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Marktberichte |
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Kunst und Design bei Quittenbaum in München  Immer mehr Kunst

| Immer länger werden die Ausflüge, die das eigentlich auf Design spezialisierte Auktionshaus Quittenbaum in die bildende Kunst unternimmt. Den Löwenanteil der mehr als achthundert Losnummern auf der kommenden Versteigerung am 18. Juni in München nehmen zwar immer noch Möbel, Lampen und Alltagsutensilien ein, doch immerhin über achtzig Positionen sind den Künstlern des 20sten Jahrhunderts reserviert. Freilich überwiegt hier noch ganz die vornehmlich günstige Grafik mit Arbeiten wie Salvador Dalís „Urteil des Paris“ aus dem „Mythologie“-Zyklus von 1963/65 für 2.200 bis 3.000 Euro, drei konstruktivistisch abstrakten Geometrien in Öl auf fast quadratischer Leinwand des Polen Tomasz Jaskiewicz von 1985 für jeweils 1.400 bis 1.600 Euro und einer radierten abstrakten Komposition in Schwarz-Weiß von Piet Mondrian wohl aus den 1920er Jahren für 1.800 bis 2.500 Euro.
Ein bisschen teurer wird es mit vier farbigen Drucken, die 1974 als Gemeinschaftsarbeit des Engländers Richard Hamilton und des Deutschen Dieter Roth unter dem Titel „Flower und Topfpflanze“ entstanden. Hier werden 10.000 bis 12.000 Euro erwartet. Roth ganz für sich allein ist in Form seiner „Gesammelten Werke“ aus dem Jahr 1978 zu haben. Dabei handelt es sich um zwanzig Bücher, die zwar in einer Auflage von hundert Exemplaren herausgegeben wurden, jedoch zumindest am schützenden Pappkarton vom Künstler individuell gestaltet sind und daher doch Unikatcharakter besitzen. 9.000 bis 12.000 Euro sollen es hier sein und damit etwa ebenso viel wie für sein Mappenwerk „Jetzt“ mit 15 Tiefdrucken auf Bütten von 1973 mit umrissartigen Abstraktionen.
An Ölbildern gibt es unter anderem das surreal anmutende Spätwerk „Bedrohte Welt“ des Südtiroler Malers Josef Kienlechner aus dem Jahr 1977 für 5.000 bis 6.000 Euro, der auch mit zwei informellen Kreis- und Farbflächenbildern aus den 1960er Jahren für bis zu 3.200 Euro zugegen ist, Richard Klingshirns brandneues „Geben und Nehmen“ mit einer nackten Frau im Pop Art-Stil, überlagert von fernöstlichen Schriftzeichen (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR), und eine schrundige, an ein Mauerbild gemahnende Komposition in Schwarz-Weiß von Teresa Tyszkiewicz aus dem Jahr 1989 für 5.000 bis 6.000 Euro. Unter die bildende Kunst hat Quittenbaum schließlich auch das mehr als zwei Meter hohe „Signal“ mit rot-gelbem respektive grünem Lichtelement eingereiht, das der griechische Künstler Takis 1967 als Vorprodukt für die vierte Documenta ein Jahr später in Kassel geschaffen hat. Es soll 11.000 bis 13.000 Euro kosten.
Die Hauptlose der Versteigerung stellt aber das Design. An oberster Position steht Gaetano Pesces wie zufällig entstandener, rot-grün eingefärbter Polyestertisch „Sansone I“ aus dem Jahr 1980 – allerdings schon zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren. Wie schon bei den bisherigen vergeblichen Verkaufsversuchen möchte Quittenbaum bis zu 35.000 Euro für das knapp zwei Meter breite Möbelstück haben. Zu den Bekanntheiten aus Italien gehören auch Nanda Vigos weit ausholende Stehleuchte „Golden Gate“ von 1970 (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR), Ettore Sottsass’ poppiges Spiegel „Ultrafragola“ von 1970 mit welligem beleuchtetem Kunststoffrahmen (Taxe 3.500 bis 4.000 EUR) sowie die kantigen, funktionalen und teils futuristischen Möbel der Stardesigner Osvaldo Borsani, Gio Ponti und Joe Colombo aus den 1950er und 1960er Jahren, von denen Quittenbaum Arbeiten für bis zu 5.000 Euro im Programm hat. Dies trifft auch auf Vittorio Introinis schwarzes Sideboard „Pellicano“ mit verchromten Beschlägen zu, über dem noch ein Aufsatz zu schweben scheint (Taxe 2.200 bis 2.500 EUR).
