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Marktberichte |
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Jugendstil und Art Déco bei Quittenbaum in München  Zylinder mit Henkeln

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 |  | René Lalique, Vase „Pétrarque“, 1929 | |
Französisches Glas in großer Fülle macht regelmäßig den Anfang der Jugendstil- und Art Déco-Auktionen von Quittenbaum in München. So auch am 3. Mai, wenn erneut rund 240 Objekte dieser Art unter den Hammer kommen sollen. Es sind auch wieder die bekannten Entwerfer und Produktionsstätten, die die weitaus größten Anteile an dem anspruchsvollen Programm stellen. Da wäre einmal Emile Gallé, der allein mehr als fünfzig Objekte zur Versteigerung beiträgt, meist Vasen wie eine fast einen halben Meter hohe ochsenblutrote Blumenvariation „Ancolies“ des ausgehenden 19ten Jahrhunderts für 7.000 bis 8.000 Euro oder die knapp vierzig Zentimeter hohe herbstlich waldige „Paysage de Verre“, entworfen für die Pariser Weltausstellung des Jahres 1900, zum gleichen Preis. Zu haben ist für 10.000 bis 12.000 Euro aber auch eine Tischlampe um 1903, dekoriert mit feuerroten Lilien auf bernsteinfarbenem Grund.
In etwa gleicher Anzahl treten Daum Frères, vor allem mit gewagten Vasenformen wie der von Jacques Gruber entworfenen, eisblauen „Pois de senteur“ um 1894 mit endlos langem Hals auf fast kugelrundem Korpus für 6.500 bis 7.000 Euro oder der extrem schlanken „Freesias“ von 1913, die ohne ihren breiten runden Fuß gar nicht stehen könnte. 9.500 bis 11.000 Euro sollten es hier sein. Für ihre Tischlampe haben sich die Gebrüder Daum um 1910 Segelboote auf einem Fluss im Licht der Abendsonne gewählt (Taxe 3.500 bis 4.500 EUR). In geringerem Umfang, aber nicht weniger qualitätvoll sind die Arbeiten der Konkurrenz. Gabriel Argy-Rousseau sendet die Vase „Lycium barbarum“ von 1917 ins Rennen, deren pflanzlicher Dekor sichtlich bereits vom Expressionismus profitiert (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). Eine unverwechselbare eigene Note tragen die aus Glasmasse geformten Stücke der 1920er Jahre von Amalric Walter, in die oft Tierdarstellungen eingeschmolzen sind: Bei einem Tintenfass mit länglicher Ablage sind es ein Käfer und eine Zikade, bei einer muschelartigen Schale ein Chamäleon (Taxen je 6.000 bis 7.000 EUR) und bei einer aufgrund ihrer dünnen Wandung und ihrer Größe ungewöhnlichen länglichen Schale zwei aufeinander losgehende Hirschkäfer (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR).
Schon dem Art Déco gehört René Lalique an, dessen auffälligste Offerte diesmal eine fast zylindrische, ganz in Tiefbraun gehaltene Vase namens „Pétrarque“ mit riesigen sichelförmigen Henkeln ist. Sie entstand 1929 und soll ob ihrer Originalität 11.200 bis 12.500 Euro kosten. Seine geläufige Ware rangiert bei dreistelligen und unteren vierstelligen Preisen, wie die opaleszierende Schneckenvase „Palissy“ (Taxe 1.300 bis 1.500 EUR) oder die leicht blau patinierte Fischvase „Formose“ (Taxe 1.800 bis 2.200 EUR). Das Art Déco ergänzen etwa Pierre d’Avesn mit blaugrünen Kugelvase „Possions Saint Pierre“ für 1.000 bis 1.200 Euro, Marcel Goupy mit den für ihn typisch mit Emailfarbe szenisch bemalten Schöpfungen zwischen 500 und 1.700 Euro oder Muller Frères mit einer Deckenlampe, bei der die fünf kugelrunden Leuchtkörper mit stilisierten Blumen an einem schmiedeeisernen Gestänge hängen (Taxe 1.900 bis 2.200 EUR). Den ausgehenden Historismus verkörpert eine um 1885 datierte Schale von François Eugène Rousseau, die sowohl durch ihr Glas als auch durch ihre figürlich geschmückte Bronzemontierung die Formen eines chinesischen Nashornbechers aufgreift (Taxe 14.000 bis 16.000 EUR).
