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Josephine Mecksepers erste große Einzelausstellung im Kunstmuseum Stuttgart

Untergrund und schöner Schein



Einer verschmitzt dreinblickenden, rothaarigen Schönheit steckt sie ein brennendes Riesenstreichholz in den rot geschminkten Mund und kodiert sie so zur brandstiftenden Terroristin. Zwei ebenso langbeinigen wie zickig wirkenden Blondinen hängt sie protzige Goldketten mit den Logos der Schwesterparteien CDU und CSU um die hageren Hälse. Die Installationen, Collagen, Gemälde, Videoarbeiten und Fotografien der in New York lebenden deutschen Künstlerin Josephine Meckseper sind voller Anspielungen auf das politische Establishment, die linke Protestkultur und die Welt der Moden, Schaufensterauslagen und Markenprodukte.



Mit kühl analytischem Blick, einem ausgeprägten Hang zur perfekten Inszenierung und häufig auch einem sehr fein dosierten unterschwelligen Humor bedient sich Meckseper souverän und selbstbewusst der Zeichen und Symbole, Chiffren und Logos, die Politik und Konsumwelt scheinbar zusammen halten. Eigentlich geht es ihr aber darum, dem Betrachter die Augen zu öffnen: All der schöne Schein und oberflächliche Glamour der medialen Inszenierungen und der perfekt gestylten Schaufensterauslagen sind letztendlich doch nur klebrige Aufmerksamkeitsfallen, die uns von weitaus wesentlicheren Erkenntnissen ablenken sollen. „Konsumkritik ist einer der Kernpunkte meiner Arbeit“, sagt sie.

Die seit 1992 in New York lebende deutsche Konzeptkünstlerin wurde 1964 in Lilienthal bei Bremen als Tochter des Malers und Grafikers Friedrich Meckseper geboren und wuchs in der Künstlerkolonie Worpswede auf. Studiert hat sie zunächst in Berlin und anschließend am renommierten California Institute of Arts bei Los Angeles – der intellektuellen Kaderschmiede schlechthin für gesellschaftskritisches Denken in der zeitgenössischen Kunst. Ihre subtile Kritik an der Gesellschaft verpackt sie in den schönen Schein der Mode- und Werbewelt.

In ihrer weltweit ersten großen institutionellen Einzelausstellung im Kunstmuseum Stuttgart präsentiert sie jetzt auf vier Etagen über 150 Exponate. Vor allem in ihren großformatigen Installationen bedient sich Meckseper immer wieder der verführerischen Ästhetik von Schaufensterdekorationen und arrangiert die unterschiedlichsten Objekte in edlen Glasvitrinen zu irritierenden Tableaus. Aus Ramschware, Luxusartikeln, Spiegeln, altmodischen Schaufensterpuppen und sparsam gesetzten, politischen Symbolen schafft sie vieldeutige und durchaus widersprüchliche Arrangements. Das Zeitungsfoto einer chinesischen Akkordnäherin etwa klebt sie auf die Rückseite einer teuren Wäschepackung. Erst der zweite Blick in einen der von Meckseper häufig benutzten Spiegel offenbart dieses entscheidende Detail. Josephine Meckseper bedient sich einer Art Mimikry-Technik, um ihre subversiven Botschaften unters Volk zu bringen. Glamour trifft auf Revoluzzertum. Hochglanz auf Protestkultur. Einst provokante Zeichen wie das Palästinensertuch auf deren sinnentleerende Vereinnahmung durch die Modeindustrie.

Wenn Josephine Meckseper in ihre visuelle Trickkiste der Zeichen und Labels greift, vermischen sich die Sphären von Konsum und Politik, Spießertum und Protest. Exzentrischer, fein säuberlich arrangierter Tand findet sich neben verpackten Billig-Klobürsten für 3,95 Dollar, ein Schild mit der Aufschrift „Yes, we’re open“ neben Buchcovern des Zeichentheoretikers Jean Baudrillard oder der britischen Anarchistentruppe „Angry Brigade“. „New Yorks extreme Konsumkultur und die unzähligen Schaufenster- und Werbeplakate, an denen ich täglich vorbeilaufe, tauchen indirekt und direkt in meinen Arbeiten auf“, sagt Meckseper. In letzter Zeit beschäftigt sie sich intensiv mit der Ästhetik der Antikriegs- und Anti-Bush-Demonstrationen. Von Demonstranten liegengelassene, handbemalte Protestplakate mit Aufschriften wie „War is Terror“ sammelt sie auf und drapiert diese dann auf Schaufensterpuppen.

Ihre ebenso eingängige wie gespenstisch wirkende Videoarbeit „March for Peace, Justice and Democracy“ von 2006 zählt zu den Höhepunkten der Stuttgarter Schau. Sie zeigt in unterkühltem Schwarzweiß den eher hilflos wirkenden Demonstrationszug wohl meinender, aber letztlich machtloser Demonstranten gegen Guantanamo und den Irakkrieg. Rollstuhlfahrende „Omis gegen den Krieg“ oder Schwuleninitiativen beim friedlichen Bodypainting ringen der versammelten Polizei und Security nur ein hämisches Grinsen ab. Dazu läuft ein einlullender Soundtrack, der dazu aufruft, das selbständige Denken doch besser gleich sein zu lassen. Gehirnwäsche à la Bush. Im Stil des russischen Konstruktivismus der 1920er Jahre arbeitet Meckseper hier mit extremen Perspektiven und Spiegelungen: Wolkenkratzer kommen auf den Betrachter zu, die Perspektiven stürzen und vermitteln so den Eindruck, als gerate die Welt vollends aus den Angeln.

Die Ausstellung „Josephine Meckseper“ ist bis zum 28. Oktober zu sehen. Das Kunstmuseum Stuttgart hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs und freitags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 8 Euro, ermäßigt 6,50 Euro. Der Katalog aus dem Hatje Cantz Verlag erscheint im August. Parallel zur Museumsschau zeigt auch die Stuttgarter Galerie Reinhard Hauff bis zum 13. Oktober eine Einzelausstellung mit aktuellen Arbeiten von Josephine Meckseper.

Kontakt:

Kunstmuseum Stuttgart

Kleiner Schlossplatz 1

DE-70173 Stuttgart

Telefax:+49 (0711) 216 196 15

Telefon:+49 (0711) 216 196 00

E-Mail: info@kunstmuseum-stuttgart.de

Startseite: www.kunstmuseum-stuttgart.de



30.07.2007

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Nicole Büsing & Heiko Klaas

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