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Marktberichte |
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Christie’s mit den teuren Musen der Künstler in New York  Weites Feld der Inspiration

| Christie’s schert schon wieder aus! Wie im Frühjahr folgt der Auktionsriese in New York nicht der tradierten Zwei-Wochen-Einteilung von Impressionisten und Moderne sowie Nachkriegs- und Gegenwartskunst, sondern packt alles in eine Woche und startet mit einer eigens kuratierten Auktion. Ging es im Mai bei „Looking Forward to the Past“ um den Zusammenklang von Kunst seit dem späten 19. Jahrhundert bis zu den Zeitgenossen, heißt es nun „The Artist’s Muse“. Dafür haben die Experten bei Christie’s 34 Kunstwerke zusammengestellt, die das Verhältnis von Künstler zu seiner Muse beleuchten. Dass dabei Pablo Picasso den Anfang macht, ist folgerichtig. Denn wie kaum ein anderer Maler des 20. Jahrhunderts hat sich der große Spanier immer wieder mit dem Weiblichen als Modell und Ideengeber abgetan. So steht denn auch seine Kohlezeichnung „Le peintre et son modèle“ vom 2. Januar 1933 am Beginn der Versteigerung, in der seine damalige Geliebte Marie-Thérèse Walter gleich dreimal auftritt: als liegendes Aktmodell, als gemalter Akt im Bild und als Malende selbst. 1,2 bis 1,8 Millionen Dollar stehen hier auf dem Preisschild.
Noch ein zweites Mal macht Marie-Thérèse Walter am 9. November in New York auf sich aufmerksam. Am 15. Januar 1937 hat Pablo Picasso sie als „Femme à la couronne de fleurs“ frontal gemalt und sie damit zu seiner verehrten Königin erhoben (Taxe 12 bis 16 Millionen USD). Wie im Mai strebt Christie’s auch diesmal einen dreistelligen Millionenwert an. Galt er damals Picassos „Les femmes d’Alger“, die mit 160 Millionen Dollar zum teuersten bei Auktionen gehandelten Kunstwerk wurden, heißt der Anwärter diesmal Amedeo Modigliani. Dafür schickt der Italiener seine stilisierte „Nu couché“ von 1917/18 ins Rennen, die seit 1934 erst ihren zweiten Auktionsauftritt absolviert. 100 Millionen Dollar sollen es für die skulptural-blockhafte Liegende werden und damit der neue Rekordpreis für Modigliani, der bisher bei 63 Millionen Dollar liegt. Den erwartet sich Christie’s auch für Roy Lichtenstein, allerdings ist es hier eine etwas unsichere und aufgeregte „Nurse“, die der Pop Art-Künstlers in einem Comic der 1960er Jahre entdeckte. Daraus machte er in typischer Rasterpunktmanier eine blonde Frau im weißen Schwesternkittel und -haube, die mit einer etwas anders gelagerten Erotik um 80 Millionen Dollar wirbt und damit die Messlatte für Lichtenstein um 30 Millionen Dollar nach oben verschieben würde.
Ein drittes Mal hat Christie’s im Katalog keinen Schätzwert angegeben und zwar bei Pablo Picassos schnell gemaltem Spätwerk „Homme à l’épée“ von 1969. Doch so spektakulär sind die 25 Millionen Dollar angesichts höherer Preise, an die Picasso-Kunden schon gewöhnt sind, dann doch nicht. Aber das Gemälde macht deutlich, dass die „Muse“ nicht nur weiblich sein muss. Als Inspirationsquelle dienen auch Männer, etwa bei Paul Gauguin, der 1891 einen jungen Tahitianer sah und ihn mit einer gewissen Innbrunst in seinem „Jeune homme à la fleur“ verewigte (Taxe 12 bis 18 Millionen USD). Aber auch das Weibliche faszinierte Gauguin, und so schnitze er um 1902/03 seine streng stehende „Thérèse“ aus dem Holz des Portiabaums mit übergroßem Kopf in der Art polynesischer Kunst (Taxe 18 bis 25 Millionen USD). Auch bei Alberto Giacometti sind häufiger Männer das zentrale Motiv, etwa sein Bruder Diego, der 1953 für die unikate Gipsbüste „Homme au blouson“ Pate stand (Taxe 6 bis 8 Millionen USD), aber auch James Lord. Der amerikanische Journalist und Schriftsteller freundete sich 1952 mit Giacometti an, verfasste dessen maßgebliche Biografie und stand ihm Modell, so im September 1964. Bei der 18tägigen Sitzung kam eines dieser für Giacometti typisch existenziellen grauen Portraits heraus (Taxe 22 bis 30 Millionen USD).
Teuer bleibt es bei Paul Cézannes Studie für „L’homme à la pipe“ von 1892/96. Das aquarellierte Blatt diente ihm aber auch zur Erarbeitung eines seiner bedeutendsten Werke: „Les joueurs de cartes“. Für den rauchenden Mann, der auf der Rückseite nochmals in Bleistift auftaucht, werden 18 bis 25 Millionen Dollar erwartet. Doch die Frauen in der Sichtweise der Männer sind in der Auktion eindeutig in der Übermacht, etwa mit Lucian Freuds „Naked Portrait on a Red Sofa“, einem Akt seiner Tochter Bella von 1989/91 (Taxe 20 bis 30 Millionen USD), mit Willem de Koonings fast kaum noch erkennbarer „Woman“ um 1952/53 (Taxe 14 bis 18 Millionen USD) oder mit Balthus’ exaltiert am Fenster agierender Pariser Gesellschaftsgröße „Lady Abdy“ von 1935 (Taxe 9 bis 12 Millionen USD). Sogar weit ins 19. Jahrhundert greift das Angebot bei Christie’s zurück und feiert Gustave Courbets noch klassisch realistische „Femme nue couchée“ von 1862 für 15 bis 25 Millionen Dollar. Bei Henri de Toulouse-Lautrec ist es die Halbwelt der Prostituierten von Paris, die ihn 1892 zur innigen Umarmung zweier Frauen „Au lit: Le baiser“ inspirierte (Taxe 10 bis 15 Millionen USD).
