 |  | Carl Spitzweg, Der Blumenfreund, um 1855/60 | |
Durch das grüne Laubdach hoher Bäume fallend malt das Sonnenlicht flirrende Muster in die Idylle eines kleinen Gartens. Ein Mann mit Hausmantel und Filzpantoffeln hat sich hierhin zurückgezogen, um als passionierter Pflanzenfreund seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Fürsorglich bemüht er sich um die gedeihende Pflanzenwelt, begießt vorsichtig einen blühenden Rosenstrauch und stört sich nicht sonderlich an dem jungen Liebespaar, das sich an einer Treppe im Hintergrund des Gartens zu einem Rendezvous verabredet hat.
Das Motiv stammt von Carl Spitzweg und nimmt im Oeuvre dieses Künstlers eine bedeutende Position ein. Eine weitere Aufwertung erfährt das Bild durch seinen hervorragenden Erhaltungszustand, der auch für ein Bild aus der Mitte des 19. Jahrhunderts durchaus nicht selbstverständlich ist. Prof. Dr. Ernst-Ludwig Richter stellte fest: “...Bemerkenswert ist der ungewöhnlich gute Erhaltungszustand des Gemäldes. Die Malerei, die weder durch Substanzverluste noch durch Restaurierungen beeinträchtigt wird, kann praktisch als unberührt bezeichnet werden...“ Zweifellos zählt Carl Spitzwegs „Blumenfreund“ zu den absoluten Highlights, wenn am 22. und 23. März im Stuttgarter Kunsthaus Nagel Alte Kunst, Antiquitäten und Juwelen versteigert werden – die Taxe von 1,2 Millionen Mark bringt dies auch deutlich zum Ausdruck.
Wie gewohnt zeigt sich das Angebot der Auktion vielfältig: Kunstwerke aus den Bereichen Porzellan, Schmuck, Silber, Glas, Miniaturen, Skulpturen, Möbel, Uhren, Gemälde alter und neuerer Meister, sowie ein buntes Variaprogramm lassen Sammlerherzen höher schlagen.
Porzellanfreunde mögen sich zum Beispiel für einen seltenen Meißener Deckelhumpen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts begeistern lassen, der mit Malereien von Joseph Philipp Dannhöfer oder Christian Daniel Busch geschmückt ist. Die Malerei zeigt einen vornehmen Herren, der sich wie Spitzwegs „Blumenfreund“ in eine Gartenlandschaft zurückgezogen hat. Vor ihm sitzt ein Chinese, der Tee serviert, und im Hintergrund spielt ein Chinesenjunge mit einem Vogel. Der kostbare Deckelhumpen, der ehemals der Sammlung Ducret angehört hatte, wurde auf 33.000 Mark taxiert.
Qualitätvolle Raritäten werden auch im Bereich Glas angeboten. Zu nennen wäre unter anderem ein kleines Hinterglasbild mit einer Darstellung der Maria Magdalena als Büßerin, die von den Attributen Salbgefäß, Totenkopf, Buch, Kreuz, Geißel und einem Faun als besiegter Teufel umgeben ist. Das barocke Hinterglasbild, das wohl aus Seewalden stammt, wird für 2.500 Mark angeboten.
Wer sich für die zerbrechlich–filigrane Glaskunst nicht so recht erwärmen kann, mag sich vielleicht für das monumentale Renaissance-Bronzebecken, das im Varia-Bereich offeriert wird, interessieren. Der Bronzekessel aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts hat 70 cm Durchmesser und wiegt 100 kg – zählt also zu den etwas gewichtigeren Offerten, für die man wohl geschätzte 20.000 Mark auf den Tisch des Hauses wird legen müssen.
Ebenfalls zu den etwas größeren Stücken gehören natürlich die Lose aus dem Möbelangebot. An einen süddeutschen Aufsatz-Tabernakelsekretär aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wird eine Preiserwartung von 35.000 Mark geknüpft. Der Sekretär wurde aus Nußbaum gefertigt und besitzt noch die originalen Schlösser und Messingbeschläge.
Der Bereich Skulptur lockt mit einer schöner Terracotta-Figur des für das 2. französische Kaiserreich bedeutenden Bildhauer Jean-Baptiste Carpeaux. Die Figur mit dem Titel „Figaro“ ist signiert und auf 1874 datiert. Vermutlich wurde sie anläßlich eines Künstlerwettbewerbes der Zeitung „Le Figaro“ eingebracht, bei dem Carpeaux auch Mitglied der Jury war. Die Taxe beträgt 45.000 Mark.
Beachtung verdient aber auch das Angebot an Schmuck und Juwelen. Das es sich bei diesem Offertensegment um einen besonders exquisiten Teil der Auktion handelt, verdeutlich das Auktionshaus dadurch, das es diesem Sonderbereich einen eigenen kleinen Katalog gewidmet hat. Als besonders hochwertig kann hier eine Perlenkette aus 28 runden, weißen Südseeperlen im Verlauf angesehen werden. Das Schmuckstück ist zudem mit einem brilliantenbesetzten Kugelschloß versehen – wer könnte da eine Taxe von 69.000 Mark für hoch halten?
Aber ein paar Schwalben machen keinen Sommer. Die kurze Aufzählung einiger weniger Highlights wird kaum den Überblick vermitteln können, den man durch eine ausführliche Vorbesichtigung erhält. Deshalb sei jedem empfohlen, vom 16. bis zum 19. März von 11 bis 18 Uhr und am 20. März von 11 bis 20 Uhr die Gelegenheit zur Vorbesichtigung wahrzunehmen.
Nagel Auktionen
Adlerstrasse 31–33
D-70199 Stuttgart
Telefon: +49 (0)711 – 64 96 90
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