Steve McQueen in Basel Im Baseler Schaulager findet ab dem Wochenende eine Ausstellung des Videokünstlers und Filmemachers Steve McQueen statt. Das Schaulager funktionierte eigens dafür die beiden Ausstellungsgeschosse zu einer aufwändigen Kinostadt um, damit die über 20 Video- und Filminstallationen großflächig einander gegenübergestellt und durch Fotoarbeiten und weitere Werke des Briten ergänzt werden können. Innen- und Außenräume mit Durchblicken und Spiegelungen und unterschiedlichen Intensitäten von Licht und Dunkelheit schaffen hier eine fast mystische Atmosphäre. Der 43jährige McQueen fokussiert mit seinen Arbeiten häufig gesellschaftlich relevante Themen wie Politik, Religion, Gewalt, Körper und ethnische Fragestellungen.
Eine besondere Stellung innerhalb der Schau nimmt die 2007 bis 2009 entstandene Hommage „Queen and Country“ an britische Gefallene im Irakkrieg ein: Weil er während seines Irakaufenthalts als offizieller Kriegskünstler aus Sicherheitsvorkehrungen nicht filmen durfte, produzierte Steve McQueen Briefmarken mit den Portraits der verstorbenen Soldaten. Die Faksimile-Briefmarkenbögen sind allerdings offiziell nicht zugelassen, weshalb sie in den Schubladen eines Eichenkabinetts ausgestellt sind. In einer Minute und fünf Sekunden zeigt McQueen in dem Kurzfilm „Exodus“ von 1992 zwei Männer, die sich einen Weg durch die Menge in East London bahnen. Die Beiden fallen nicht nur durch ihre Erscheinung, sondern auch durch zwei Kokospalmen auf, die sie mit sich tragen und deren Wedel über ihren Köpfen wippen. Die Kamera folgt den Männern, bis sie sich in einen typischen roten Londoner Doppeldeckerbus setzen und davon fahren. Die wackelnde, exotische Pflanze steht stellvertretend für die Individuen der multikulturellen Gesellschaft, die einerseits als Fremdkörper aus der großen Masse herausstechen, andererseits aber gleichsam der Palme Beweglichkeit und Lebendigkeit ins Bild bringen.
Steve McQueen wurde im Jahr 1969 in London geboren und studierte von 1989 bis 1993 in London, zuerst am Chelsea College of Art and Design und anschließend drei Jahre am Goldsmiths College in London. Danach setzte er sein Studium an der Tisch School of Arts in New York fort. 1999 erhielt McQueen den britischen Turner Prize der Tate Gallery für seine Fotografien und Installationen. 2009 vertat er sein Heimatland Großbritannien auf der Biennale von Venedig. Für seinen Kinofilm „Hunger“ gewann er 2008 bei den Filmfestspielen von Cannes die Caméra d’Or und 2011 erhielt er für den Film „Shame“ im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig den Fipresci-Preis. 2003 berief ihn das Art Commissions Committee des Imperial War Museums zum offiziellen Kriegskünstler Großbritanniens für den Irakkrieg.
Die Ausstellung „Steve McQueen“ läuft vom 16. März bis zum 1. September. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 14 bis 20 Uhr, donnerstags bis zusätzlich 22 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Da die Ausstellung mit ihren teils lang andauernden Video- und Filminstallationen andersartig ist und für den Besucher daher eine vor allem eine zeitliche Herausforderung darstellt, berechtigt das Eintrittsticket zum dreimaligen Besuch des Schaulagers. Es kostet 18 Franken, ermäßigt 12 Franken; der Dauereintritt 30 Franken, reduziert 22 Franken. Der Katalog mit allen Werken Steve McQueens zwischen 1992 und 2012 kostet in der Ausstellung 42 Franken bzw. 35 Euro.
Schaulager
Ruchfeldstrasse 19
CH-4142 Münchenstein
Telefon: +41 (0)61 – 335 32 32
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