Konstantin Grcic in Leipzig  |  | Konstantin Grcic, Life Space | |
Das Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig widmet Konstantin Grcic von heute an eine große Einzelausstellung. Der 1965 in München geborene Industriedesigner serbischer Abstammung hat mit der Leuchte „Mayday“ von 1999 und „Chair one“ von 2004 Objekte entworfen, die bereits heute als Designklassiker gelten. Eigens für die Schau entwickelte Grcic raumgreifende Installationen, die seine Vision für einen Arbeitsraum, Wohnraum, Stadtraum und ein Designatelier illustrieren. Hinzu kommt ein 30 Meter langes Panoramabild, das eine Architekturlandschaft der Zukunft zeigt. Den Abschluss bildet ein Bereich, der die tägliche Arbeit Konstantin Grcics verdeutlicht. Neben Hintergrundinformationen zum Designer sind auch Prototypen seiner Produkte und Zeichnungen zu sehen, genauso Objekte, die ihn inspirieren, etwa Fundstücke, Arbeiten anderer Designer, eine Teekanne oder Werke von Marcel Duchamp und Gerrit Rietveld.
In seinen Entwürfen verbindet Konstantin Grcic die industrielle Ästhetik mit experimentellen und künstlerischen Elementen und findet ungewöhnliche Lösungen, die ihr eigenwilliges Aussehen aus seiner Auseinandersetzung mit Materialien, Technologien und Produktionsverfahren beziehen. So hat der 2005 für die Firma Plank den Barhocker „Miura“ entwickelt, dessen Form im Profil eher an eine Art Klapptreppe mit zu großen Speichen erinnert. Eine ähnliche Sprache findet sich auch in „Chair one“, der aus kleineren dreieckigen Waben zusammengesetzt ist und dadurch sowohl etwas Filigranes als auch eine überzeugende Stabilität besitzt. Einige seiner Arbeiten sind Neuinterpretationen bekannter Möbel, so basiert die Liege „Karbon“ auf der Form einer klassischen Récamière, der Grcic ein futuristisches Aussehen verleiht. Dieser minimalistische Gestus basiert auf dem Einfluss von Jasper Morrison, bei dem Grcic Ende der 1980 seine Laufbahn begann. 1991 gründete er in München sein eigenes Designbüro, das zu seinen Klienten etwa Authentics, Flos, Magis, Vitra und Krups zählt.
Das Entwerfen von Gegenständen ist für Konstantin Grcic nicht nur eine Problemlösung, sondern auch ein assoziativer Umgang mit Bildern, Zufällen, Brüchen und Entdeckungen. Dies möchte die Schau durch einen Wechsel der Perspektive zwischen dem großen und dem kleinen Zusammenhang verdeutlichen. In seiner Installation „Public Space“ wiederholen die Stühle das Netzmuster des Metallgitters in freier und vergrößerter Form. Der Wohnraum „Life Space“ erinnert zunächst an die Minimalwohnungen der Klassischen Moderne, aber auch an eine klösterliche Denkzelle, wie sie auf Antonello da Messinas Gemälde „Der heilige Hieronymus im Gehäuse“ von etwa 1475 abgebildet ist. Während in den letzten Jahren viel von „smart homes“ die Rede war, die eine total vernetzte und technisierte Umgebung bieten, suche Konstantin Grcic, so das Grassi Museum, nach einer Balance aus Intimität und Technik. Er zeige Lösungen für praktische Bedürfnisse wie Komfort, Energieversorgung oder Funktionalität und entwickele daraus eine Wohnästhetik, die eine Collage aus Altem und Neuem, aus Fremden und Vertrautem ist, die Leerstellen und Brüche hat, wie sie in jedem Interieur zu finden sind. Mit seinem „Life Space“ plädiert Konstantin Grcic dafür, das Interieur wieder stärker als Spiegel unserer Identität zu verstehen.
Die Ausstellung „Konstantin Grcic. Panorama“ läuft vom 26. November bis zum 1. Mai 2016. Das Grassi Museum für Angewandte Kunst hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. An Heiligabend und Silvester bleibt das Haus geschlossen. Freier Eintritt ist an jedem ersten Mittwoch im Monat; ansonsten beträgt der Eintrittspreis 8 Euro und ermäßigt 5,50 Euro bzw. 4 Euro. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Museumsshop 69,90 Euro kostet.
Grassi Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5-11
D-04103 Leipzig
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