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Marktberichte

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Ein Rückblick auf Arte Fiera Bologna

Stimmungskrise in Italien?



Robert Barta, Studio Visit, 2007

Robert Barta, Studio Visit, 2007

Die Stimmung in Italien schien so heiter wie das Wetter, als die Arte Fiera Bologna am vergangenen Donnerstag ihre Pforten öffnete. Zwar wurden während der Vernissage weniger Besucher gezählt, doch die Laune unter den Galeristen war erwartungsfroh und angespannt zugleich. Wie würde sich die Banken- und Börsenkrise auf dem Weltmarkt auf der Kunstmesse niederschlagen? Wie die Regierungskrise in Italien? Wird es Streik geben? Was passiert, wenn die angekündigten und eingeladenen Sammler zum Wochenende nicht kommen können? Fragen, die sich viele gestellt haben werden! Aber nach außen wurde gelacht und gehandelt. Ohne Handel geht in Italien gar nichts. Die deutschen Galeristen, die regelmäßige Teilnehmer der Messe sind, gehen damit schon genauso lässig um wie ihre italienischen Kollegen. Allerdings wird über Preisspannen nicht gesprochen, schon gar nicht zur Presse.


Einen besonderen Treffer landeten die Kunstagenten aus Berlin mit ihrem Künstler Thorsten Brinkmann schon im vergangenen Jahr. Der Künstler, der der Meinung zu sein scheint, dass das menschliche Antlitz nicht von Interesse sei, hat es in diesem einem Jahr zum Shooting-Star der Kunstszene geschafft. Nicht nur in Deutschland. Die Amerikaner waren in Miami ganz wild auf die eigenwilligen Interpretationen des klassischen Portraits der Renaissancezeit. Den Kopf in individuelle Hüllen zu stecken, scheint mehr über die Person auszusagen, als ohne Lampenschirm vor der Kamera zu posieren. Die Preise bewegen sich zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Eine Installation kostet 24.000 Euro. Da hätte man im vergangenen Jahr zugreifen müssen.

Martin Mertens, ebenfalls Berliner Galerist, kam mit einigen amüsanten Arbeiten von Robert Barta. Ein Kleiderständer, fein säuberlich von einem Biber durchgenagt, liegt auf dem Boden, die Pelzmäntel, die daran aufgehängt waren, liegen somit im Dreck. Die Reaktionen von Seiten der gerne Pelzmäntel tragenden Italienerinnen waren eher pikiert, die der Herren amüsiert. Immerhin kostete dieses Objekt mit 13.000 Euro so viel wie ein Pelzmantel. Binz & Krämer aus Köln setzten unter anderem auf das niederländische Künstlerduo Schilte & Portielje aus Rotterdam. Ihre eigenwilligen Kunstwerke, eine Mischung aus Zeichnung, Fotografie und Collage faszinierten durch ihre eher düstere Ausstrahlung. Auch hier war die Nachfrage groß, bei moderaten Preisen und niedriger Auflage.

Marcia Hafif ist vielen Kunstliebhabern noch aus den 1970ern bekannt. Ihre stillen Arbeiten wurden von den kunstsinnigen Besuchern stark geordert, vor allem italienische Sammler griffen hier zu. Michael Sturm aus Stuttgart hatte mit dieser Auswahl ein glückliches Händchen bewiesen. Sturm ist der Messe treu geblieben; doch viele, die in den vergangenen Jahren Stammgäste waren, haben in diesmal verzichtet. Karsten Greve, den man auf der Messe zwar sah, war ohne Stand und schien seine italienischen Kontakte zu pflegen. Rüdiger Voss ist in Düsseldorf geblieben, Hans Mayer ebenso. Sie haben sich wohl eine Pause vom italienischen Messerummel gegönnt und warten vielleicht auf das nächste Jahr.

