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Kunsthalle Wien stellt erstmals in Österreich das Schaffen Edward Hoppers vor und zeigt Verbindungen zur zeitgenössischen Kunst auf

Existenzialität des Unbewussten



Seine Gemälde zählen zu den bekanntesten und bedeutendsten der amerikanischen Kunst des 20sten Jahrhunderts. Mit Bildern wie „Nighthawks“ oder „Western Motel“ schuf Edward Hopper Werke, die sich ins Gedächtnis ihrer Betrachter festschrieben. Hoppers Realismus prägte das Bild von Amerika. Einsamkeit, Melancholie und Selbstbeobachtung sind Hauptthemen seiner Malerei. Niemals direkt narrativ, besitzen seine Ölbilder, Zeichnungen und Aquarelle eine zeitlose Qualität, deren Aussagen zur „Condition humaine“ ein riesiges Publikum weltweit berührt haben. Die Bekanntheit von Hoppers überschaubaren Œuvre, das durch die massenhafte Verbreitung von Postern und Postkarten begünstigt wurde, begründet sich auch durch die Anerkennung, die der Künstler-Künstler bei seinen Kollegen erfuhr. Nicht zu unterschätzen ist seine Wirkung auf bedeutende kreative Zeitgenossen wie Alfred Hitchcock, Francis Ford Coppola, Norman Mailer und John Updike.


2004/05 zeigte das Kölner Museum Ludwig in Kooperation mit der Londoner Tate Gallery die erste umfassende Hopper-Retrospektive seit 20 Jahren in Deutschland. Die Ausstellung stellte sein Werk in den Kontext amerikanischer und europäischer Kunst jener Epoche, beginnend mit seinen frühen Gemälden über die Manhattan-Bilder bis hin zu den späten, zunehmend reduzierteren Arbeiten. Der Name Hopper zieht nach wie vor. So kann sich auch die Wiener Kunsthalle mit ihrer aktuellen Ausstellung eines Erfolgs sicher sein. Die ambitionierte Schau „Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst“ konfrontiert den vermeintlich „amerikanischsten“ aller Künstler mit aktuellen Positionen. Zwar sind im Vergleich zu der deutsch-englischen Koproduktion, die etwa 60 Ölgemälde, Aquarelle, Graphiken und Zeichnungen präsentierte, in der Wiener Kunsthalle nur acht Gemälde und eine Auswahl an Zeichnungen und Radierungen von Edward Hopper zu sehen.

Trotzdem erlaubt die erste Hopper-Ausstellung in Österreich, eine Auswahl der reproduktiv gut bekannten, tatsächlich fast ausschließlich in amerikanischen Museen und Sammlungen vertretenen Werke zu betrachten und sie zur Abwechslung im Vergleich mit Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler zu verstehen. In einer Gegenüberstellung mit bereits etablierten, aber auch jüngeren Kunstschaffenden versucht die Wiener Ausstellung nicht nur Hoppers bekannte Aktualität für Film und Fotografie, sondern auch seinen weit reichenden Einfluss auf die zeitgenössische Kunst insgesamt, unabhängig vom Medium, zu thematisieren. Sie tut das etwa anhand von Arbeiten Philip-Lorca diCorcias, Jim Jarmuschs oder Rachel Whitereads.

„Western Motel“ von 1957 aus der Kollektion der Yale University Art Gallery, ein Schlüsselbild aus Hoppers spätem Werk, war bereits in Köln zu sehen und gibt der Wiener Ausstellung den Titel. Es zeigt ein schlichtes, modern ausgestattetes Zimmer mit Blick durch weite Fenster, in dem sich eine weibliche Person aufhält. Aufrecht sitzt sie im ärmellosen roten Kleid am Fußende eines abgezogenen Bettes, zwei Koffer stehen davor. Die Frau scheint auf etwas oder jemanden zu warten, es passiert nichts, alles ist ruhig, und doch ist die Szene mit einer kaum erklärbaren Spannung aufgeladen. In Hoppers vier Jahre später entstandenem Gemälde „A Woman in the Sun“ kehrt die motivische Trias von Frau, Innenraum und Fenster wieder. Die in einem Schlafzimmer stehende nackte Frau scheint ausdruckslos. Ihre Mimik ist ernst und ihre Gestik verhalten. In sich versunken steht sie im rechteckigen Lichtschein, den eine unbekannte Lichtquelle auf den Boden des Zimmers wirft.

