Tony Cragg wird Rektor in Düssedorf Er wird es also wirklich: Tony Cragg, einziger Bewerber um die Leitung der Kunstakademie Düsseldorf, erhält diesen Posten. Am heutigen Mittwoch wählte der Senat der Institution den britischen Bildhauer zum Nachfolger von Markus Lüpertz, der im Sommer mit 68 Jahren in den Ruhestand tritt. Die Entscheidung harrt nun lediglich der Bestätigung durch das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium, die aber als sicher gilt. Bereits seit mehr als dreißig Jahren lebt der 1949 in Liverpool geborene Cragg in Wuppertal und war von 1988 bis 2001 und erneut ab 2006 Professor in Düsseldorf, seit 1989 zudem Prorektor an der Kunstakademie und von 2001 bis 2006 Professor an der Universität der Künste in Berlin.
2008 eröffnete Tony Cragg in seiner Wahlheimat den Skulpturenpark Waldfrieden, in dem seine und die Kunst anderer internationaler Bildhauer gezeigt wird. Seine künstlerische Karriere begann Cragg erst spät, nachdem er erst als Labortechniker in der Chemieindustrie gearbeitet hatte. Zunächst auf Malerei fixiert, verlegte er sich während seines Studiums am Royal College of Art in London auf die Arbeit mit gefundenen Objekten und minderwertigem Material. In einer zweiten großen Werkphase wandte er sich dann den „klassischen“ Materialien wie Bronze, Glas, Eisen und Stein zu. Sein hoher Rang wurde 1988 durch den Turner-Prize und 2007 durch den Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses unterstrichen.
Die Akademie in Düsseldorf gilt nicht erst seit ihrer Leitung durch Markus Lüpertz als eine der wichtigsten künstlerischen Ausbildungsstätten in Deutschland. Bereits 1773 ins Leben gerufen und nach zeitweiliger Schließung 1819 wiederbegründet, entfaltete sie erstmals im zweiten Drittel des 19ten Jahrhundert große Wirkung auf alle Gattungen der Kunst, vornehmlich aber auf Malerei und Zeichnung. Schon der erste Direktor, Peter Cornelius, gehört zu den wichtigsten Künstlern seiner Zeit. Auf ihn folgte 1824 Friedrich Wilhelm von Schadow, der der Institution internationalen Rang sicherte. Die „Düsseldorfer Malerschule“ war nicht nur ein Markenzeichen, sondern vor allem ein Gütesiegel erster Klasse. Die zweite Blüte kam nach dem Zweiten Weltkrieg unter den Leitungen etwa von Ewald Mataré, Hans Schwippert und Norbert Kricke. In dessen Ägide fällt auch der berühmte Kunststreit mit Joseph Beuys, der schließlich zur Entlassung des revolutionären Professors führte. |