|
 | 
 |
Marktberichte |
|
The European Fine Art Fair – kurz TEFAF – gilt noch immer als die Königin aller Kunstmessen. Nirgendwo gibt es eine höhere Konzentration an Altmeister-Gemälden als im März in Maastricht. Doch mit der neuen Abteilung „Night Fishing“ setzt sie auch ein Signal. Am Sonntag schließt die Messe  Das Gemäldeangebot ist der Kern der Messe

|
 |  | John Gibson, Armor und Psyche, Rom um 1845 | |
Die Sensationsmeldungen kurz vor Eröffnung der diesjährigen TEFAF hielten sich in Grenzen. Kein neuer Rembrandt entdeckt. Kein Picasso aus ganz frühen Tagen. Und trotzdem bleibt diese Messe unübertroffen in ihrer Fülle an glanzvollen Gemälden aus sieben Jahrhunderten, an aufregenden Skulpturen und an bedeutendem Kunsthandwerk und bibliophilen Kostbarkeiten. Und dass es kein Werk von Pablo Picasso gäbe, kann man nicht sagen. Groß und unübersehbar hängt ein spätes Selbstporträt am Stand der Hammer Galleries aus New York zwischen Gemälden von Degas, Gauguin, Renoir und Chagall.
Das weich und fließend gearbeitete, spätklassizistische Marmorrelief „Cupido und Psyche“ des Engländers John Gibson ist mit seinem Preis von 400.000 Euro vielleicht nicht das teuerste Exponat. Aber es zeigt, dass die TEFAF immer noch der Ort ist, wo Händler ihre besten, marktfrischen Akquisitionen zeigen und ihre Potenz unter Beweis stellen. Nie zuvor war dieses bildhauerische Meisterwerk von 1845 auf dem Markt. Es ist aus dem Künstleratelier in Rom direkt in die Hände des 4. Duke of Northumberland gelangt und war seither in Familienbesitz. Nun offeriert Daniel Katz aus London die zarte Liebe der beiden mythologischen Gestalten.
Vor mehr als einem Vierteljahrhundert als Kunstmesse für Altmeister gegründet, verkörpert das Gemäldeangebot immer noch den Pulsschlag dieser Branchenschau. Doch längst haben sich einige von der strengen Aufteilung in Alte Meister und Moderne verabschiedet. Die Quellen für die Malerei aus Renaissance und Barock sprudeln längst nicht mehr so, und den Gewinnmarchen, die die klassische Moderne verspricht, kann ein Händler wohl kaum widerstehen. Konrad O. Bernheimer ist da fast einen Ausnahme, seine zeitliche Grenze zieht er im 19. Jahrhundert. Sein Hauptstück in Maastricht ist eine kraftvolle, in ihrer Lichtführung an Caravaggio erinnernde Darstellung des „Heiligen Hieronymus“ von Abraham Janssens. Das barocke Gemälde soll 1,1 Millionen Euro kosten. Eines der teuersten Altmeistergemälde hält der New Yorker Otto Naumann bereit. Für das ideale Architekturcapriccio Giovanni Antonio Canals mit dem Selbstporträt des gefeierten Vedutenmalers aus dem frühen 18. Jahrhundert verlangt er 12 Millionen US-Dollar.
Richard Green spannt den zeitlichen Bogen weiter. Schon in den ersten Tagen verkaufte er eine große Innenansicht des Pantheons in Rom von Giovanni Paolo Panini aus dem Jahr 1743 und Alfred Sisleys impressionistisches Gemälde „Le parc du Saint-Cloud“ für jeweils 4,1 Millionen Euro. Erneut zaubert der Londoner Gemäldehändler Simon Dickinson neben vielen Altmeistern wieder ein Werk von Vincent van Gogh hervor. Für etwa 10 Millionen US-Dollar offeriert er das Aquarell „La Moulin d’Alphonse Daudet à Fontvieille“. Für die Moderne sind Preise wie diese fast Standard geworden. 3,4 Millionen Euro erhofft sich der niederländische Impressionisten- und Fauvistenspezialist Ivo Bouwman für Kees van Dongens „Femme rose sur fond rouge“. Für das 1922/24 entstandene Männerbildnis „Leo Schames“ von Ernst Ludwig Kirchner hat die Münchner Galerie Thomas 3,8 Millionen Euro angesetzt. Eines der teuersten zeitgenössischen Gemälde brachte die New Yorker Galerie Van de Weghe Fine Art auf die Messe: Um die 11 Millionen Dollar soll Andy Warhols spätes Camouflage-Selbstporträt von 1986 kosten.