In dieser Preiskategorie mischt dann sogar ein Deutscher mit: Ernst Ludwig Kirchner stellt seine kunstmarktunerfahrenen, farblich aufgewühlten „Im See badende Mädchen. Moritzburg“ aus bester Brücke-Zeit von 1907 für ebenfalls 10 bis 15 Millionen Dollar zur Verfügung, was wohl Platz zwei im Auktionsranking für den deutschen Expressionisten bedeutet. „Die Tänzerin mit gehobenem Bein“, die Kirchner 1913 kantig aus Eichenholz schnitzte und bemalte, lässt sich dann namentlich greifen. Es ist Erna Schilling, die Varietétänzerin aus Berlin, die Kirchner 1912 kennenlernte und seine Lebensgefährtin wurde (Taxe 3,5 bis 5,5 Millionen USD). Alexander Archipenko liebte es dagegen kubistisch und formte seine bronzene „Woman Combing Her Hair“ 1915 aus geometrischen Grundformen (Taxe 2 bis 3 Millionen USD). Dass dann Fernand Légers Arbeiter in dem Ölgemälde „Les constructeurs avec arbre“ von 1949/50 für 12 bis 18 Millionen Dollar oder Andy Warhols rot-schwarze „Gun“ von 1981 für 8 bis 12 Millionen Dollar auftreten, verwundert schon etwas, und man kann die Motive nur unter dem Thema „Muse“ subsummieren, da sie häufig, wenn nicht obsessiv im Schaffen der beiden auftreten. Den Rausschmeißer macht Christopher Wool mit einem ebenfalls gern genutzten Schriftbild von 1990, das sinnigerweise mit „The Show is Over“ beginnt (Taxe 5 bis 7 Millionen USD). |  | Kontakt: Christie’s Rockefeller Center 20 Rockefeller Plaza US-NY 10020 New York |
 | Telefon:+1 (212) 6362000 | Telefax:+1 (212) 6362399 |  |  | E-Mail: info@christies.com |  | Startseite: www.christies.com |
05.11.2015 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 10 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Kunstwerke (8) |  | •  | Veranstaltung vom: 09.11.2015, The Artist's Muse: A Curated Evening Sale |  | •  | Bei: Christie’s
|  | •  | Kunstwerk:  Amedeo Modigliani, Nu couché, 1917/18 |  |  | •  | Kunstwerk:  Paul Cézanne, L’homme à la pipe (Etude pour un joueur de
cartes), 1892/96 |  | •  | Kunstwerk:  Paul Gauguin, Jeune homme à la fleur, 1891 |  | •  | Kunstwerk:  Paul Gauguin, Thérèse, um 1902/03 |  |  | •  | Kunstwerk:  Ernst Ludwig Kirchner, Im See badende Mädchen. Moritzburg,
1909 |  | •  | Kunstwerk:  Ernst Ludwig Kirchner, Tänzerin mit gehobenem Bein, 1913 |  | •  | Kunstwerk:  Henri de Toulouse-Lautrec, Au lit: Le baiser, 1892 |  |  |
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 Henri de
Toulouse-Lautrec,
Au lit: Le baiser,
1892 |  | Taxe: 10.000.000 - 15.000.000 USD Zuschlag: 11.000.000,- USD Losnummer: 16 |  |  |  |  |  | 
 Paul Gauguin,
Thérèse, um 1902/03 |  | Taxe: 18.000.000 - 25.000.000 USD Zuschlag: 27.500.000,- USD Losnummer: 5 |  |  |  |  |  | 
 Gustave Courbet,
Femme nue couchée,
1862 |  | Taxe: 15.000.000 - 25.000.000 USD Zuschlag: 13.500.000,- USD Losnummer: 10 |  |  |  |  |  | 
 Amedeo Modigliani,
Nu couché, 1917/18 |  | Taxe: 100.000.000,- USD Zuschlag: 152.000.000,- USD Losnummer: 8 |  |  |  |  |  | 
 Paul Gauguin, Jeune
homme à la fleur, 1891 |  | Taxe: 12.000.000 - 18.000.000 USD Zuschlag: 12.000.000,- USD Losnummer: 6 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Ludwig
Kirchner, Im See
badende Mädchen.
Moritzburg, 1909 |  | Taxe: 10.000.000 - 15.000.000 USD Zuschlag: 12.000.000,- USD Losnummer: 3 |  |  |  |  |  | 
 Paul Cézanne,
L’homme à la pipe
(Etude pour un joueur
de cartes), 1892/96 |  | Taxe: 18.000.000 - 25.000.000 USD Zuschlag: 18.500.000,- USD Losnummer: 7 |  |  |  |  |  | 
 Ernst Ludwig
Kirchner, Tänzerin
mit gehobenem Bein,
1913 |  | Taxe: 3.500.000 - 5.500.000 USD Zuschlag: 7.000.000,- USD Losnummer: 2 |  |  |
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