Jawlensky in Chemnitz  |  | Alexej von Jawlensky, Gelbes Haus – Bordighera, 1914 | |
Das Museum Gunzenhauser in Chemnitz verfügt über das zweitgrößte Konvolut an Arbeiten Alexej von Jawlenskys in Europa und über das drittgrößte weltweit. In seiner aktuellen Ausstellung präsentiert es nun erstmals vollständig alle 75 Werke der Stiftung Gunzenhauser und hat sie um Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, England und der Schweiz erweitert. Anlass für die Schau ist der 150ste Geburtstag Jawlenskys im März 2014, dessen künstlerisches Schaffen von 1905 bis 1937 die 40 Gemälde und 35 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken widerspiegeln. Zwei besondere Themen erlauben einen neuen Blick auf Leben und Werk des international bekannten Expressionisten: Ein Fokus liegt auf dem Jahr 1914 und den Auswirkungen, die der Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf den Künstler hatte. Zudem werden erstmals in einer Jawlensky-Präsentation maltechnische und kunsttechnologische Fragen zu seinem Schaffen diskutiert.
Wie für viele ausländische Künstler bedeutete für Alexej von Jawlensky und seine Familie der Beginn des Krieges im August 1914 die sofortige Ausweisung aus dem Deutschen Kaiserreich. Gemeinsam mit seiner künftigen Frau Helene, dem Sohn Andrej und Marianne von Werefkin musste er binnen 48 Stunden das Land verlassen. Sie ließen sich in Saint-Prex am Genfersee nieder, wo seine erste große Serie, die „Variationen“, ihren Anfang nahm. Zuvor war Jawlensky im Februar 1914 nach einem persönlich belastenden Winter und einer ersten Trennung von Marianne von Werefkin zur Erholung an die italienische Riviera gereist und verbrachte eine unbeschwerte Zeit in Bordighera an der ligurischen Küste. Dort entstand unter anderen das Gemälde „Gelbes Haus – Bordighera“, das sich im Bestand der Stiftung Gunzenhauser befindet. Ausgehend von diesem Werk werden in der Ausstellung und im Katalog die Zeit zwischen 1912 und 1914 im Leben Alexej von Jawlenskys und die künstlerischen Veränderungen in seinem Schaffen thematisiert.
Den zweiten Schwerpunkt bilden kunsttechnologische Fragen zum Werk des Künstlers und der Werkintegrität: Seit 1998 entsteht im Jawlensky-Archiv in Locarno eine Datenbank der vom Künstler verwendeten Materialien. Sie enthält die Ergebnisse maltechnischer und materialanalytischer Forschungen an Referenzwerken Jawlenskys. In kleineren Projekten untersuchen Restauratoren und Kunsttechnologen zum Beispiel besondere Alterungsphänomene, die Spaltung von Bildträgern, die Rahmung der Arbeiten oder die oftmals äußerst aussagekräftigen Rückseiten der verschiedenen Bildträgertypen. Einzelne Ergebnisse werden in der Ausstellung erstmals anhand ausgewählter Beispiele der breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die Jawlensky-Sammlung der Stiftung Gunzenhauser ist in dieser Hinsicht repräsentativ, sodass alle Aspekte anhand originaler Werke aus dem eigenen Bestand dargestellt und erläutert werden können.
Die Ausstellung „Jawlensky neu gesehen“ ist bis zum 27. April 2014 zu sehen. Das Museum Gunzenhauser hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Geschlossen bleibt an Heiligabend und Silvester. Der Eintritt beträgt 7 Euro, ermäßigt 4,50 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Der von Ingrid Mössinger und Thomas Bauer-Friedrich herausgegebene Katalog „Alexej von Jawlensky. Neu gesehen“ kostet im Museum 28 Euro.
Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser
Stollberger Straße 2
D-09119 Chemnitz
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