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Marktberichte |
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Der Münchner Versteigerer Quittenbaum war mit seiner Henry van de Velde gewidmeten Jugendstil- und Design-Auktion erfolgreich  Koch und Künstler

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 |  | Henry van de Velde, Gürtelschließe, 1898/99 | |
Die Rechnung ist aufgegangen: Geschickt hatte sich das Münchner Auktionshaus Quittenbaum vor Weihnachten an den 150. Geburtstag des wohl berühmtesten Designers in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts drangehängt und Henry van de Velde zu Ehren eine eigene Designauktion anberaumt – mit großem Erfolg, wie sich rasch zeigte. Denn obwohl der Belgier von den knapp 150 Positionen der Veranstaltung nur etwa ein Fünftel stellte, erwies sich die Zusammenstellung auch für sich genommen als so qualitätvoll, dass eine losbezogene Zuschlagsquote von rund sechzig Prozent, mehrere fünfstellige, sogar ein sechsstelliger Hammerpreis sowie ein Netto-Gesamtumsatz von über 667.000 Euro die Bilanz verzieren.
Jenen sechsstelligen Wert erzielte Quittenbaum am 10. Dezember mit einer prachtvollen, seltenen und überdies geschichtsträchtigen Vase. Die „Rose de France“ ist nämlich mit einer persönlichen Widmung des französischen Glaskünstlers Emile Gallé an seine Tochter Thérèse vom 28. Dezember 1901 versehen und scheint als die Nummer eins einer Serie ähnlich geschmückter Exemplare in Nancy vom Band gelaufen zu sein. Quittenbaum hatte atemberaubende 120.000 bis 160.000 Euro dafür verlangt und wurde wohl nicht zu sehr enttäuscht, als es schließlich 115.000 Euro wurden. Auf 20.000 Euro aus der Schatulle eines italienischen Sammlers verdoppelte sich der Wert einer weiteren, balusterförmigen Gallé-Vase aus der Zeit um 1895 mit dem Titel „Primevère des jardins“ in leuchtendem Violett.
Ansonsten aber stand auch Henry van de Velde weit oben auf der Zuschlagsliste und das teils deutlich über dem, was Quittenbaum und die Einlieferer sich preislich vorgestellt hatten. So landete sein schwungvoll in die Höhe entwickelter „Havana-Sessel“ von 1897 statt bei 10.000 bis 12.000 Euro bei 38.000 Euro, und ein silbernes Salz- und Pfefferdoppelschälchen von 1900 aus dem Besitz des mit Velde befreundeten Malers Curt Herrmann schaffte 13.000 Euro (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR). Das van der Velde-Hauptlos, eine silberne Gürtelschließe in Schmetterlingsform und mit Mondsteinbesatz, die einst dem Industriellenerben und Mäzen Karl Ernst Osthaus gehörte, bestätigte bei 54.000 Euro alle Erwartungen (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR).
Überhaupt stellte die Familie Osthaus eine lange Reihe hochkarätiger Objekte zur Verfügung, so van der Veldes Musikschrank aus dem Musikzimmer des Museums Folkwang von etwa 1902 für 21.000 Euro (Taxe 16.000 bis 18.000 EUR) und einen weiteren kleinen Schrank aus Kirschholz in typischer sparsamer Schönlinigkeit um 1905 für 12.000 Euro (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR), aber auch Schöpfungen anderer Designer wie eine leicht bauchig geschwungene Deckeldose von 1905 für 10.000 Euro (Taxe 10.000 bis 15.000 EUR) und eine reicher mit Blattmotiven verzierte Schmuckschale von 1911 für 15.000 Euro (Taxe 15.000 bis 25.000 EUR), beides Objekte, die nach Plänen des Österreichers Josef Hoffmann in der berühmten Wiener Werkstätte hergestellt wurden. Als Schülerin Henry van de Veldes konnte Erica von Scheel ihre Kaffeekanne aus grauem Steinzeug mit kobaltblauem Jugendstil-Dekor von etwa 1905 bei 1.300 Euro gewinnbringend absetzen (Taxe 500 bis 600 EUR). Als Keramikerin folgte ihre Trude Petri mit ihrem weißen schlichten Speiseservice „Urbino“ von 1931 bei 1.100 Euro (Taxe 700 bis 800 EUR).
Weitere erfolgreiche Offerten waren Bruno Pauls breitlehniger, schwarzer Sessel „652“ von 1901 für 18.000 Euro (Taxe 18.000 bis 25.000 EUR) und für 16.000 Euro eine Saloneinrichtung, die Richard Riemerschmid 1904 ursprünglich für das Haus Dr. Edel in Dresden-Loschwitz entworfen hat. Sie ging an ein deutsches Museum (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR), ebenso wie Ludwig Mies van der Rohes Prototyp des Weißenhof-Sessels „MR 20“ von 1927 bei 8.000 Euro (Taxe 9.000 bis 10.000 EUR). Auch die französische Glas- und Keramikkunst kam noch einmal zum Zuge mit mehreren Art Déco-Produkten von Gabriel Argy-Rousseau aus den 1920er Jahren für bis 8.000 Euro und einer tropfenförmigen Fayencevase René Buthauds aus den 1930er Jahren mit der Darstellung zweier afrikanischer Mädchenakte, die sich anmutig unter Palmen räkeln. Hier wurde die untere Grenze von 12.000 bis 14.000 Euro bewilligt.