Auf österreichischer Seite beeindruckt wie stets ein breites Angebot von Lötz Witwe. Das vielleicht interessanteste und mit 5.000 bis 6.000 Euro jedenfalls teuerste Stück ist eine giftgrüne Vase, deren ornamental wirkender Dekor aus einer großen Anzahl von Luftblaseneinschlüssen resultiert. Schlichte Eleganz strahlt Josef Hoffmanns Trinkservice mit der Werknummer 13 620 von 1926 aus, von dem sieben Teile, darunter eine gut dreißig Zentimeter hohe Karaffe, für 2.000 bis 2.500 Euro im Angebot sind. Österreich war im frühen 20sten Jahrhundert auch Künstlerhort im Bereich figürlicher Keramik. Noch dem Jugendstil gehören der dralle Putto „Herbst“ aus Michael Powolnys Jahreszeitenzyklus von 1907 und Karl Klaus’ statisch aufragende Frauenfigur mit Trauben und Vogel, die etwa in der selben Zeit bei Ernst Wahliss produziert wurde (Taxen zwischen 4.000 und 6.000 EUR). Später waren es unter anderem einige Frauen, die den Schwenk zum Expressionismus vollzogen, darunter Dina Kuhn, von der er ein farblich und gestalterisch wahrhaft feuriger Kopf um 1925 für 5.500 bis 7.000 Euro zum Aufruf kommt.
In Weimar wirkte zu Beginn des 20sten Jahrhunderts der Belgier Henry van de Velde. Form, Funktion und Ornament brachte er 1902/03 in seiner olivgrünen Henkelvase in Einklang (Taxe 4.500 bis 6.000 EUR). Wiederum Expressionistisches nahm Max Laeuger 1928 in seiner weiblichen Akt-„Figur mit Girlande“ auf (Taxe 5.000 bis 5.500 EUR). Die figürliche Keramik aus Dänemark repräsentiert um 1940 Axel Saltos „Venus“. Die vorliegende Fassung wurde in der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen 1964 ausgeführt (Taxe 4.500 bis 5.000 EUR). Bing & Grøndahl steuern eine abstrakt wolkig bemalte Vase der 1920er Jahre für 500 bis 700 Euro bei. Zu nennen sind außerdem eine nach Entwurf Richard Joyce’ mit Hirschen in einer Waldlandschaft bemalte Vase aus der Pilkington’s Lancastrian Pottery im englischen Clifton (Taxe 4.500 bis 5.000 EUR) sowie mehrere der in zarten Pastelltönen auf weißem Grund von Samuel Schellink, Roelof Sterken oder Wilhelmus Petrus Hartgring dekorierten Gefäße der Haagschen Plateelbakkerij Rozenburg in den Niederlanden für bis zu 4.800 Euro.
Die Hauptlose der Auktion stellt die Möbelabteilung. Auch hier herrscht Frankreich vor, speziell Louis Majorelle mit seinen üppigen floralen Aufbauten der Jahrhundertwende wie einem Buffet (Taxe 16.000 bis 20.000 EUR), einer großen halbrund abgeschlossenen Vitrine aus der Einrichtung „Clématites“ um 1905 (Taxe 14.500 bis 17.000 EUR) oder einem Schreibtisch samt Sessel aus der gleichen Serie für 12.000 bis 14.000 Euro. Ein ganzes Speisezimmer, bestehend aus Anrichte, Tisch und sechs Stühlen der Zeit um 1900 und mit der Bezeichnung „Chicorées“, ist eventuell für 22.500 bis 25.000 Euro zu haben. Unverkennbar aus der Werkstatt des Italieners Carlo Bugatti ging ein kleiner Tisch hervor, dessen achteckige Platte auf einem vierseitigen Gestell in maurischen Formen ruht (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR). Eine kleine Malereiabteilung mit gefälligen Arbeiten wie einer felsigen Küstenlandschaft Karl Theodor Boehmes von 1891 (Taxe 800 bis 1.000 EUR) oder Herbert Rolf Schlegels weiblicher Allegorie für den „Sommer“ 1918 runden die Auktion am 3. Mai ab (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR).
