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Marktberichte |
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Rückblick: Grafik und Bücher bei Venator & Hanstein  In Köln spielt die Musik

| Eine kleine Altmeisterrunde hatte sich zwischen den vielen Büchern bei Venator & Hanstein in Köln versammelt. Es ging auch Alles recht rasch und unaufgeregt über die Bühne. 5.300 Euro markierten die Höchstgrenze, gezahlt für die reich bewegte Landschaftszeichnung mit Ziegenhirt und Ziegen eines Meisters aus dem niederländisch-italienischen Kunstkreis kurz vor der Wende des 16ten zum 17ten Jahrhunderts (Taxe 6.000 EUR). Wenzel Hollar, der sich 1647 mit seinen zwölf Radierungen holländischer Segelschiffe hervortat, strich 2.400 Euro ein (Taxe 3.000 EUR), ein Monogrammist namens MR schaffte mit seinem opulenten Triumphzug des Bacchus aus dem Jahr 1594 die vorgesehenen 3.000 Euro. Auch bei Rembrandt belebte sich das Geschäft kaum: 3.800 Euro, 3.700 Euro und 3.500 Euro gab es für die Radierungen „Josefs Rock wird Jakob gebracht“ (Taxe 5.500 EUR), „Selbstbildnis mit dem federgeschmückten Barett“ von 1638 (Taxe 3.200 EUR) und „Abraham umart Isaak“ von circa 1636 (Taxe 5.000 EUR).
Bücher und Alte Grafik
So waren es eben die kleinen Preise, die am 25. September bei Venator & Hanstein eine recht gute losbezogene Zuschlagsquote von knapp 58 Prozent zusammenbrachten. Albrecht Dürer schaffte es mit seinem Holzschnitt „Das letzte Abendmahl“ von 1510 auf 1.100 Euro (Taxe 1.500 EUR), sein Nürnberger Kollege Ludwig Krug mit dem Kupferstich „Badende Frau“ auf 1.000 Euro, und Lucas van Leyden mit seiner Version des „Sündenfalls“ im Paradies wieder auf 1.100 Euro (Taxe je 1.200 EUR). Der in Paris tätige Pierre Milan nahm sich den „Tanz der Dryaden“ von Rosso Fiorentino als Vorlage und fertigte daraus einen Kupferstich, der sich leicht auf 1.300 Euro verbesserte. Aegidius Sadeler setzte „Die Weisheit besiegt die Unwissenheit“ nach Bartholomäus Spranger und 800 Euro um (Taxe 600 EUR). Für Hendrick Goltzius’ Kupferstich „Die Anbetung der Hirten“ von 1594 gab es 1.200 Euro (Taxe 1.500 EUR), und für Adriaen van Ostades Radierung „Angler auf der Brücke“ 1.000 Euro (Taxe 1.200 EUR).
Giovanni Battista Piranesi rief dann mit seinen Blättern aus den „Vedute di Roma“ etwas mehr Begeisterung hervor. Seine Ansichten vom Petersplatz mit den Kolonnaden Berninis auf die Fassade der Peterskirche, einmal frontal, das andere Mal aus der Vogelperspektive, kletterten auf 1.500 Euro und 2.000 Euro (Taxen 750 EUR und 1.500 EUR). Landleben aus Schwaben fand in der aquarellierten Federstudie von Georg Philipp Rugendas d.J. bei 1.100 Euro Beachtung (Taxe 900 EUR), während Giovanni Domenico Tiepolos radierte Greisenhäupter auf 800 Euro und 1.000 Euro abfielen (Taxe je 1.200 EUR). Die Meister des 19ten Jahrhunderts traten erst gar nicht über die Ufer der Dreistelligkeit: 750 Euro für François Bernard Custodis’ Grafiksammlung „Versuch im Radieren“ aus der Zeit von 1800 bis 1839 waren schon das Höchste der Gefühle (Taxe 600 EUR).
