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Marktberichte |
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Nach der Art Basel-Woche geht der Blick sofort nach London. Denn dort stehen Impressionisten und Moderne auf dem Programm der großen Auktionshäuser. Sotheby’s macht den Anfang  Monets Paradies

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 |  | Claude Monet, Nymphéas, 1906 | |
1883 zieht Claude Monet in das 300 Seelen-Dorf Giverny 60 Kilometer nördlich von Paris und lebt hier 43 Jahre bis zu seinem Tod 1926. Die Gegend – so schreibt Monet an seinen Pariser Kunsthändler Paul Durand-Ruel – biete ihm alles, was er brauche, um Meisterwerke zu schaffen. Seine finanziellen Verhältnisse ermöglichen ihm, 1893 sein Grundstück zu erweitern und eine über einen Hektar große Garten- und Wiesenlandschaft anzulegen. Zum zentralen Punkt des Parkareals gestaltet er den Seerosenteich mit der japanischen Brücke, wofür die vorbeifließenden Bäche Epte und Ru ein wenig umgeleitet werden müssen. Bis zu seinem Lebensende bleibt dieses irdische Paradies das vorherrschende Thema im Monets Schaffen. Neben Hunderten von Einzelwerken und Serien fußen auch die Seerosenbilder auf der dort gestalteten Natur. Mit seiner wohl berühmtesten Werkgruppe beginnt Monet im Jahr 1897. Bis heute zählen die „Nymphéas“ zu Monets beliebtesten Motiven. So hält denn auch den aktuellen Auktionsrekord seines Werks eine querformatige Ansicht des Seerosenteiches aus dem Jahr 1916 bei 36,5 Millionen Pfund.
Auch bei Sotheby’s steigt in der kommenden Woche ein Seerosenbild als Favorit in den Auktionsring. Claude Monet bemalte die annähernd quadratische Leinwand 1906 mit einem Ausschnitt des Teiches in großen abstrakten Farbpartien und einem faszinierenden Kolorit aus Blau, Grün und Violett mit einigen roten und gelben Farbtupfern. Der letzte Auktionsauftritt des Gemäldes, das von 2011 bis 2013 als Leihgabe im Museum of Fine Art in Houston hing, ist vierzehn Jahre her. Im Mai 2000 gab es für die „Nymphéas“ bei Christie’s in New York 19 Millionen US-Dollar. Nun sollen am kommenden Montag 20 bis 30 Millionen Pfund daraus werden.
Die Impressionistenriege hat sich am 23. Juni in London gut aufgestellt. Ein Grund ist die Sammlung des im März verstorbenen Unternehmers und Football-Funktionärs Ralph C. Wilson, die vier Positionen der insgesamt 46 Lose stellt. Auch bei Wilson nahm Claude Monet einen prominenten Platz ein, ließ das südliche warme Licht in dem Küstenstreifen „Antibes, vue du plateau Notre-Dame“ von 1888 aufstrahlen (Taxe 6 bis 8 Millionen GBP) oder nahm zu einem sonntäglichen Sommerspaziergang an der „Seine à Argenteuil“ von 1875 mit (Taxe 7 bis 10 Millionen GBP). Auch Alfred Sisley hat um 1892 ein Flussufer festgehalten, „Les bords du Loing“ aber an einem Wolkentag spielen lassen (Taxe 1 bis 1,5 Millionen GBP). Der dritte Wilson-Künstler ist Edouard Manet, der 1879 seine „Jeune femme dans les fleurs“ bestens impressionistisch in einem verschwommenen Meer aus Grün drapiert hat (Taxe 3 bis 4 Millionen GBP). Dazu treten dann noch Camille Pissarro mit seiner Sicht auf die „Seine à Bougival“ von 1871, die auf einen rauchenden Transportkahn fokussiert ist (Taxe 1,4 bis 1,8 Millionen GBP), seine Tochter Jeanne, die er um 1872 an einem Sommertag im üppigen wuchernden Garten in Pontoise beim Blumenbinden verewigt hat (Taxe 1,5 bis 2,5 Millionen GBP), und Pierre-Auguste Renoir, der sich in seinem Pastell „Jeune femme lisant“ 1889 ebenfalls von holder Weiblichkeit bezaubern ließ (Taxe 1,5 bis 2 Millionen GBP).