Davide di Maggio aus Mailand hat neuerdings eine Filiale in Berlin. In Bologna präsentierte er Oda Jaunes, die mit ihrer monumentale Malerei, in der pudrigen Farbpalette der 1950er Jahre gehalten, begeisterte. Die Düsseldorfer Künstlerin, in Sofia geboren, komponiert ihre Bilder nach altmeisterlicher Manier und taucht sie in trübes, unwirkliches Licht. Gerne würde man mehr von ihr sehen. Während auf den vielen Kunstmessen in Europa der Trend zur Malerei geht, vor allem der figurativen, und die Fotografie langsam dahinschwindet, war letztere in Bologna mehr als präsent. Massimo Minini aus Brescia setzte auf die Hochglanzarbeiten von Vanessa Beecroft. Ihre Frauenportraits aus dem Jahr 2003, die mit kurzen Capes über die Schultern drapiert, gleichwohl barbusig zu Tisch sitzen, schauen mit leerem Blick auf die Betrachter. Im Kontrast zum blanken Busen stimmt die Farbe der krausen Haare mit den Capes überein. Auch Lia Rumma aus Mailand zeigte eine 70 auf 500 Zentimeter große Arbeit gleichen Motivs für 50.000 Euro. Auch wenn es der Name nicht vermuten lässt, Vanessa Beecroft ist gebürtige Italienerin und hat mit ihren Werken quasi ein Heimspiel.

Im vergangenen Jahr hatte Paola Verrengia von der gleichnamigen Galerie Claudia Rogges fotografisches Werk in der Galerie Voss entdeckt. In diesem Jahr präsentierte sie erfolgreich die Düsseldorferin in ihrem Stand. Claudia Rogges Werk ist bewegter geworden. In „Multitude I“ aus 2007 herrscht für 10.000 Euro geordnetes Durcheinander in der am Computer choreographierten Bewegung. Die Galerie Guidi & Schoen aus Genua stellte die Fantasy-Visionen von Giacomo Costa vor. Endzeitstimmung in verlassenen, versunkenen Städten, die von Monster-U-Booten oder durch bedrohliche Schiffe bedrängt werden. Eine Mischung aus „Waterworld“ und Impressionen aus „I am Legend“.

Kaum vermisst hat man in Bologna den Hype der sich in Europa mit Vehemenz ausgebreitet hat: die Hatz auf chinesische Kunst. Einzig die Galerie Primo Marella mit Sitz in Mailand und Peking war ausschließlich mit chinesischen Künstlern angereist, wobei ein Kinderwagen aus gestanztem Hochglanzblech mit mörderischen Rädern von Shi Jingsong sofort verkauft war. Wer auf keiner Messe in Italien fehlen darf und auch omnipräsent lustwandelte, ist der italienische Pionier der Videokunst Fabrizio Plessi. Plessi tauchte nicht nur bei Dorothea van der Koelen aus Mainz auf, die daneben noch Werke von Lore Bert, Daniel Buren, Günther Uecker und Martin Willing präsentierte, oder aber bei Mario Mauroner aus Wien, er bestückte auch die ausgestellten Möbelstücke der Firma Poltrona, in diesem Fall eine topdesignte Küchenspüle und ein ebensolcher Herd, mit Feuer und Wasser. Luca di Montezemolo, der der Messe in Bologna vorsteht, hatte seine Freude an den Videospielen in den ausgestellten Küchenmöbeln und präsentierte sie höchstpersönlich der Presse. Eine halbe Million Euro muss man für Plessis Installation bei Mauroner aus dem Jahre 1990 schon ausgeben.

Trotz anfänglicher Unruhe aufgrund der politischen Unstimmigkeiten in Italien, trotz Turbulenzen auf dem Börsenmarkt erwies sich die Messe am Ende resistent gegen alle Bedenken. Die Kunst obsiegte. Das Interesse galt den jungen Positionen ebenso wie den großen „alten“ Künstlern. Verkauft wurden auch hochpreisige Arbeiten, etwa von Max Ernst, Cy Twombly und ein Antony Gormley. Rund 49.000 Besucher kamen diesmal auf die Arte Fiera Bologna. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Und ein weiterer Erfolg für die italienische Messe mit immer größer werdendem internationalem Zungenschlag.



31.01.2008

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Marianne Hoffmann

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Robert Barta, Studio Visit, 2007
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