Marianne Brandt vertrat mit ihrer runden Deckenleuchte in Aluminiumfassung von 1928/29 bei 10.000 Euro das Dessauer Bauhaus würdig und mit beachtlicher Wertsteigerung (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Auch an den jüngeren Designobjekten bestand reges Interesse. Ein dem Dänen Flemming Lassen zugeschriebener Armlehnsessel aus den 1940er Jahren mit kuscheligem Schaffellbezug verbesserte sich von 7.000 bis 9.000 Euro auf 13.000 Euro, das einfach-pragmatische Sofa „Clam“ wohl von Philip Arctander um 1944 konnte 12.000 Euro loseisen (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR), und aus der dänischen Designproduktion war noch der gemeinsam von Nanna Ditzel und ihrem früh verstorbenen Ehemann Jørgen Ditzel entwickelte Sessel „Oda“ von 1953 bei 7.500 Euro zugegen (Taxe 6.500 bis 7.000 EUR). Für taxgerechte 15.000 Euro ließ sich ein Kunde Le Corbusiers großen Einbauschrank aus der „Unité d’Habitation de Marseille“ von circa 1949 einschlagen.
Der Name des französischen Architekten, und zwar als Auftraggeber, verbindet sich übrigens auch mit einem gut zwei Meter breiten Gobelin, der in betont naiver Weise mit allerlei Tierdarstellungen aus dem indischen Raum verziert ist. Die zeichnerische Vorlage dafür stammt von einem gewissen Bansi Lal, der hauptsächlich als Koch im Haus von Pierre Jeanneret, Le Corbusiers Vetter und Mitstreiter beim Bau der indischen Provinzhauptstadt Chandigarh, tätig war und nur nebenher ein bisschen malte. Das Stück ist also auch ein bemerkenswertes Zeitdokument und konnte wohl nicht zuletzt aus diesem Grund 31.000 Euro verbuchen (Taxe 14.000 bis 15.000 EUR). 32.000 Euro für Gabriella Crespis zweiteiligen, zu einem kompakten Oval zusammenschiebbaren Schreibtisch „Yang Yin“ in Messingfarbe und Schwarz von 1979 setzten einen fulminanten Schlusspunkt der Quittenbaum-Auktion (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR).
Alle Preise verstehen sich als Zuschläge ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Quittenbaum Kunstauktionen Theresienstraße 60 DE-80333 München |
 | Telefon:+49 (089) 273 702 125 | Telefax:+49 (089) 273 702 122 |  |  | E-Mail: info@quittenbaum.de |  | Startseite: www.quittenbaum.de |
08.01.2014 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 17 | Seiten: 1 • 2
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (14) |  | •  | Veranstaltung vom: 10.12.2013, Henry van
de Velde |  | •  | Bei: Quittenbaum
Kunstauktionen |  | •  | Bericht: Eine Vase für die Tochter
|  |  | •  | Kunstwerk:  Henry van de Velde, Sessel „Havana“, 1897 |  | •  | Kunstwerk:  René Buthaud, Vase, 1930er Jahre |  | •  | Kunstwerk:  Josef Hoffmann, Schmuckschale „S 2237“, 1911 |  |  | •  | Kunstwerk:  Erica von Scheel, Kaffeekanne, um 1905 |  | •  | Kunstwerk:  Josef Hoffmann, Deckeldose aus einem Teeservice,
1905 |  | •  | Kunstwerk:  Emile Gallé, Vase „Primevère des jardins“, um 1895 |  |  |
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 Emile Gallé, Vase
„Rose de France“,
1901 |  | Taxe: 120.000 - 160.000 EURO Zuschlag: 115.000,- EURO Losnummer: 27 |  |  |  |  |  | 
 Ludwig Mies van der
Rohe, Armlehnstuhl
„Weißenhof – MR 20“,
1927 |  | Taxe: 9.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 8.000,- EURO Losnummer: 94 |  |  |  |  |  | 
 (eigentlich Charles
Édouard Jeanneret)
Le Corbusier, Le
Corbusier,
Aufbewahrungsschrank
aus der „Unité
d’Habitation de
Marseille“, um 1949 |  | Taxe: 15.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 15.000,- EURO Losnummer: 130 |  |  |  |  |  | 
 Henry van de Velde,
Sessel „Havana“,
1897 |  | Taxe: 10.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 38.000,- EURO Losnummer: 8 |  |  |  |  |  | 
 Emile Gallé, Vase
„Primevère des
jardins“, um 1895 |  | Taxe: 10.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 20.000,- EURO Losnummer: 5 |  |  |  |  |  | 
 Henry van de Velde,
Schrank aus
Musikzimmer des
Museums Folkwang, um
1902 |  | Taxe: 16.000 - 18.000 EURO Zuschlag: 21.000,- EURO Losnummer: 31 |  |  |  |  |  | 
 René Buthaud, Vase,
1930er Jahre |  | Taxe: 12.000 - 14.000 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 85 |  |  |  |  |  | 
 Josef Hoffmann,
Schmuckschale „S
2237“, 1911 |  | Taxe: 15.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 15.000,- EURO Losnummer: 73 |  |  |  |  |  | 
 Henry van de Velde,
Salz- und
Pfefferschälchen,
1900 |  | Taxe: 7.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 13.000,- EURO Losnummer: 17 |  |  |  |  |  | 
 Josef Hoffmann,
Deckeldose aus einem
Teeservice, 1905 |  | Taxe: 10.000 - 15.000 EURO Zuschlag: 10.000,- EURO Losnummer: 51 |  |  |  |  |  | 
 Henry van de Velde,
Kleiner Schrank, um
1905 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 12.000,- EURO Losnummer: 56 |  |  |  |  |  | 
 Erica von Scheel,
Kaffeekanne, um 1905 |  | Taxe: 500 - 600 EURO Zuschlag: 1.300,- EURO Losnummer: 60 |  |  |  |  |  | 
 Bruno Paul, Sessel
„652“, 1901 |  | Taxe: 18.000 - 25.000 EURO Zuschlag: 18.000,- EURO Losnummer: 32 |  |  |
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