Am 4. Mai geht es jedoch schon weiter mit den Abteilungen Metallarbeiten, Silber, Schmuck und Bronzen. Fast das gesamte erste Viertel dominieren weit über hundert Arbeiten der Wiener Werkstätte Hagenauer. Neben einer großen Anzahl von Kleinplastiken stellte diese Firma auch praktische Dinge her wie einen von einem stilisierten, ziemlich schlanken Frauenakt gehaltenen Beistelltisch (Taxe 6.000 bis 7.000 EUR) oder um 1928 einen Wandspiegel, in dessen geometrisiertem Rahmen sich Vögel und Hunde verbergen (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Unter den Kerzenleuchtern sticht Albin Müllers eisernes Stück mit fünf Tüllen schon allein aufgrund seiner abstrahierten, strengen Form hervor. Überdies wurde es im Entstehungsjahr 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis präsentiert (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Ganz im Gegensatz dazu steht Alexis Andrés nur ein Jahr ältere Tischlampe noch ganz in den Traditionen eines vegetabil-dekorativen Jugendstil (Taxe 6.500 bis 7.500 EUR). Zwischen beiden Richtungen vermittelt Joseph Maria Olbrichs zinnernes Leuchterpaar, das zwar auf floralen Ideen beruht, aber sie schon stark stilisiert (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR). Passend zur Jahreszeit legte Walter Scherf 1902/03 ein Ostereierpresentoir mit neun Mulden auf, dessen Deckel auf zwei schnäbelnden Hennen gestaltet ist (Taxe 1.000 bis 1.300 EUR).
Manches geht schon in Richtung modernes Design, so beispielsweise Charles Martins Stehlampe um 1930, die sich auf wenige stereometrische Grundformen wie Zylinder und Kugel beschränkt (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Anderes bezieht seine Wirkung aus der Materialität. Nahe an der Quelle saß die Staatliche Bernstein-Manufaktur im ostpreußischen Königsberg. Kostbar schimmert der vierflammige Kerzenleuchter in seiner silbernen Montierung. Entwerfer des Stücks war wohl Hermann Brachert, um 1935 wurde der Lichtspender produziert (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR). Dem eleganten Art Déco hat sich um 1928 auch ein fünfteiliges Kaffeeservice der Berliner Silberschmiedin Emmy Roth verschrieben. Der Katalog listet es für 8.000 bis 12.000 Euro. Ihr folgen etwa die Bremer Firma Wilkens & Söhne mit einem sechsflammigen Leuchterpaar (Taxe 4.300 bis 5.000 EUR) oder in der Schweiz Walser & Cie. mit einem Kaffee- und Teeservice samt auffälligen halbrunden Griffen aus Thujaholz (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR).
Namentlich bestimmen Patriz Huber und Theodor Fahrner die Schmuckabteilung, Huber etwa mit drei runden silbernen Manschettenknöpfen, in die er grüne Chrysoprase eingebracht hat (Taxe 700 bis 900 EUR). Fahrner stellt dann allein 15 Entwürfe, darunter ein Collier mit filigranem, oktogonalem Anhänger von 1906/10, dessen Halbedelsteine und Perlen er als Blumenbouquet gestaltet hat. Nur selten oder zaghaft verlassen die zuletzt angebotenen Bronzen den Bereich des rein Dekorativen, Jean-Baptiste Carpeaux’ „Le génie de la danse“ aus den späten 1860er Jahre etwa (Taxe 9.000 bis 14.000 EUR) oder Agathon Léonards kunstvoll auf einem abschüssigen Alabastersockel balancierende Elfenbein-„Hebe“ um 1898 sind Musterbeispiele des äußerlichen Historismus (Taxe 15.000 bis 18.000 EUR). Etwas verinnerlichter wirkt Ivan Mestrovics „Frau im Gebet“ aus dem Jahr 1917 (Taxe 7.000 bis 8.000 EUR), und auch Emy Roeders kantige „Wasservögel“ von 1960 sind Erzeugnisse einer spürbar gewandelten Kunstauffassung (Taxe 7.500 bis 8.000 EUR).