Zahlenmäßig stellt aber doch die Kunst der Moderne den Hauptteil der Auktion, und schon Platz 2 nach dem Monet-Favoriten nimmt ein Klassiker der Abstraktion ein: Es ist Piet Mondrians strenges Rechteckmuster „Composition with Red, Blue and Grey“ aus dem Jahr 1927, auf dem neben dominantem Weiß zwei kleine Felder am Rand mit Rot und Blau ausgefüllt sind. Die Leinwand, die zuletzt 1959 auf dem Kunstmarkt zu haben war und von der Galerie Beyeler an die jetzige Besitzerfamilie ging, ist mit 13 bis 18 Millionen Pfund bewertet. So völlig ungegenständlich arbeitet sonst kein Auktionsteilnehmer; selbst auf Paul Klees Ölgemälde „Beginnende Kühle“ von 1937 mit kleinteiligen geometrischen Formationen lassen sich Häuser, Bäume und Menschen ausmachen (Taxe 400.000 bis 600.000 GBP).
Auch sonst kann die Kunst aus deutschen Landen mit schönen Beispielen des Expressionismus glänzen. Auf die Kraft der Farbe setzen Emil Nolde 1915 in seiner „Südseeinsel“ mit tiefgrünem Meer und Himmel samt rotem Wolkenstreifen und einigen Segelbooten (Taxe 500.000 bis 700.000 GBP), Wassily Kandinsky in seiner lichten „Herbstlandschaft“ von 1911, die die Gestalt der Häuser und Berge schon fast vollkommen in einem Farbmeer aufgelöst hat (Taxe 3 bis 5 Millionen GBP), oder Alexej von Jawlensky in seinem „Stillleben mit Hyazinthe, blauem Krug und Äpfeln“ vor kräftig rotem Hintergrund um 1912 sowie seiner eher skizzenhaften „Frau mit Kopfbinde“ um 1909 (Taxen zwischen 200.000 und 350.000 GBP). Kauft man sich Hermann Max Pechsteins geheimnisumwobene Frau mit der „Gelben Maske I“ von 1910, erhält man ein zweites Bild dazu; denn auf der Rückseite hat er noch eine „Sängerin in Rot“ bei ihrem Auftritt gemalt (Taxe 1,8 bis 2,5 Millionen GBP). Diesen Preis will auch Max Beckmanns hochformatig aufgetürmtes „Stillleben mit Grammophon und Schwertlilien“ sehen, aus dessen Spiegel den Betrachter ebenfalls eine Frau mit schwarzer Maske anblickt. So richtig werden sich die Nachkommen von Jan Krugier über diese Bewertung nicht freuen; denn der 2008 verstorbene Genfer Kunsthändler hatte das Gemälde von 1924 erst ein Jahr zuvor bei Christie’s in New York für netto 6,5 Millionen US-Dollar erworben.
Aus nordischen Landen tritt der Expressionistenkollege Edvard Munch hinzu und gibt die ruhige, menschenleere Küstenlandschaft „Hus i Borre“ von 1904/05 bei 600.000 bis 800.000 Pfund in die Auktion. Am häufigsten wird der Name Pablo Picasso genannt. Ingesamt neun Positionen entfallen auf den Jahrhundertmaler, die diesmal aber nicht über 4 bis 6 Millionen Pfund für das geometrisch aufgebrochene „Portrait de femme“ seiner jungen Geliebten Marie-Thérèse Walter im Profil vor gestreifter Wand von 1937 hinausragen. Die Hälfte ist für seine späte Aktszene „L’Atelier“ aus dem Jahr 1962 veranschlagt, und auch zwei druckgrafische Blätter Picassos haben Aufnahme in die Abendauktion gefunden: das verhärmte Paar in der Radierung „Le Repas Frugal“ von 1904 vor der Verstählung der Platte (Taxe 800.000 bis 1,2 Millionen GBP) und das junge angstlose Mädchen in „La Minotauromachie“ von 1935 (Taxe 700.000 bis 1 Million GBP). Marc Chagall steuert eines seiner traumvollen Nachtbilder bei, den im dunkelblauen Himmel schwebenden „Coq rouge dans la nuit“ mit einem jungen Liebespaar von 1944 (Taxe 1 bis 1,5 Millionen GBP).
