Grenzgänge zwischen Kunst und Design im NRW-Forum Leonardo da Vinci oder Michelangelo subsumierten wie alle Renaissancekünstler ihr gesamtes Schaffen unter dem Begriff der Kunst, egal, ob es um Malerei, Plastik, Architektur, angewandte Dinge oder gar wissenschaftliche Leistungen ging. Mit dem Aufkommen der Akademien erwuchs eine Trennung nach Sparten, die das Bauhaus wieder zu vereinen versuchte. High und Low zusammenzuführen gelang aber auch hier nur bedingt. Heute wiederum ist eine Annäherung der Professionen zu beobachten. Das solchen „Grenzgängen“ verpflichtete Pogramm des NRW-Forums Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf widmet sich derzeit der Frage nach den Überschneidungen zwischen Kunst und Design am Beispiel von Möbelobjekten, darunter vorwiegend Stühlen, aber auch Sesseln oder Liegen von 35 berühmten Künstlern und Gestaltern.
Die offene Grenze wird in der Präsentation besonders deutlich bei der Gegenüberstellung von Richard Artschwager und Franz West. Während die Arbeiten des erstgenanten eher als unbenutzbare Stücke, Reliefs oder Aussagen zum Thema Stuhl zu werten sind, oszillieren Wests Möbel zwischen Gebrauchsgegenstand und Kunstobjekt. Donald Judd wiederum legt Wert auf Trennung beider Schaffensbereiche, obwohl er seine Gebrauchsmöbel eng an das Muster seiner rein künstlerischen Skulpturen anlehnt. Ron Arad oder Marc Newson dagegen entdecken in ihren Möbeln in immer stärkerem Maße die plastischen Qualitäten und entfernen sich dem entsprechend von der Funktionalität als vermeintliche Grundbedingung des Designs sowie der beliebigen Reproduzierbarkeit. Ihre zahlenmäßige Begrenzung der Einzelstücke oder Editionen kann allerdings keinesfalls als Qualitätskriterium herangezogen werden.
Die Ausstellung präsentiert wertfrei nebeneinander über 60 hochklassige Kunst- und Designobjekte von David Adjaye, John Armleder, Ronan & Erwan Bouroullec, Fernando und Humberto Campana, Hussein Chalayan, Frédéric Dedelley, Martino Gamper, Liam Gillick, Rodney Graham, Johanna Grawunder, Konstantin Grcic, Zaha Hadid, Studio Job, Mona Hatoum, Arik Levy, Ross Lovegrove, Jorge Pardo, Tom Price, Rolf Sachs, Tejo Remy, Ettore Sottsass, Haim Steinbach, Clemens Weisshaar und Reed Kram, Marcel Wanders, Andrea Zittel oder Joseph Kosuth. Viele Objekte zählen bereits zum Kultdesign wie Marc Newsons „Lockheed Lounge“, andere wurden erst gerade produziert wie die Objekte von Ron Arad oder sind zuvor noch nie in Deutschland gezeigt worden, wie Möbelobjekte des bildenden Künstlers Richard Prince.
Die Ausstellung „U.F.O. – Grenzgänge zwischen Kunst und Design“ ist bis zum 5. Juli zu sehen. Das NRW-Forum hat täglich außer montags von 11 bis 20 Uhr, freitags zusätzlich bis 24 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3,50 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der an der Museumskasse 25 Euro kostet.
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