Bei den Büchern errang ein nicht ganz einwandfreies Exemplar von Hartmann Schedels berühmter Chronik aus dem Jahr 1493 mit 18.000 Euro den ersten Platz (Taxe 24.000 EUR). Die bildende Kunst kam noch einmal zum Zuge in der Rubik der Autografen. Das Gästebuch der Kölner Musikerin Antonie Wilke-Rose enthielt so illustre Namen wie die Musiker Walter Braunfels und Günter Wand, daneben aber auch eine aquarellierte Bleistiftzeichnung von Max Ernst aus dem Jahr 1921, die von seinem damaligen Schwager Richard Straus gedeutet und kommentiert wurde. Dieser als Synthese zwischen Wort, Bild und Ton Anspruch auf den Rang eines Gesamtkunstwerkes erhebende Foliant wurde denn auch großzügig mit 17.000 Euro honoriert, noch 4.000 Euro über der Taxe.
Moderne und Zeitgenössische Kunst
Nicht ganz so großzügig wurde die Offerte A.R. Pencks bei den modernen und zeitgenössischen Künstlern honoriert, die in der Auktion am 26. September 2009 die höchsten Preise forderte: 45.000 Euro für das aus 136 übermalten Blättern bestehende Künstlerbuch „Standart. Technoklassik, Kosmologische Technoklassik“ um 1970/71 waren denn doch zu hoch gegriffen. Ansonsten aber konnte man sich angesichts einer Zuschlagsquote von etwas über 60 Prozent nicht über diese Veranstaltung beschweren, die weitgehend aus Grafiken, Zeichnungen und einigen plastischen Arbeiten bestand. Das zweite Hauptlos, Friedensreich Hundertwassers sechsteilige Farbholzschnittfolge „Menschenfreunde“ aus den Jahren 1986/87, wurde für 25.000 Euro noch ganz angemessen übernommen (Taxe 30.000 EUR). Und Marcel Duchamps Künstlerbuch „La mariee mise a nu par ses celibataires meme“ aus dem Jahr 1934 glich Pencks Ausrutscher wieder aus: Auf 4.000 Euro angesetzt, waren schließlich 15.000 Euro für die Faksimiles von Zeichnungen, Kompositionsskizzen und Fotos aus den 1910er Jahren fällig.
Überraschungen waren in dieser Sparte selten. Unter den Klassikern schaffte Otto Freundlich einen Aufstieg. Seine eindrückliche Zinkgravure eines göttlichen Engels über den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, Teil der sechs Blätter umfassenden Serie „Die Zeichen“ von 1919, wurde deutlich von 1.000 Euro auf 3.700 Euro gehoben. Eine derartige Preisexplosion schafften nur wenige Andere, darunter Rolf Szymanskis kleine Bronzefigur „Fräulein in Algier“ von 1960 für 3.400 Euro (Taxe 600 EUR) und Norbert Krickes unbetitelte Filzstiftzeichnung, die gekonnt die versponnene Struktur seiner dreidimensionalen Skulpturen in die Fläche bannt. Sie sprang von 450 Euro auf 2.000 Euro. Gleich darauf folgte Ferdinand Kriwets dicht bedruckter Textteppich, ein länglicher Siebdruck auf weißer PVC-Folie von 1970, der bei 1.800 Euro übernommen wurde (Taxe 1.000 EUR).
Dass Jesús Rafael Soto nach seinem Tod vor vier Jahren etwas angezogen hat, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben und machte sich in der Steigerung von 2.400 Euro auf 5.800 Euro für sein Multiple „Ohne Titel (Vibration)“ bemerkbar, immerhin in nicht weniger als zweihundert Exemplaren auf den Markt geworfen. Auch Eduardo Chillida, 2002 von hiesiger Welt verschwunden, erfreute sich einiger Beliebtheit mit seinen vielen grafischen Erzeugnissen. Seine abstrakten Formspiele „Inguru II“, Homenatje a Joan Prats“ und „Bildu“ verdoppelten ihre Schätzungen zum Teil auf bis zu 3.900 Euro. Und die These von der Marktstimulation durch Tod des Autors schien auch Ian Hamilton Finlay, verblichen 2006, zu beweisen, als sich seine 1990 entstandene Schriftskulptur „Wave“, bei der der Betrachter gebannt nach einer Logik der Buchstaben sucht, von 1.000 Euro auf 2.200 Euro verbesserte. Nur Alan Green widersprach dem: Der 2003 gestorbene Engländer musste für sein Ölbild „Blue Rectangle over Red“ von 1991 eine Einbuße von 1.000 Euro auf 3.000 Euro hinnehmen.
