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Marktberichte |
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Quittenbaums Jugendstil- und Art Déco-Auktion ist ein Mekka für Liebhaber französischer Glaskunst  Skandalöser Tanz

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 |  | Emile Gallé, Vase „Tulipes“, um 1896 | |
Vasen im Wert größerer Neuwagen führt das Münchner Auktionshaus Quittenbaum in seiner kommenden Jugendstilauktion im Programm. Sie stammen aus zwei nicht näher bezeichneten Privatsammlungen und wurden um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von dem berühmten französischen Keramiker und Glaskünstler Emile Gallé geschaffen. Die eine von ihnen trägt ihrem Dekor entsprechend den Namen „Tulipes“, besitzt eine balusterartige Form mit weit ausgestelltem Trompetenhals und besticht durch ihren farblichen Kontrast zwischen schwarz-braunem Grund und ziegelrotem Blumendekor. 60.000 bis 70.000 Euro stehen auf dem Etikett dieses nach Einschätzung des Hauses sehr seltenen und außergewöhnlichen Gefäßes von etwa 1896, das sichtlich von der chinesischen Lackkunst inspiriert ist.
Ein weiteres Exemplar von knapp zwanzig Zentimetern Höhe ist „la Giroflée des Murailles“ benannt und schwingt nach breit hingelagertem Unterteil in einer dreifach eingezogenen Mündung von der Art einer Blütenknospe aus. Außer der als „marqueterie de verre“, einer besonderen technischen Erfindung Gallés, ausgeführten und farblich aufwendigen Dekorierung mit einer blühenden Ranke des Goldlacks weist die Wandung als Besonderheit ein Zitat aus Victor Hugos „Contemplations XXV“ auf: „Je suis la fleur des murailles dont avril est le seul bien“. Mit 80.000 bis 90.000 Euro führt die Vase die Schätzpreisliste an. 20.000 bis 30.000 Euro soll eine kugelförmige Vase ebenfalls mit einem Zitat des Dichters Hugo aus seinem Gedicht „Melancholia“ kosten, die 1900 in der Vitrine „le Repos dans la Solitude“ auf der Pariser Weltausstellung zu sehen war. Als Botaniker kannte Gallé die Bedeutung und Wirkung der hier aufgebrachten Schlüsselblume, die schon für Hildegard von Bingen ein Heilmittel gegen die Melancholie war. Die Schätzpreissumme der beiden Kollektionen liegt insgesamt bei 700.000 bis 800.000 Euro.
Für weniger pralle Geldbeutel gibt es am 17. und 18. November eine Reihe weiterer Arbeiten Gallés im vier- und niedrigen fünfstelligen Kostensektor sowie Vasen anderer großer Firmen wie Daum Frères, François-Emile Décorchemont, Burgun, Schverer & Co, Désiré Christian oder Gabriel Argy-Rousseau. Das österreichische Kaiserreich ist durch die Produktionsstätte Johann Lötz Witwe und ihre schillernden, abstrakt dekorierten Werke vertreten, darunter ein kegelartig geformtes Tintenzeug aus der Jahrhundertwendezeit für 6.000 bis 7.500 Euro. Aus den New Yorker Tiffany Studios hat eine unverwechselbare „Dragonfly“-Tischlampe von etwa 1915 für 16.000 bis 19.000 Euro den Weg nach München gefunden, aber auch eine seltenere „Lava“-Vase von 1908, die mit den rauen, abstrakt fließenden Aufschmelzungen ihrem Namen alle Ehre macht (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR).
Der Hauptteil der Jugendstilauktion ist wesentlich umfangreicher, weist aber keine derartigen Preisspitzen mehr auf wie die Versteigerung der beiden Privatsammlungen. Den Beginn macht ein weiterer großer Schwung an Glasarbeiten für bis zu 25.000 Euro, darunter eine kraftvoll reliefierte Vase René Laliques mit Bronzefuß von 1927, auf deren braun patinierter Wandung sich eine Gruppe tanzender Bacchantinnen tummelt (Taxe 12.000 bis 14.000 EUR). Für Lötz Witwe entwarf Gustav Gurschner 1901 eine originelle Tischlampe in Gestalt eines viersäuligen Tempiettos mit gewölbtem Schirm (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR).
Anschließend hat die figürliche Plastik aller Art ihren Auftritt, mit einer aus Elfenbein und farbiger Bronze gefertigten Chryselephantineskulptur des gebürtigen Rumänen Demetre Chiparus aus den mittleren 1920er Jahren als Höhepunkt. Die auf einem Sockel platzierte „Danseuse hindoue“ reckt ihre Hände in bis zu 60 Zentimeter Höhe und erwartet 30.000 bis 40.000 Euro, die sich an den 26.000 Euro orientieren, die 2007 im Dorotheum für eine etwas kleinere Version bewilligt wurden. Schon in den späten 1860er Jahren entstand Jean-Baptiste Carpeaux’ gleichfalls steil aufstrebender Bronzejüngling „Le génie de la danse“. Dabei handelt es sich um die verkleinerte Wiedergabe einer Monumentalskulptur, die der Bildhauer für die Fassade der Opéra-Garnier schuf und die wegen ihrer Freizügigkeit – insbesondere der um den Männerakt gruppierten vier Bacchantinnen – den Unmut der Pariser Bevölkerung erregte (Taxe 6.000 bis 9.000 EUR).
