Lucy McKenzie im Museum Ludwig Betritt man derzeit den Deckenlichtsaal im Kölner Museum Ludwig, fühlt man sich in die bürgerliche Wohnkultur vor gut 100 Jahren zurückversetzt. Denn hier hat Lucy McKenzie großformatige Interieurgemälde wie Theaterkulissen in den Raum platziert. Aus Vorlagen von Inneneinrichtungen verschiedener belgischer Architekten um 1900 hat die 1977 in Glasgow geborene Künstlerin Elemente ausgewählt, die sie in der Darstellung eines über drei Stockwerke reichenden Treppenhauses synthetisiert. Wie in den Entwürfen des 19ten Jahrhunderts ist nur ein Teil der Leinwand farbig gefasst, der Rest mit schwarzen Umrisslinien angedeutet. Durch diese Trompe l’œil-Malerei, die Lucy McKenzie in eine annähernd sieben Meter lange und acht Meter hohe Holzkonstruktion eingebaut hat, kann der Besucher wandeln oder sie auch von der Empore betrachten.
Lucy McKenzie geht in ihrem Werk über die autonome Malerei hinaus. Sie erstellt Wandgemälde im öffentlichen Raum, versteht ihre Gemälde als Teil einer Innendekoration für eine Bar und befasst sich mit einer naturalistischen Darstellungsweise. Die Spannung ihrer Arbeiten liegt in der Verbindung von angewandter und freier Kunst, von Zeichnung und Malerei, von Entwurf und annähernd lebensgroßer Leinwand. Dabei bezieht sich McKenzie auf die gesellschaftliche Relevanz von Kunst, die in der Arts and Crafts-Bewegung des 19ten und beginnenden 20ten Jahrhunderts eine besondere Ausprägung erhielt. Dazu gehört für sie auch die Vorstellung der Künstlerin als Arbeiterin, die sich mit einer für den entsprechenden Gebrauch selbst entworfenen Arbeitskleidung darstellt.
Die Ausstellung „Lucy McKenzie“ ist bis zum 26. Juli zu sehen. Das Museum Ludwig hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9, ermäßigt 6 Euro.
Museum Ludwig
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