Als unschätzbar im Wortsinn erwies sich einmal mehr Joseph Beuys, hier allerdings im umgekehrten Sinn: Das ihm gewidmete Mappenwerk „Dreissig internationale Künstler unserer Zeit ehren Joseph Beuys“ anlässlich seines Todes 1986 rutschte schon um 5.800 Euro über den Tresen (Taxe 10.000 EUR). Eine kleine Anhängerschaft hat trotz – oder gerade wegen – seiner umstrittenen Rolle im „Dritten Reich“ Arno Breker, so dass 5.600 Euro für seine Hochglanzbronze eines nackten Mädchens mit Tuch von 1977 herauskamen (Taxe 5.000 EUR). Hans Steinbrenner lag mit den Zuschlägen von 1.100 Euro und 1.700 Euro für zwei bronzene Quadersäulen leicht über den Erwartungen.
Lovis Corinths Kreidelithografie „See-Ufer“, 1922 natürlich am Walchensee aufgenommen, wechselte bei 1.800 Euro den Besitzer (Taxe 1.500 EUR), Otto Dix’ schwarze Lithografiekreidezeichnung „I.N.R.I. (Christuskopf von vorn)“ zu seiner gleichnamigen Lithografie von 1957 bei 1.600 Euro (Taxe 1.400 EUR) Lyonel Feiningers Holzschnitt „Harzer Dorf (2)“ von 1918 bei taxgerechten 3.400 Euro, und sein 1908 gezeichnetes Detail einer Kirche in Paris verdoppelte sich auf 1.200 Euro. Von den Klassikern der Moderne trat Erich Heckel mit seinen Kaltnadelradierungen „Antwerpen“ von 1914 und „Mädchen vorm Spiegel“ von 1920 bei 3.000 Euro und 2.600 Euro hinzu (Taxen je 3.000 EUR) und Ludwig Meidner mit seiner wankenden „Straße in Wilmersdorf“ von 1913 bei 2.000 Euro (Taxe 1.500 EUR). Otto Pankoks Kaltnadelradierung eines recht standfesten „Leuchtturms“ von 1921 behauptete sich bei 1.000 Euro (Taxe 600 EUR), während Emil Orliks Kassette „Kleine Holzschnitte 1896-1899“, 1920 ediert vom Berliner Verlag Neue Kunsthandlung, auf 5.000 Euro absackte.
Unter den Objekten jüngerer Künstlergenerationen sind Jim Dines zehn teils durch farbige Collageelemente bereicherte Farbserigrafien „A Tool Box“ von 1966 für 3.200 Euro (Taxe 3.000 EUR), Allen Jones’ 14 Lithografien des Portfolios „Life Class“ von 1968 für taxgerechte 7.500 Euro und Friedrich Mecksepers sieben Radierungen, davon sechs in Farbe, unter dem Titel „Nature Morte“ von 1974 für 2.000 Euro zu nennen (Taxe 1.200 EUR). Bei Gerhard Richter drängten sich zwei Siebdrucke aus der Folge „Schweizer Alpen“ von 1969 für 4.200 Euro und 4.600 Euro auf die vordersten Plätze (Taxe je 3.000 EUR), während zwei Exemplare seiner „Wolken“, erschienen 1969 bei der Hamburger Griffelkunst in einer 300er Auflage, sich mit 1.800 Euro und 2.000 Euro begnügen mussten (Taxe je 2.400 EUR).
Gut schnitten zudem Joseph Fassbender mit seiner farbigen Monotypie „Verwandlung“ von 1947 bei 1.400 Euro (Taxe 500 EUR), Ben Vautier mit seinem konzeptuellen Siebdruck „l’essentiel est que je communique“ von 1990 bei 1.900 Euro (Taxe 750 EUR) und Thomas Virnich mit seinem ramponierten Buchobjekt von 1986 bei 1.300 Euro ab (Taxe 1.200 EUR). Den ersten Platz im Anhang mit Buchwerken russischer und tschechischer Avantgarde des frühen 20sten Jahrhunderts belegte eine Sammlung Grafiken, die El Lissitzky 1922 für die neue Zeitschrift „De Stijl“ Theo van Doesburgs neu herausbrachte. Sie wechselten um 13.000 Euro den Besitzer (Taxe 2.700 EUR).