Silvio Coppola betont 1964 in seiner Anrichte aus Nussholz dann eher die Massivität des Holzes und die voluminöse Gestalt (Taxe 800 bis 1.200 EUR). Die rund ein Jahr jüngere, verspielte Boden- und Tischleuchte „Schlange“ von Giuseppe Ostuni macht mit einem geringelten Edelstahlschlauch, an dessen Ende der Leuchtkörper sitzt, ihrem Namen alle Ehre (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR). Eleganz in moderner Formensprache verkörpern die beiden zusammengehörigen Silberkannen Mario Bottas von 1988 (Taxe 2.200 bis 2.500 EUR). Bereits 1936 liefen nach Entwürfen von Abele Jacopi und Helen König Scavini in der Manufaktur Lenci in Turin die polychromen Steingutscherbenfiguren „Fai Ragazza Abissina“ und „Ragazza di Harrar“ vom Band. Die Motive – weibliche Akte mit großen Tongefäßen – waren wohl inspiriert von der äthiopischen Kultur. Dahinter standen freilich die Grausamkeiten, die die italienischen Invasoren 1935/36 im nordöstlichen Afrika angerichtet hatten (Taxen zwischen 3.800 und 4.500 EUR).
Einen weiteren Schwerpunkt der Sitzung bilden Arbeiten deutscher Entwerfer der späten 1970er bis 1990er Jahre. Als überdimensioniertes Monster kommt Gerd Schulz-Pilaths unikater Beistelltisch „Tarantula“ aus dem Jahr 1979 daher, aus einem Holzkasten, Vierkantstahlrohr und Küchensieben treffend bei „Stilbruch“ in Köln verlegt (Taxe 5.000 bis 5.500 EUR). Die Schlankheit einer Leiter besitzt Wolfgang Laubersheimers „Verspanntes Regal“ aus Stahlblech mit Stahlseil von 1982 (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR), und als Kathedralfassade ragt der bekannte „Frankfurter Hochhausschrank“ des Trios Wolfgang Rang, Michael Landes und Norbert Berghof von 1985/86 in die Höhe (Taxe 14.000 bis 16.000 EUR). Letztere zeichnen übrigens auch für die sechs „Frankfurter Stühle F5“ von 1985 verantwortlich, die ebenfalls bei Draenert in Immenstaad ausgeführt wurden und stilistisch mit ihren hohen Lehnen gut zum „Hochhausschrank“ passen (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR).
Mit einer Fülle teils wohl gefundener Materialien arbeitete das Duo Ulrike Holthöfer und Axel Kufus. Aus Tonmatten, Drahtglas, wie man es von Billighütten kennt, Schlauch und Fahrradflicken fügten sie beispielsweise 1985 einen „Volutentisch“ zusammen (Taxe 9.000 bis 12.000 EUR), ihr ebenfalls unikates „Querregal“ aus demselben Jahr ruht auf sechs Buchsbaumästen (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR). Die Gruppe B.R.A.N.D., hinter der sich Mathis Esterhazy, Boris Brochard und Rudolf Weber verbergen, entwickelte 1987 die Bar „Raumdevous“ samt drei Hockern, deren auffälligstes Merkmal stachelige Eisenstäbe sind, die kreuz und quer verlaufen und schließlich aus der Mitte des Tisches heraus schwungvoll in die Höhe ragen (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR). Ron Arads nicht sehr funktionales, aber als Hingucker allemal geeignetes Bücherregal „bookworm“ von 1993 gehört zu den Klassikern der jüngeren internationalen Szene (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR).