Wie kaum ein anderer Künstler hat Edward Hopper es verstanden, seinen bildnerischen Anspruch mit einer Ästhetik zu verbinden, die den Alltag, den Moment und eine Ikonografie des Ortes in einer derart poetischen Eindringlichkeit beschreibt. Auf unnachahmliche Weise gelang es ihm an der Realität zu zweifeln: „So vieles in der Kunst ist Ausdruck des Unbewussten, dass es mir so vorkommt, als würden fast alle bedeutenden Qualitäten unbewusst entstehen und nur wenig Bedeutsames durch den bewussten Intellekt geschaffen“. Hoppers Bilder basieren zwar unbestreitbar auf einer genauen Beobachtung seiner Umwelt, doch hat er die Malerei mit traditionellen Mitteln an die Grenze geführt. Die Bilder erscheinen inhaltlich offen und vielfältig interpretierbar. Diese narrative Offenheit, die der Betrachter mit seinen eigenen Vorstellungen ausfüllen kann, seine Imagination und Aufgeschlossenheit, neue Wege des visuellen Erzählens zu beschreiten, begründen die besondere Qualität von Hoppers Bildern und das anhaltende Interesse von Künstlerkollegen.

Auch die Art und Weise wie Edward Hopper Raum, Zeit, Licht und Schatten darstellte und manipulierte, sind zentrale Aspekte, die für seine andauernde Aktualität sorgen. Hier setzen Künstler wie Jonas Dahlberg, Thomas Demand, Gustav Deutsch und Jeff Wall an. Wenn Thomas Demand in „Fenster“ von 1998 die Fotografie einer präzisen Nachbildung eines Lamellenvorhangs aus Papier und Karton zeigt, führt er vor Augen, dass das nachahmende Bild, insbesondere das fotografische, nicht mit einem Fenster vergleichbar ist, das den Blick auf die Realität freigibt und durch das Wirklichkeit unverfälscht präsentiert wird. Vielmehr ist die visuell gewonnene Erkenntnis im Allgemeinen zweifelhaft, die bildlich vermittelte Information diffus und gefiltert, wie das durch die Jalousien dringende Sonnenlicht.

Jeff Walls Beitrag „Housekeeping“ aus dem Jahre 1996 zeigt die banale Szene eines gerade aufgeräumten Hotelzimmers, ein scheinbar zufällig aufgenommener Bildausschnitt, der den Eindruck eines Schnappschusses vermittelt. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass das Foto, das als verdichtete Dokumentation der Wirklichkeit erscheint, das Ergebnis sorgfältiger Inszenierung ist und dass der Anschein der Zufälligkeit ein erwünschter Effekt ist. Jeff Wall inszeniert die kaum beachteten und doch charakteristischen Dinge und Orte des modernen Alltagslebens. Nähe und Distanz, Kontrolle und Zufall halten einander die Waage und werden Ausgangspunkt für einen Realismus, der von der Imagination gespeiste Gegenentwürfe bevorzugt.

Am unmittelbarsten hat sich der österreichische Filmemacher Gustav Deutsch auf Hopper eingelassen. Er hat „Western Motel“ zu einer dreidimensionalen Rauminstallation nachgebaut und lädt das Publikum ein, auf dieser Bildbühne zu agieren. Dem Blickpunkt des Bildes entspricht eine im Raum angebrachte Kamera, die das jeweilige szenische Geschehen auf eine Leinwand in einem anderen Raum projiziert. Deutsch greift die filmischen Determinanten der Wirkungsweise von Hoppers Malerei als Werkimpuls auf. Die kulissenhafte Durchdringung von Außen- und Innenraum sowie die Bedeutung der Beleuchtung werden in ihr Genre, den Film, rückübersetzt.