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |  | Kontakt: Venator & Hanstein KG Cäcillienstraße 48 DE-50667 Köln |
 | Telefax:+49 (0221) 257 55 26 | Telefon:+49 (0221) 257 54 19 |  |  | Startseite: www.venator-hanstein.de |
27.10.2009 |
Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander |  |
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 |  | Weitere Inhalte: Gesamt Treffer 14 | Seiten: 1 • 2
 Events (2) • Adressen (1) • Berichte (1) • Kunstwerke (10) |  | •  | Veranstaltung vom: 25.09.2009, Bücher, Graphik, Autographen
|  | •  | Veranstaltung vom: 26.09.2009, Moderne Graphik und Bücher
|  | •  | Bei: Venator &
Hanstein |  |  | •  | Bericht: Freunde für Beuys
|  | •  | Kunstwerk:  Niederländisch-italienischer Meister, Landschaft mit Ziegenhirt und Ziegen, Ende 16.
Jahrhundert |  | •  | Kunstwerk:  Rembrandt, Abraham umarmt Isaak, um 1636 |  |  | •  | Kunstwerk:  Albrecht Dürer, Das letzte Abendmahl, 1510 |  | •  | Kunstwerk:  Georg Philipp Rugendas d.J., reitender Bauer mit in Heuwangen sitzender Bäuerin, von Jungbauern mit Hund begrüßt,
1730 |  | •  | Kunstwerk:  Aegidius Sadeler, Die Weisheit besiegt die
Unwissenheit |  |  |
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 Ludwig Krug, Badende
Frau (Stehender
weiblicher
Rückenakt) |  | Taxe: 1.200,- EURO Zuschlag: 1.000,- EURO Losnummer: 540 |  |  |  |  |  | 
 Albrecht Dürer, Das
letzte Abendmahl,
1510 |  | Taxe: 1.500,- EURO Zuschlag: 1.100,- EURO Losnummer: 515 |  |  |  |  |  | 
 Monogrammist MR, Il
Famosissimo
Triompho di Bacco,
1594 |  | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 3.000,- EURO Losnummer: 554 |  |  |  |  |  | 
 Wenzel Hollar,
Navium Variae
Figurae et Formae
(Holländische
Schiffe), 1647 |  | Taxe: 3.000,- EURO Zuschlag: 2.400,- EURO Losnummer: 536 |  |  |  |  |  | 

Niederländisch-italienischer
Meister, Landschaft
mit Ziegenhirt und
Ziegen, Ende 16.
Jahrhundert |  | Taxe: 6.000,- EURO Zuschlag: 5.300,- EURO Losnummer: 522 |  |  |  |  |  | 
 Heinrich Bürkel,
Italienische Villa
mit Rundbogen über
kannelierten Säulen |  | Taxe: 600,- EURO Zuschlag: 500,- EURO Losnummer: 644 |  |  |  |  |  | 
 Aegidius Sadeler,
Die Weisheit besiegt
die Unwissenheit |  | Taxe: 600,- EURO Zuschlag: 800,- EURO Losnummer: 580 |  |  |  |  |  | 
 Rembrandt,
Rembrandt,
Selbstbildnis mit
dem
federgeschmückten
Barett, 1638 |  | Taxe: 3.200,- EURO Zuschlag: 3.700,- EURO Losnummer: 566 |  |  |  |  |  | 
 Rembrandt,
Rembrandt, Abraham
umarmt Isaak, um 1636 |  | Taxe: 5.000,- EURO Zuschlag: 3.500,- EURO Losnummer: 567 |  |  |  |  |  | 
 Georg Philipp
Rugendas d.J.,
reitender Bauer mit
in Heuwangen
sitzender Bäuerin,
von Jungbauern mit
Hund begrüßt, 1730 |  | Taxe: 900,- EURO Zuschlag: 1.100,- EURO Losnummer: 627 |  |  |
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