Metallstäben, die sich ohne gerade Linien ineinander fügen. Braune Lederkissen, die ebenso wenig geometrischen Grundformen folgen, bilden die Sitz- und Rückenfläche. Das drei Meter breite unikate Möbel sollte dementsprechend 22.000 bis 28.000 Euro einbringen, die es mit 19.000 Euro aber nicht ganz erreichen konnte.
Internationale Offerte
Das Dorotheum wartete auch mit international bekannten Namen auf. Ettore Sottsass ist längst ein Klassiker italienischen Designs. Eine seiner Halsketten von 1967 aus hochwertigen Materialien, hergestellt von GianCarlo Montebello in Mailand, war auf 26.000 bis 35.000 Euro geschätzt. An einem Ring aus Gold hängen vier kreisförmige Quarzscheiben, angeordnet im Quadrat, in dessen Mitte ein schwarzer Turmalin die Opposition bildet. Der Künstlerschmuck brachte 32.000 Euro ein. Auch Giacomo Manzùs Tisch von 1963, der in seinem Haus bei Bergamo stand, wurde in Mailand gegossen. Das Highlight der Versteigerung mit einem Gestell aus bronzenen Ästen, auf denen eine dicke Platte aus Kristallglas liegt, sollte mindestens 220.000 Euro einspielen und erreichte diesen Wert auch. Mit Gianni Ruffis Sitzobjekt „La Cova“ – „Das Nest“ – von 1969 war ein drittes Los dieser Dekade im Angebot. Ähnlich wie Manzùs Tisch handelt es sich dabei um ein nahe an der Natur orientiertes Möbel. Die Form eines Vogelnestes mit zwei Eiern, das aus Stoffstreifen von Soldatenuniformen zusammengesetzt ist, trägt die pazifistische Aussage eines „Friedensnestes“ in sich. Erst zum oberen Schätzwert von 18.000 Euro endeten die Gebote. Die Amerikanerin Johanna Grawunder gedachte 2007 dem italienischen Klassiker Gio Ponti mit ihrem technoid-geometrischen, gleichwohl verspielten Lichtobjekt „Gio Light II“ für mindestens 11.000 Euro, das zu diesem Preis einen neuen Besitzer fand.
Veräußerte französische Arbeiten datierten meist in ältere Epochen. Édouard Bénédictus’ Teppich von 1925/30, der immerhin fünf Meter Breite misst, geht mit seinen floralen Elementen auf den Stil des Art Decó zurück. 10.000 bis 15.000 Euro waren gefordert, doch erst bei 24.000 Euro endete der Bieterwettstreit. Schnell stieg auch das schlichte hölzerne Kinderbett „Croisillon“ von Jean Royère aus der Zeit um 1950 an seine obere Taxe von 15.000 Euro. Kurz davor war mit 14.000 Euro allerdings Schluss. Als Ikone des französischen Modernismus lässt sich Charlotte Perriand bezeichnen. Das von ihr zusammen mit Jean Prouvé 1954 entworfene, drei Meter breite Wandregal „Antony“, das mit seiner Schlichtheit und gekonnten Farbakzenten auf metallenen Zwischenwänden besticht, machte 19.000 Euro halt und verpasste damit nur knapp die gewünschten 20.000 bis 30.000 Euro.
Polen war mit Oskar Zieta vertreten. Sein Stuhl aus Kupfer, der aufgrund der ungenauen rundlichen Formgebung eine organische Anmutung besitzt, stammt aus dem Jahr 2006. Die Oberfläche des Metalls weist gewollte Korrosionsspuren und damit eine künstliche Patina auf. Das Sitzmöbel konnte die angepeilten unteren 12.000 Euro erreichen. Glatter tritt sein Tisch aus radial angeordneten und abgewinkelten Stahlbeinen auf. Das Werk aus dem Jahr 2014 glänzt nicht nur aufgrund der Politur, sondern auch wegen seiner dicken Glasplatte. Mindestens 8.000 Euro forderte das Dorotheum und bekam diese Vorgabe erfüllt. Im Gegensatz zu diesem kühl-sterilen Designobjekt steht Ron Arads „Rover Seat“ von 1981. Mit schwarz lackierten Stahlrohren, auf denen ein Autositz montiert ist, fängt der in London lebende Israeli den Industriecharme seiner Wahlheimat gekonnt ein. Für die untere Erwartung von 5.000 Euro wechselte sein Werk den Besitzer. Sein „Rover“-Duo blieb bei 9.000 bis 13.000 Euro allerdings liegen.