Für das Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main entwarf Industriedesigner Konstantin Grcic gegen Ende der 1990er Jahre die Ausstellungsvitrine „Authentics“ als kantigen Käfig ganz in Weiß. Bis zum vergangenen Dezember wurde das Stück vor Ort genutzt, jetzt soll es für 10.000 bis 12.000 Euro einen neuen Liebhaber finden. Eine brandneue Arbeit ist Jörg Schellmanns Prototyp-Arbeitsraum „Study“ aus gelbem Vierkantstahlrohr, in dem Tisch und Regal untergebracht sind (Taxe 4.500 bis 5.000 EUR). Fehlt nur noch der Stuhl, den vielleicht Stefan Diez in Form eines „SF CH GL 000“, ebenfalls ein Prototyp aus dem heurigen Jahr, beisteuert. Stilistisch ganz mit „Study“ harmonieren tut er allerdings nicht, auch wenn beide zur Schellmann Furniture-Serie „Seven Studies“ gehören (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR).
Den Abschluss der Auktion bilden Arbeiten aus Frankreich und Skandinavien. Für erstere Region stehen etwa eine vornehme Art Déco-Kommode aus feinem Zitronenholz mit weißen Elfenbeinknöpfen von Christian Krass im Stil Jacques-Émile Ruhlmanns aus der Zeit um 1930 (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR) oder zwei elegante Paravents von Jean-Michel Frank mit vertikaler oder sternförmiger, heller Strohmarketerie um 1935 (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Darum gruppieren sich noch ein kantiger Lehnstuhl von André Sornay auf schwarzem Holz und rotbraunem Kunstleder der 1930er (Taxe 5.500 bis 6.000 EUR) und zwei gleichaltrige weiche Sessel von Jacques Adnet mit braunem Wollsamtbezug für 5.000 bis 6.000 Euro.
Schon in die Nachkriegszeit datieret Jean Lurçats Tapisserie „La Table blanche“ mit einem Arrangement aus Pflanzen, Gläsern und Laute von 1952 für 6.000 bis 7.000 Euro. Jean Prouvés Schreibtisch „Compas“ von 1953 repräsentiert mit seinem filigranen Aufbau und der Schlichtheit der Formen wieder das funktionale Design der Nachkriegszeit, wie es auch in Italien gängig war (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR). Teuerstes Objekt aus dem hohen Norden ist ein zwei Meter breiter Schreibtisch Bodil Kjaers von circa 1959, auf den die gleichen Eigenschaften zutreffen (Taxe 12.000 bis 15.000 EUR). Arne Vodders Exemplar aus dieser Zeit ist um ein Sideboard erweitert und tritt daher ausladender wie voluminöser auf (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR).