Die Auktion beginnt am 3. und 4. Mai jeweils um 12 Uhr. Die Besichtigung der Objekte ist am 28. und 29. von 10 bis 18 Uhr, am 30. April und 1. Mai von 13 bis 17 Uhr und am 2. Mai von 10 bis 15 Uhr möglich, der Katalog im Internet unter www.quittenbaum.de einsehbar. |  | Kontakt: Quittenbaum Kunstauktionen Theresienstraße 60 DE-80333 München |
 | Telefon:+49 (089) 273 702 125 | Telefax:+49 (089) 273 702 122 |  |  | E-Mail: info@quittenbaum.de |  | Startseite: www.quittenbaum.de |
28.04.2011 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 33 | Seiten: 1 • 2 • 3 • 4
 Events (1) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (29) • Im Verkauf - Events (1) |  | •  | Veranstaltung vom: 03.05.2011, Jugendstil - Art Déco
|  | •  | Bei: Quittenbaum
Kunstauktionen |  | •  | Bericht: Gemessenen
Schrittes |  |  | •  | Kunstwerk:  René Lalique, Vase „Pétrarque“, 1929 |  | •  | Kunstwerk:  Karl Theodor Boehme, Felsige Küstenlandschaft, 1891 |  | •  | Kunstwerk:  Wandspiegel, Werkstätte Hagenauer, um 1928 |  |  | •  | Kunstwerk:  Walter Scherf, Ostereierpresentoir, 1902/03 |  | •  | Kunstwerk:  Albin Müller, Kerzenleuchter, 1904 |  | •  | Kunstwerk:  Alexis André, Tischlampe, 1903 |  |  |
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 Jacques Gruber, Vase
„Pois de senteur“, um
1894 |  | Taxe: 6.500 - 7.000 EURO Losnummer: 45 |  |  |  |  |  | 
 Emile Gallé,
Tischlampe „Lys“, um
1903 |  | Taxe: 10.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 10.000,- EURO Losnummer: 120 |  |  |  |  |  | 
 Gabriel
Argy-Rousseau, Vase
„Lycium barbarum,
1917 |  | Taxe: 4.000 - 5.000 EURO Zuschlag: 4.300,- EURO Losnummer: 1 |  |  |  |  |  | 
 Richard Joyce, Vase
„Lancastrian“, 1909 |  | Taxe: 4.500 - 5.000 EURO Zuschlag: 4.500,- EURO Losnummer: 556 |  |  |  |  |  | 
 Jean-Baptiste
Carpeaux, Le génie de
la danse, 1865-1869 |  | Taxe: 9.000 - 14.000 EURO Losnummer: 1396 |  |  |  |  |  | 
 Carlo Bugatti,
Achteckiger Tisch,
um 1895 |  | Taxe: 8.000 - 10.000 EURO Zuschlag: 7.700,- EURO Losnummer: 608 |  |  |  |  |  | 
 Franz Hagenauer,
Wandspiegel,
Werkstätte
Hagenauer, um 1928 |  | Taxe: 7.000 - 9.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 1014 |  |  |  |  |  | 
 Albin Müller,
Kerzenleuchter,
1904 |  | Taxe: 10.000 - 12.000 EURO Losnummer: 1204 |  |  |  |  |  | 
 Emmy Roth,
Kaffeeservice, um
1928 |  | Taxe: 8.000 - 12.000 EURO Zuschlag: 14.000,- EURO Losnummer: 1306 |  |  |  |  |  | 
 Emile Gallé, Vase
„Ancolies“, um
1895/1900 |  | Taxe: 7.000 - 8.000 EURO Zuschlag: 7.000,- EURO Losnummer: 103 |  |  |  |  |  | 
 Henri Bergé, Schale
„Lucanes,
cerf-volant“,
1920er Jahre |  | Taxe: 7.000 - 8.000 EURO Losnummer: 19 |  |  |  |  |  | 
 Johann Lötz Witwe,
Vase, Klostermühle
um 1912 |  | Taxe: 5.000 - 6.000 EURO Losnummer: 283 |  |  |
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