Ker-Xavier Roussel in Winterthur  |  | Ker-Xavier Roussel, D’après Virgile: Nos patriam fugimus, um 1914 | |
Zum Abschluss seines 100jährigen Bestehens präsentiert das Kunstmuseum Winterthur ab dem Wochenende eine Ausstellung zu Ker-Xavier Roussel. Der französische Künstler war der Schöpfer der Wandbilder im Treppenhaus des Museums, Mitglied der Künstlergruppe der Nabis und der Schwager Edouard Vuillards. Die Exponate lassen zum einen anhand von bisher nie oder selten gezeigten Studien die Entstehung der Wandbilder im Kunstmuseum nachvollziehen, zum anderen verdeutlichen Ölbilder, Pastelle und Zeichnungen den künstlerischen Werdegang des 1867 im lothringischen Lorry-lès-Metz geborenen Malers nach seiner Zeit bei den Nabis.
Ker-Xavier Roussel lernte bereits zu Schulzeiten die späteren Mitbegründer der Nabis Edouard Vuillard und Maurice Denis kennen. An der Pariser Académie des Beaux-Arts begegneten die Drei schließlich Pierre Bonnard. Gemeinsam mit anderen gründeten sie 1888/89 die Gruppe der Nabis, die bis 1905 bestand und dekorative Aufgaben in privaten und öffentlichen Räumen als eines ihrer Interessensgebiete erklärte. Die Brüder Hans und Werner Reinhart beauftragten 1916 Roussel, die Wandbilder für das Treppenhaus des neu gegründeten Kunstmuseums zu schaffen. 1919 wurden die Bilder in einer ersten Fassung montiert. Da der Franzose jedoch mit ihnen unzufrieden war, kam er 1926 nach Winterthur und überarbeitete die Werke.
Nach dem Ende der Nabis, die vor allem das Spirituelle in die Kunst im Kontrast zum vorherigen Realismus und Naturalismus wieder einführen wollten, wandte sich Ker-Xavier Roussel im Unterschied zu Bonnard und Vuillard der Mythologie zu. So bezieht sich der Ausstellungstitel „L’après-midi d’un faune“ auf Stéphane Mallarmés gleichnamiges Gedicht, in dem er die Erlebnisse eines aus seinem Schlaf erwachten Fauns schildert. Die zeitlosen Figuren der Mythologie bevölkern arkadischen Landschaften, die Roussel bis zu seinem Tode 1944 in einer träumerischen Atmosphäre im kleinen Format schuf.
Das Pastell „Paysage à l’arbre bleu“ von 1894/95 geht über die vereinfachte und flächige Formensprache der Nabis hinaus. In leuchtenden Farben steht der blaue Baumstamm beschnitten auf der rechten Bildseite und wird Teil des Grases zu seinen Wurzeln. Darüber schiebt sich in Gelb ein Weg mit grünen Sträuchern ins Bild, die im Hintergrund zu einem Wald werden. Der Himmel ist in einheitlichem Weiß gehalten. Um 1925 skizzierte Roussel eine bewegte Tuschezeichnung zweier wild kämpfender Zentauren. Das um 1939/41 datierte Blatt der „Andromeda“ zeigt die junge Frau vor einem geradezu expressionistisch interpretierten Felsen in leuchtendem Gelb, Rot und Orange. Aus dem tiefblauen Meer steigt der hellblaue Drache auf, dem sich der Held Perseus bereits nähert.
Die Ausstellung „Ker-Xavier Roussel. L’après-midi d’un faune“ läuft vom 19. November bis zum 2. April 2017. Das Kunstmuseum Winterthur hat täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, dienstags zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 15 Franken, ermäßigt 12 Franken. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog.
Kunstmuseum Winterthur
Museumsstraße 52
CH-8402 Winterthur
Telefon: +41 (0)52 – 267 51 62
Telefax: +41 (0)52 – 267 53 17 |