Chris Dercon geht nach London  |  | Chris Dercon geht zur Tate Modern nach London | |
Chris Dercon, Direktor am Haus der Kunst, verlässt München und geht nach London. Im Frühjahr 2011 wird der Belgier dort die Leitung der Tate Modern übernehmen. An dem renommierten Londoner Museum soll er nicht nur das Ausstellungsprogramm, sondern auch die Sammlung verantworten. Bereits 2006 sprach die Tate Modern nach der Übernahme seiner Ausstellung „Amrita Sher-Gil. Eine indische Künstlerfamilie im 20. Jahrhundert“ Dercon ihre Anerkennung aus. Seine für Herbst 2011 geplante Ausstellung „Carlo Mollino, Rigorously Eclectic“ wird Dercon am Haus der Kunst noch betreuen. Dann soll auch seine Stelle in München wieder besetzt sein.
Dercon kam im Mai 2003 als künstlerischer Leiter ans Haus der Kunst. Der 1958 in Lier geborene Kunstgeschichtler, Theaterwissenschaftler und Filmtheoretiker stellte sich in München mit der Ausstellung „Partners“ vor, die zum ersten Mal Werke der renommierten Ydessa Hendeles Art Foundation zeigte. Mit weiteren Entdeckungen hat Dercon auch in den Folgejahren Akzente gesetzt: Er setzte sich dafür ein, dass 2004/2005 das Historische Archiv des Hauses erschlossen wurde; heute sind dessen Bestände gesichtet, geordnet und für Forschungszwecke zugänglich. Auf seine Initiative wurden auch die Einbauten, die in der Nachkriegszeit als architektonische Entnazifizierung galten, entfernt, um den freien Blick auf die Ursprünge zu ermöglichen. Gleichzeitig lud er regelmäßig zeitgenössische Künstler ein, sich der Architektur des Gebäudes zu bedienen und sie umzudeuten. So setzte Paul McCarthy dem Gebäude 2005 ein überdimensionales aufblasbares Blumenbouquet auf, und Ai Weiwei installierte im vergangenen Jahr 9.000 Schulrucksäcke an der Fassade.
Unter Leitung von Chris Dercon umfasste das Programm des Hauses auch Architektur, Design, Mode, Fotografie und Film. Auf dem jeweiligen Gebiet ragen die Projekte mit Herzog & de Meuron, Konstantin Grcic, Maison Martin Margiela, Andreas Gursky und Apichatpong Weerasethakul heraus. Der Thailänder erhielt 2010 in Cannes die Goldene Palme für ein Filmprojekt, das 2009 mit einer Installation im Haus der Kunst seinen Anfang nahm. Weiterhin bekamen auch so konsequent angelegte Sammlungen wie die Konzeptkunst von Herman und Nicole Daled und die Medien- und Performancekunst der Generali Foundation eigene Ausstellungen. |