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Dorotheum Dorotheergasse 17 AT-1010 Wien |
 | Telefon:+43 (01) 515 60 0 | Telefax:+43 (01) 515 60 443 |  |  | E-Mail: client.services@dorotheum.at |  | Startseite: www.dorotheum.com |
28.03.2018 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jan Soldin |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 21 | Seiten: 1 • 2 • 3
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (18) |  | •  | Veranstaltung vom: 15.03.2018, Design
First |  | •  | Bei: Dorotheum
|  | •  | Bericht: Weniger ist
langweilig |  |  | •  | Kunstwerk:  Gilbert Bretterbauer, Stuhl „Seat 05“, 2013/16 |  | •  | Kunstwerk:  Gilbert Bretterbauer, Bank, 2017 |  | •  | Kunstwerk:  Jean Royère, Tagesbett „Croisillon“, um 1950 |  |  | •  | Kunstwerk:  Josef Frank, Armlehnstuhl Mod. A 63F, 1928/30 |  | •  | Kunstwerk:  Johanna Grawunder, Lichtobjekt „Gio Light II“, 2007 |  | •  | Kunstwerk:  Oskar Zieta, Stuhl „Chippensteel Chair Copper“, 2006 |  |  |
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 Gianni Ruffi, Sitz-
und Liegeobjekt „La
Cova“, 1969 |  | Taxe: 13.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 20 |  |  |  |  |  | 
 Oskar Zieta, Stuhl
„Chippensteel Chair
Copper“, 2006 |  | Taxe: 12.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 35 |  |  |  |  |  | 
 Giacomo Manzù,
Tisch, 1963 |  | Taxe: 220.000 - 280.000 EURO Zuschlag: 220.000,- EURO Losnummer: 13 |  |  |  |  |  | 
 Ron Arad, Rover
Seater, 1981 |  | Taxe: 5.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 5.000,- EURO Losnummer: 28 |  |  |  |  |  | 
 Ettore Sottsass,
Collier, 1967 |  | Taxe: 26.000 - 35.000 EURO Zuschlag: 32.000,- EURO Losnummer: 7 |  |  |  |  |  | 
 Zaha Hadid,
Sitzobjekt „Snow
Drift“, 2003/05 |  | Taxe: 30.000 - 40.000 EURO Zuschlag: 30.000,- EURO Losnummer: 2 |  |  |  |  |  | 
 Oskar Zieta, Tisch
„Steel-in-Rotation“,
2014 |  | Taxe: 8.000 - 14.000 EURO Zuschlag: 8.000,- EURO Losnummer: 37 |  |  |  |  |  | 
 Johanna Grawunder,
Lichtobjekt „Gio
Light II“, 2007 |  | Taxe: 11.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 11.000,- EURO Losnummer: 39 |  |  |  |  |  | 
 Dagobert Peche,
Wandspiegel, 1922 |  | Taxe: 130.000 - 180.000 EURO Zuschlag: 130.000,- EURO Losnummer: 6 |  |  |  |  |  | 
 Gilbert
Bretterbauer, Bank,
2017 |  | Taxe: 22.000 - 28.000 EURO Zuschlag: 19.000,- EURO Losnummer: 61 |  |  |  |  |  | 
 Jean Royère,
Tagesbett
„Croisillon“, um
1950 |  | Taxe: 9.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 14.000,- EURO Losnummer: 57 |  |  |  |  |  | 
 Josef Frank,
Armlehnstuhl Mod. A
63F, 1928/30 |  | Taxe: 7.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 9.000,- EURO Losnummer: 52 |  |  |  |  |  | 
 Hans Kupelwieser,
Tisch, 1989 |  | Taxe: 13.000 - 20.000 EURO Zuschlag: 13.000,- EURO Losnummer: 34 |  |  |
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