Eine wesentliche Triebkraft von Edward Hoppers Kunst ist die Dialektik von Bewegung und Statik, Moment und Dauer. Viele seiner Werke funktionieren wie Film-Stills, eingefrorene Bilder, deren narrativer Charakter im Bild angelegt ist, sich auf einer rein bildlichen Ebene aber nicht endgültig erschließt. Es bedarf der zeitlichen und räumlichen Vorstellungskraft des Betrachters, der die im Bild angelegt Geschichte weiterdenkt und ihren narrativen Motor in der eigenen Fantasie in Gang setzt. Dabei ist auch eine „Verräumlichung von Zeit“, wie sie Dawn Clements in ihren oft ausufernden Papierarbeiten thematisiert, essentiell. In ihrem 16-Meter langen Zeichnungsfries „Travels with Myra Hudson“ von 2004 übersetzte die Künstlerin Filmsequenzen aus dem Film „Sudden Fear“ in Einzelbilder wechselnder Interieurs und überzeugt mit einem beeindruckenden Versuch der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.

Auch Ed Ruscha vermag in seiner frühen konzeptuellen Bucharbeit „Every Building on the Sunset Strip“ von 1966 Eindrücke und zeitliche Abläufe wie seine Fahrt auf einem Pick-up entlang des Sunset Boulevard fotografisch festzuhalten. Umgekehrt findet eine „Verzeitlichung von Raum“ in den filmischen Arbeiten von David Claerbout, Rachel Khedoori und Mark Lewis statt. Künstlern, die die Illusionsmaschinerie des Mainstreamkinos dekonstruieren, Bilder ruhigstellen, ihnen ihre Dramatik nehmen und damit an Edward Hoppers mehrdeutige Kontemplationen erinnern.

Hoppers Bildräume sind geprägt von den Personen, die uns darin begegnen und von ihren Bezügen zu den abwesenden Menschen. Denn auch dort, wo keine Personen auftreten, sind sie als Abwesende präsent. Vereinsamung und Beziehungslosigkeit sind prägende Erfahrungen, die der Amerikaner in seinen Bildern festhielt. Vor diesem Hintergrund erscheint die eigens für die Ausstellung geschaffene Arbeit „Matratze“ von Tim Eitel wie ein kalter, seelenloser Ort. Minutiöse Gegenstandsschilderung trifft auf Leere und romantische Verlorenheit. Die zurückgeschlagene, zerwühlte Bettdecke verweist auf gewesene menschliche Existenz, auf Behausung und Wärme im perspektivlosen Raum.

Ein besonders gelungener Beitrag stammt von dem österreichischen Künstler Markus Schinwald. In seiner Videoinstallation „Stage Matrix II“ von 2006 ist ein Mann, der Tänzer Oleg Soulimenko zu sehen, der durch eine Tapetentür eine Holzkonstruktion betritt, sich ausgiebig an Kisten und Kästen, Regalen und Ablagen zu schaffen macht, um dann in einem opaken Weiß zu verschwinden. Wie schon in früheren Filmen verfolgt Schinwald auch bei „Stage Matrix II“ keinen linearen Erzählstrang. Seine Filme haben keinen Anfang und kein Ende, sie bestehen eigentlich nur aus Mitte, eine Art Pseudo-Narration, in der bestimmte Handlungen zwar angedeutet, aber nicht zu Ende gebracht werden; eine Art künstliche Ruine, so als würde man in einem Drehbuch die Szenen, die die Handlung vorantreiben, einfach weglassen und nur den Rest übriglassen. Stille, Leere, ernste Gesichter, Isolation, Melancholie, Slapstick und Pose, Ruhe und Spannung, Obsession und Zwang – es sind vielfältige und divergierende Assoziationen, die sich beim Betrachten der Werke von Markus Schinwald einstellen. Das hätte Edward Hopper sicher auch gefallen.

Die Ausstellung „Western Motel. Edward Hopper und die zeitgenössische Kunst“ ist bis zum 15. Februar 2009 zu sehen. Die Kunsthalle Wien hat täglich von 10 bis 19 Uhr, zusätzlich donnerstags bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 7,50 Euro, ermäßigt 6 Euro, am Wochenende jeweils 1 Euro mehr.

Kontakt:

Kunsthalle Wien

Museumsplatz 1

AT-1070 Wien

Telefon:+43 (01) 521 891 201

Telefax:+43 (01) 521 891 217

E-Mail: office@kunsthallewien.at

Startseite: www.kunsthallewien.at



21.11.2008

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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