Die Auktion beginnt am 18. Juni um 13 Uhr. Die Besichtigung der Objekte ist am 13. und 14. Juni von 10 bis 18 Uhr, am 15. und 16. Juni von 13 bis 17 Uhr und am 17. Juni von 10 bis 15 Uhr möglich, der Internetkatalog unter www.quittenbaum.de abrufbar. |  | Kontakt: Quittenbaum Kunstauktionen Theresienstraße 60 DE-80333 München |
 | Telefon:+49 (089) 273 702 125 | Telefax:+49 (089) 273 702 122 |  |  | E-Mail: info@quittenbaum.de |  | Startseite: www.quittenbaum.de |
13.06.2013 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 15 | Seiten: 1 • 2
 Adressen (1) • Im Verkauf - Events (1) • Im Verkauf - Kunstwerke (13) |  | •  | Bei: Quittenbaum
Kunstauktionen |  | •  | Veranstaltung vom:
18.06.2013, Auktion 109: Design - Kunst nach 1945 |  | •  | Kunstwerk:  Mathis Esterhazy; Unikat Bar mit drei Hockern 'Raumdevous', 1987 , Schätzpreis: € 6000-7000 |  |  | •  | Kunstwerk:  Schulz-Pilath, Gerd , Unikat Beistelltisch 'Tarantula', 1979 , Schätzpreis: € 5000-5500 |  | •  | Kunstwerk:  Ulrike Holthöfer; Axel Kufus,Unikat 'Volutentisch', 1985 ,Schätzpreis:€9000-12000 |  | •  | Kunstwerk:  Konstantin Grcic , Unikat Ausstellungsvitrine 'Authentics' Schätzpreis: € 10000-12000 |  |  | •  | Kunstwerk:  Gaetano Pesce , Tisch 'Sansone
I', 1980 , Schätzprei:€25000-35000 |  | •  | Kunstwerk:  Nanda Vigo ,
Stehleuchte 'Golden Gate', 1970 , Schätzpreis: €6000-7000 |  | •  | Kunstwerk:  Jörg
Schellmann , Prototyp Arbeitszelle 'Study', 2010 , Schätzpreis :4500-5000 |  |  |
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 Jörg Schellmann ,
Prototyp
Arbeitszelle
"Study", 2010 ,
Schätzpreis
:4500-5000 |  | Taxe: 4.500 - 5.000 Losnummer: 109/534 |  |  |  |  |  | 
 Takis, Ohne Titel
(Signal),
Schätzpreis: € 11000
- 13000 |  | Taxe: 11.000 - 13.000 Losnummer: 109/443 |  |  |  |  |  | 
 Mathis Esterhazy;
Unikat Bar mit drei
Hockern
"Raumdevous", 1987 ,
Schätzpreis: €
6000-7000 |  | Taxe: 6.000 - 7.000 Losnummer: 109/469 |  |  |  |  |  | 
 Nanda Vigo ,
Stehleuchte "Golden
Gate", 1970 ,
Schätzpreis:
€6000-7000 |  | Taxe: 6.000 - 7.000 Losnummer: 109/162 |  |  |  |  |  | 
 Schulz-Pilath, Gerd
, Unikat
Beistelltisch
"Tarantula", 1979 ,
Schätzpreis: €
5000-5500 |  | Taxe: 5.000 - 5.500 Losnummer: 109/449 |  |  |  |  |  | 
 Bodil Kjaer,
Schreibtisch, €
12000 - 15000 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 Losnummer: 109/730 |  |  |  |  |  | 
 Josef Kienlechner,
"Bedrohte Welt",
Schätzpreis: € 5000 -
6000 |  | Taxe: 5.000 - 6.000 Losnummer: 109/406 |  |  |  |  |  | 
 Konstantin Grcic ,
Unikat
Ausstellungsvitrine
"Authentics"
Schätzpreis: €
10000-12000 |  | Taxe: 10.000 - 12.000 Losnummer: 109/525 |  |  |  |  |  | 
 Ron Arad,
Bücherregal
„bookworm“,
Schätzpreis: € 12000
- 15000 |  | Taxe: 12.000 - 15.000 Losnummer: 109/524 |  |  |  |  |  | 
 Gaetano Pesce , Tisch
"Sansone I", 1980 ,
Schätzprei:€25000-35000 |  | Taxe: 25.000 - 35.000 Losnummer: 109/212 |  |  |  |  |  | 
 Ulrike Holthöfer;
Axel Kufus,Unikat
"Volutentisch",
1985
,Schätzpreis:€9000-12000 |  | Taxe: 9.000 - 12.000 Losnummer: 109/476 |  |  |  |  |  | 
 Schreibmöbel
"Frankfurter
Hochhausschrank F1,
Schätzpreis: € 14000
- 16000 |  | Taxe: 14.000 - 16.000 Losnummer: 109/481 |  |  |
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