Dass die TEFAF allerhand unternimmt, den Graben zwischen alter und zeitgenössischer Kunst verschwinden zu lassen, unterstreicht die neue Abteilung „Night Fishing“. Es handelt sich um eine von Sydney Picasso kuratierte Schau mit Werken aus verschiedenen Galerien. Mit von der Partie sind unter anderen die Galerie Buchmann aus Berlin und Lugano mit einer großen Scheiben-Skulptur von Tony Cragg zum Preis von 800.000 Euro, die Galerie Hans Mayer aus Düsseldorf mit Nam June Paik und der österreichische Galerist Thaddaeus Ropac mit einer von Georg Baselitz’ jüngsten Monumentalskulpturen. Für die spröde, farbig gefasste Arbeit, die Baselitz mit der Kettensäge aus einem Baumstamm heraussägt, ist ein Preis im siebenstelligen Bereich vorgesehen. Das Signal ist klar: Ausgewählt wurden Künstler, die ihren festen Platz im Kanon der jüngeren Kunstgeschichte haben. Es sind die Alten Meister von Morgen.
Meisterwerke aber präsentieren nicht nur die Kunstgalerien. Als Rarität höchsten Ranges gilt das „Liesborner Evangeliar“ des 10. Jahrhunderts aus der westfälischen Abtei Liesborn. Es kostet bei der Pariser Handlung Les Enluminures 6,5 Millionen Euro. Die unvergleichliche Schönheit der Renaissancebronze verkörpert ein Reiterstandbild des Herzogs Carlo Emanuele I. von Savoyen, das Antonio Susini 1620 schuf. Das 1,5 Millionen Pfund teure Objekt bei Tomasso Brothers aus London war bereits kurz nach der Eröffnung reserviert. Wieder einmal mit einer Entdeckung kann der Klassizismus-Spezialist Frank C. Möller aus Hamburg überraschen. Recherchen zu der Berliner Galanterie- und Bronzefabrik Werner & Mieth, aus deren Werkstatt Möller einen großen Lüster für das Prinz-Karl-Palais in Berlin bei 1,4 Millionen Euro anbietet, erhellten auch die Herkunft eines äußerst eleganten Bronzetischs. Aufgrund seiner Qualität wurde er lange für eine französische Arbeit gehalten. Möller weist nach, dass es ein früher Entwurf Karl Friedrich Schinkels ist. Der Preis beträgt 260.000 Euro.
Ein Besuchermagnet ist in diesem Jahr der Stand der Design-Galerie Downtown aus Paris. François Laffanour hat nicht wie sonst den Edelpurismus eines Jean Prouvé oder einer Charlotte Perriand ausgestellt, sondern seinen Stand einzig mit Shaker-Möbeln bestückt: Die pietistisch begründete Idee von der Einfachheit dieser amerikanischen Religionsgruppe als Quelle des modernen Designs. Preislich können sie mit den Jugendstil-Entwürfen des Belgiers Gustave Serrurier-Bovy, dem der Londoner Händler Yves Macaux eine Personalschau gewidmet hat, oder mit den Avantgarde-Möbeln von Gerrit Rietveld und Erich Dieckmann bei dem Berliner Ulrich Fiedler durchaus mithalten. Die Spanne reicht von 9.000 Euro für eine Spanschachtel bis 300.000 Euro für ein Küchenbuffet von etwa 1850.