Zwei unterschiedliche Vorstellungen von Aktmalerei stehen sich in der Auktion gegenüber. Während Alberto Giacometti seine 1958 gemalte „Nu debout“ streng stehend und überlängt als existenzielle Gestalt schemenhaft aus dem gleichfarbigen Hintergrund hervortreten lässt (Taxe 1,5 bis 2 Millionen GBP), geht Tamara de Lempicka kraftvoll und diesseits bezogen ans Werk. Ihre „Suzanne au bain“ von etwa 1938 sitzt ohne die beiden lüsternen Alten in der Blüte ihres Lebens mit vollen Rundungen und erotischer Ausstrahlung in einem kleinen Waldstück (Taxe 1,6 bis 2 Millionen GBP). Eine Vorliebe für junge, heranwachsende Frauen bestimmt das Schaffen von Balthus; seine Zeichnung der „Katia endormie“ von 1969/70 täuscht ihre Unschuld aber nur vor (Taxe 500.000 bis 700.000 GBP). Teuerste Skulptur ist Giacomettis kleine, nur noch als Strich in der Landschaft wahrnehmbare „Figurine sur grand socle“ von 1950 bei 800.000 bis 1,2 Millionen Pfund. Ihn unterstützen dann noch Rembrandt Bugatti mit seiner fast schwarz patinierten Bronze der majestätischen „Deux grands léopards“ von 1913/14 (Taxe 500.000 bis 700.000 GBP) oder Julio González mit seiner 1942 viermal gegossenen Abstraktion „La grande trompette“ (Taxe 300.000 bis 400.000 GBP). |  | Kontakt: Sotheby’s London 34-35 New Bond Street GB-W1A 2AA London |
 | Telefax:+44 (020) 72 93 59 24 | Telefon:+44 (020) 72 93 51 84 |  |  | Startseite: www.sothebys.com |
18.06.2014 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 15 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (12) |  | •  | Veranstaltung vom: 23.06.2014, Impressionist & Modern Art Evening Sale |  | •  | Bei: Sotheby's
|  | •  | Bericht: Die Seerosen von
Giverny |  |  | •  | Kunstwerk:  Alfred Sisley, Les bords du Loing, um 1892 |  | •  | Kunstwerk:  Paul Klee, Beginnende Kühle, 1937 |  | •  | Kunstwerk:  Rembrandt Bugatti, Deux grands léopards, 1913/14 |  |  | •  | Kunstwerk:  Claude Monet, La Seine à Argenteuil, 1875 |  | •  | Kunstwerk:  Julio González, La grande trompette, nach 1942 |  | •  | Kunstwerk:  Camille Pissarro, La Seine à Bougival, 1871 |  |  |
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 Edouard Manet, Jeune
femme dans les
fleurs, 1879 |  | Taxe: 3.000.000 - 4.000.000 GBP Zuschlag: 2.900.000,- GBP Losnummer: 11 |  |  |  |  |  | 
 Julio González, La
grande trompette,
nach 1942 |  | Taxe: 300.000 - 400.000 GBP Zuschlag: 350.000,- GBP Losnummer: 26 |  |  |  |  |  | 
 Camille Pissarro,
Jeanne Pissarro (dit
Minette) assise au
jardin, Pontoise, um
1872 |  | Taxe: 1.500.000 - 2.500.000 GBP Losnummer: 18 |  |  |  |  |  | 
 Pierre-Auguste
Renoir, Jeune femme
lisant, 1889 |  | Taxe: 1.500.000 - 2.000.000 GBP Losnummer: 19 |  |  |  |  |  | 
 Claude Monet, La
Seine à Argenteuil,
1875 |  | Taxe: 7.000.000 - 10.000.000 GBP Zuschlag: 7.550.000,- GBP Losnummer: 9 |  |  |  |  |  | 
 Alexej von
Jawlensky, Frau mit
Kopfbinde, um 1909 |  | Taxe: 250.000 - 350.000 GBP Zuschlag: 550.000,- GBP Losnummer: 44 |  |  |  |  |  | 
 Alfred Sisley, Les
bords du Loing, um
1892 |  | Taxe: 1.000.000 - 1.500.000 GBP Zuschlag: 900.000,- GBP Losnummer: 10 |  |  |  |  |  | 
 Camille Pissarro, La
Seine à Bougival,
1871 |  | Taxe: 1.400.000 - 1.800.000 GBP Losnummer: 38 |  |  |  |  |  | 
 Paul Klee,
Beginnende Kühle,
1937 |  | Taxe: 400.000 - 600.000 GBP Zuschlag: 900.000,- GBP Losnummer: 4 |  |  |  |  |  | 
 Alexej von
Jawlensky,
Stillleben mit
Hyazinthe, blauem
Krug und Äpfeln, um
1912 |  | Taxe: 200.000 - 300.000 GBP Zuschlag: 500.000,- GBP Losnummer: 32 |  |  |  |  |  | 
 Rembrandt Bugatti,
Deux grands
léopards, 1913/14 |  | Taxe: 500.000 - 700.000 GBP Zuschlag: 780.000,- GBP Losnummer: 41 |  |  |
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