Sammlung Gerlinger verlässt Halle Das Kunstmuseum Moritzburg und Hermann Gerlinger gehen getrennte Wege. Im kommenden Jahr wird der Würzburger Sammler und Unternehmer seine Bilder aus Halle an der Saale abziehen. Beide Parteien konnten keine Einigung finden, wie die über 1.000 Werke der Brücke-Künstler in das Gesamtkonzept des Museums einzugliedern seien. Nach der aktuellen Sonderausstellung „Inspiration des Fremden – Die Brücke-Maler und die außereuropäische Kunst“ endet die seit 2001 bestehende Kooperation. „Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt bedauert diesen Schritt zutiefst, sieht aber im Einvernehmen mit dem Leihgeber keine Zukunft mehr für eine weitere Zusammenarbeit im Kunstmuseum Moritzburg Halle“, so die Mitteilung der Stiftung. Die Sammlung Gerlinger enthält ausschließlich Werke der Brücke-Künstlern Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Hermann Max Pechstein, Otto Mueller, Cuno Amiet, Akseli Gallén-Kallela und Emil Nolde.
Das Kunstmuseum Moritzburg hat in den letzten drei Jahren Pläne zur stärkeren Einbindung der Brücke-Arbeiten in Sonderausstellungen oder die Präsentation der Gemälde in der ständigen Sammlung entwickelt, wie es die Besucher wünschten. Bisher aber bildete die Gerlinger-Sammlung einen „isolierten Block“ auf 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Hier gehen die Vorstellungen des Sammlers und des Museums auseinander. Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich sagte: „Ich habe drei Jahre lang einen intensiven Diskussionsprozess mit Gerlinger geführt. Letztendlich reden wir aber über ein von Steuergeldern finanziertes Museum, wir müssen Sorge tragen für unser Personal und für unseren eigenen Museumsbetrieb. Und wenn wir die Gerlinger-Sammlung drei Mal im Jahr neu präsentieren müssen, wie es der Wunsch des Leihgebers war, blockiert uns das in anderen Bereichen.“
Einen letzten Impuls für die Scheidung bildeten die unterschiedlichen Ansichten Gerlingers und des Museums über den unklaren Verbleib einer kleinen Zeichnung aus seiner Sammlung. Die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt unternimmt alle Möglichkeiten, den Ort des Blattes mit einem Selbstporträt Karl Schmidt-Rottluffs aufzufinden. Nichtsdestotrotz muss laut Leihvertrag ein Ausgleich erfolgen. Die Stiftung hat daher an Hermann Gerlinger bereits den Versicherungswert gezahlt.
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle präsentierte fast 30 Sonderausstellungen mit den Brücke-Werken Gerlingers. Damit wurden etwa 95 Prozent der Arbeiten Besuchern zugänglich. Ferner wurde für die Kunstwerke ein Depot eingerichtet, das den heutigen musealen Ansprüchen genügt. Während der 15 Jahre andauernden Betreuung der expressionistischen Werke entsprach das Haus den allgemein geltenden konservatorischen Anforderungen sowie den Wünschen und Vorstellungen des Sammlers. Zuvor wurde Gerlingers Kollektion von 1995 bis 2001 vom Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein betreut, bis sie im März 2001 zurückgegeben wurde. Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle übernahm daraufhin die Sammlung und eröffnete 2008 einen Erweiterungsbau. Während dieser Bauzeit wurden drei auswärtige Ausstellungen zu den Brücke-Malern in Schweinfurt, Ravensburg und Wien umgesetzt. Der Bestandskatalog der Sammlung wurde zudem überarbeitet und neu aufgelegt. |