Im letzen Jahr, so prahlt die Messeleitung ein wenig, seien hier über 350 Privatjets gelandet. Ob das wieder so ist, wird man am Sonntag wissen, wenn die mehr als 270 Aussteller aus aller Welt nach zehn Messetagen Bilanz ziehen. Denn die TEFAF hat starke Konkurrenz. Am Anfang hatte zeitgleich die Art Basel in Hongkong ihre Tore geöffnet, und in New York lief parallel zur Maastrichter Veranstaltung die Asia Art Week. Es wird sich zeigen, ob ein paar Dollarmillionäre ihre Jets lieber außerhalb Europas landen ließen und ob einige der hochkarätigen Contemporary Galerien auch weiterhin der TEFAF den Vorzug geben werden.
Die TEFAF hat bis zum 21. März täglich von 11 bis 19 Uhr, am 22. März von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis entspricht der Exklusivität der Veranstaltung: eine Person zahlt 55 Euro inklusive Katalog, zwei Personen sind für 95 Euro dabei, Jugendliche von 12 bis 18 Jahren zahlen 20 Euro ohne Katalog.
Maastricht Exhibition & Congress Centre
Forum 100
NL-6229 GV Maastricht
|
www.tefaf.com | |
19.03.2015 |
Quelle/Autor:Kunstamrkt.com/Sabine Spindler |  |
 |
|
 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 12 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Variabilder (11) |  | •  | Veranstaltung vom:
13.03.2015, TEFAF - The European Fine Art Fair |  | •  | Variabilder:  Jacob Adriaensz Westerbaen,
Vanitas-Stillleben, 1629 |  | •  | Variabilder:  Hans Thoma, Tritonenpaar, 1892 |  |  | •  | Variabilder:  Shaker, Geschirrschrank, Massachusetts um
1815/50 |  | •  | Variabilder:  Gustave Serrurier-Bovy, Armlehnstuhl „Silex“, 1909 |  | •  | Variabilder:  Karl Friedrich
Schinkel, Gueridon mit Porphyrplatte, um 1800/10 |  |  | •  | Variabilder:  Porzellanblumenstrauß, Meißen, um 1750 |  | •  | Variabilder:  Liesborner Evangeliar, Nordwestdeutschland, wohl Abtei Liesborn, um 980/1000 |  | •  | Variabilder:  Vincent van Gogh, Le Moulin d’Alphonse Daudet à Fontvieille,
1888 |  |  |
| | 

 |  |  |  |  | 
 Karl Friedrich
Schinkel, Gueridon
mit Porphyrplatte,
um 1800/10 |  | |  |  |  |  |  | 
 Hans Thoma,
Tritonenpaar, 1892 |  | |  |  |  |  |  | 
 Gustave
Serrurier-Bovy,
Armlehnstuhl
„Silex“, 1909 |  | |  |  |  |  |  | 
 Vincent van Gogh, Le
Moulin d’Alphonse
Daudet à
Fontvieille, 1888 |  | |  |  |  |  |  | 
 Liesborner
Evangeliar,
Nordwestdeutschland,
wohl Abtei Liesborn,
um 980/1000 |  | |  |  |  |  |  | 
 Jacob Adriaensz
Westerbaen,
Vanitas-Stillleben,
1629 |  | |  |  |  |  |  | 

Porzellanblumenstrauß,
Meißen, um 1750 |  | |  |  |  |  |  | 
 Werkstatt Sandro
Botticelli, Madonna
und Kind mit
Goldfink, 15.
Jahrhundert |  | |  |  |  |  |  | 
 Shaker,
Geschirrschrank,
Massachusetts um
1815/50 |  | |  |  |  |  |  | 
 Carl Gustav Carus,
Ein junges Mädchen
auf dem Brienzer See
rudernd, 1831 |  | |  |  |
|

 |
 |