Nach so vielen Tanzdarstellungen, zu der sich noch Paul Philippes wiederum aus Elfenbein und Bronze bestehende, aber züchtig gekleidete Figur „Pierette“ gesellt (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR), wird es Zeit für das etwas ernstere Handwerk. Hier beeindrucken vor allem die erlesenen Silberarbeiten des dänischen Meisters Georg Jensen, von denen Quittenbaum unter anderem zwei Paare der zweiflammigen, floral gestalteten Kerzenleuchter der Serie „244“ von 1918 für jeweils 18.000 bis 25.000 Euro und die mächtige Aufsatzschale „296A“ mit Weintrauebendekor von 1919 für 12.000 bis 15.000 Euro anbieten kann. Für Jensen arbeitete auch Johan Rohde, dessen Fußschale „196“ von etwa 1915 daher unverkennbare Stilähnlichkeiten aufweist (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR). In der Porzellanabteilung ist eine Meißner Kaminuhr zu nennen, die von zwei manieristischen Kindern in die Höhe gereckt wird. Der Entwurf Paul Scheurichs datiert ins Jahr 1918, die Ausführung des vorliegenden, mit 8.000 bis 9.000 Euro bewerteten Exemplars allerdings erst aus der Zeit nach 1934. In der Möbelabteilung stellt Edouard Diot eine Speisezimmereinrichtung aus Nussholz im eleganten Schwung des Jugendstil um 1905 vor. In drei Positionen aufgeteilt, soll das Büffet 3.500 bis 4.500 Euro, der Esstisch 1.200 bis 1.400 Euro und die sechs Stühle 800 bis 900 erwirtschaften.
Die Auktion beginnt am 17. November um 17 Uhr mit dem Glas aus den zwei Privatsammlungen, am 18. November steht ab 14 Uhr die Glaskunst der regulären Auktion auf dem Programm, am 19. November ab 14 Uhr die restlichen Gattungen. Die Besichtigung ist bis zum 16. November täglich von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 13 bis 17 Uhr möglich. Der Internetkatalog listet die Objekte unter www.quittenbaum.de. |  | Kontakt: Quittenbaum Kunstauktionen Theresienstraße 60 DE-80333 München |
 | Telefon:+49 (089) 273 702 125 | Telefax:+49 (089) 273 702 122 |  |  | E-Mail: info@quittenbaum.de |  | Startseite: www.quittenbaum.de |
16.11.2015 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 15 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Kunstwerke (13) |  | •  | Veranstaltung vom: 17.11.2015, Jugendstil - Art Déco
|  | •  | Bei: Quittenbaum
Kunstauktionen |  | •  | Kunstwerk:  Tintenzeug, Lötz Witwe, Klostermühle um 1900 |  |  | •  | Kunstwerk:  Edouard Diot, Büffet, Paris um 1905 |  | •  | Kunstwerk:  Georg Jensen, Paar Kerzenleuchter „244“, 1918 |  | •  | Kunstwerk:  Paul Scheurich, Kaminuhr, 1918 |  |  | •  | Kunstwerk:  Demetre Chiparus, Danseue hindoue (Hindu Dancer),
um 1925 |  | •  | Kunstwerk:  Jean-Baptiste Carpeaux, Le génie de la danse, 1865/69 |  | •  | Kunstwerk:  Gustav Gurschner, Tischlampe, 1901 |  |  |
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 René Lalique, Vase
„Bachantes“, 1927 |  | Taxe: 12.000 - 14.000 EURO Losnummer: 371 |  |  |  |  |  | 
 Edouard Diot,
Büffet, Paris um 1905 |  | Taxe: 3.500 - 4.500 EURO Losnummer: 831 |  |  |  |  |  | 
 Louis Comfort
Tiffany, Vase
„Lava“, 1908 |  | Taxe: 4.000 - 5.000 EURO Losnummer: 144 |  |  |  |  |  | 
 Jean-Baptiste
Carpeaux, Le génie de
la danse, 1865/69 |  | Taxe: 6.000 - 9.000 EURO Losnummer: 543 |  |  |  |  |  | 
 Demetre Chiparus,
Danseue hindoue
(Hindu Dancer), um
1925 |  | Taxe: 30.000 - 40.000 EURO Losnummer: 544 |  |  |  |  |  | 
 Tiffany Studios,
Tischlampe
„Dragonfly“, New
York um 1915 |  | Taxe: 16.000 - 19.000 EURO Losnummer: 142 |  |  |  |  |  | 
 Paul Scheurich,
Kaminuhr, 1918 |  | Taxe: 8.000 - 9.000 EURO Losnummer: 658 |  |  |  |  |  | 
 Georg Jensen, Paar
Kerzenleuchter
„244“, 1918 |  | Taxe: 18.000 - 25.000 EURO Losnummer: 766 |  |  |  |  |  | 
 Emile Gallé, Vase mit
einem Zitat aus
Victor Hugos
„Melancholia“, 1900 |  | Taxe: 25.000 - 30.000 EURO Losnummer: 58 |  |  |  |  |  | 
 Johann Lötz Witwe,
Tintenzeug, Lötz
Witwe, Klostermühle
um 1900 |  | Taxe: 6.000 - 7.500 EURO Losnummer: 108 |  |  |  |  |  | 
 Emile Gallé, Vase „la
Giroflée des
Murailles“ mit einem
Zitat Victor Hugos,
um 1900 |  | Taxe: 80.000 - 90.000 EURO Losnummer: 59 |  |  |  |  |  | 
 Gustav Gurschner,
Tischlampe, 1901 |  | Taxe: 6.000 - 8.000 EURO Losnummer: 487 |  |  |
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