Brasilianischer Stararchitekt Oscar Niemeyer ist tot Gestern, nur wenige Tage vor seinem 105ten Geburtstag, starb der weltberühmte brasilianische Architekt Oscar Niemeyer am späten Abend im Samaritano-Hospital in Rio de Janeiro. Anfang November lieferte man ihn dehydriert in die Klinik ein, wo er seitdem auf Grund von Nierenproblemen behandelt wurde. Zuletzt lag er im künstlichen Koma und wurde ausschließlich von Maschinen am Leben gehalten. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff bekundete ihr Beileid in einem Brief: „Brasilien hat heute ein Genie verloren. Niemeyer war ein Revolutionär, der Mentor einer neuen Architektur, schön, logisch und wie er selbst sagte, erfinderisch.“ Sérgio Cabral, Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, rief noch selbiger Nacht eine dreitägige Staatstrauer aus und bezeichnete den Verstorbenen als „Genie der Weltarchitektur“, „liebevoll im Umgang, fest in seinen Überzeugungen und vom brasilianischen Volk geliebt“.
Am 15. Dezember 1907 wurde Oscar Niemeyer in Rio de Janeiro als Sohn deutschstämmiger Eltern geboren. Von 1924 bis 1929 absolvierte er sein Studium der Architektur an der Nationalen Kunstschule in Rio de Janeiro. Sein Mentor war unter anderem Lúcio Costas, der 1956 den Entwurf für die neue Hauptstadt Brasilia lieferte. Oscar Niemeyer war architektonischer Direktor dieses Projekts, was ihm zu weltweiter Berühmtheit verhalf. An zahlreichen Monumenten, wie der Kathedrale, dem Itamarati-Palast und dem Nationalkongress in Brasilia oder auch dem Museum für zeitgenössische Kunst in Niteroi, das an ein eben gelandetes Ufo erinnert, lassen sich Niemeyers charakteristisch geschwungene Formensprache, seine unkonventionelle Linienführung und seine futuristischen Ideen erkennen. Nicht zuletzt wegen seiner Bauten wurde Brasilia 1987 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Doch auch außerhalb von Brasilien verwirklichte er seine Ideen, so zum Beispiel im Bau des Hauptquartiers der Vereinten Nationen in New York City als Vertreter Le Corbusiers oder auch durch Bauten in Mailand, Paris und Berlin. Er legte großen Wert auf Rundungen, die teilweise dem weiblichen Körper nachempfunden waren, und versuchte den rechten Winkel weitestgehend aus seinen Gebäuden zu verbannen. Die Architektur mit der umgebenden Natur zu verbinden und sie miteinander in Beziehung zu setzen, war dabei eines seiner Hauptanliegen. Nicht umsonst galt Oscar Niemeyer als Wegbereiter der modernen Architektur in Brasilien und als einer der wichtigsten Vertreter der architektonischen Moderne überhaupt. |