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Duisburger Lehmbruck Museum zeigt Tony Cragg

Formfindungen zwischen Ernst und Ironie



Unbeobachtet schreitet niemand durch die Skulpturenlandschaften von Tony Cragg. Schon der 2005 kreierte „Cauldron“ (Kessel) aus Bronze gleich am Eingang des Wilhelm Lehmbruck Museums erschließt sich beim Umschreiten als starrende menschliche Gesichtslandschaft, die sich mit jeder Standortverschiebung neu entfaltet. Vor- und zurückspringende Wülste formen Profile zu einem mentalen physiognomischen Raum, der in dem dunklen Material fast bis zur Unkenntlichkeit verschwimmt. Ähnlich verhält es sich bei Craggs Säulen aus gedrehten, verschobenen Schichtungen, wie der Bronze „Bent of Mind“ (Denkweise) des Jahres 2002 oder der drei Jahre später entstandenen hölzernen Arbeit „Wild Relatives“ (Wilde Verwandte). Gesichter tauchen auf und verschwinden wieder beim Umhergehen. Sie schauen teils in gegensätzliche Richtungen und scheinen zwischen Stabilität und Labilität zu pendeln.



Tony Craggs mehrheitlich übermannsgroße Plastiken sind voll von vibrierender Energie. Dem Besucher in Duisburg eröffnet sich eine fast verkapselte Kommunikationswelt in einem Spalt zwischen Erleben und Information, die das Interesse an den Beziehungen zwischen Natur und Artifiziellem ebenso einbezieht wie fetischhafte, teils expressive erotische Komponenten voller Witz und Ironie. Der Plastiker Cragg besitzt die Gabe, in diesem Scharnier eine schier grenzenlose Fantasie der Formfindung mit der Intention einzusetzen, im medialen Zeitalter bei der Entwicklung neuer plastischer Haltungen mit zu reden. Dabei greift er auf eher traditionelle Materialien wie Bronze, Stahl, Gips oder Holz zurück, die die Gegenpositionen zur visuellen Überfülle unserer Tage unterstreichen.

Tony Cragg will eine Beziehung zwischen Material und Form herstellen, die er in einen Prozess mit offenem Resultat gestaltet. Ausgangspunkt bilden dabei Auseinandersetzungen mit den komplexen Alltagsdingen wie geologische Formationen, biometrische Strukturen, Figuren und Architekturen unter Reflexionen von Wissenschaft und Technik. All dies mündet in assoziativ reiche Werke eines reflektierenden Formfinders.

Alle Plastiken eint eine relativ glatte Oberfläche, die auch einen inneren Zusammenhalt bewirkt. Davon abgesehen besticht der ausnehmende Variationsreichtum einer unermesslichen Formfülle, die sich in diversen Strängen teils parallel entfaltet. Wohl kaum ein weiterer Plastiker weist ein Werkschaffen von derart unterschiedlichen formalen Ausprägungen und Verzweigungen auf, in dem sich eine produktive Unruhe spiegelt. Jenseits aller Tendenzen internationaler Plastik von der Minimal Art über die Pop Sculpture bis hin zur Konzept- und Installationskunst bereichert Tony Cragg die Bildhauerkunst durch einen eigenen, unabhängigen, ja gegenständlichen Beitrag. Nicht zuletzt dieses begründet seine weltweite Reputation als ein führender Bildhauer der Gegenwart.

Die thematische Struktur von Craggs Œuvre begann einst mit dem Fundobjekt. Ende der 1970er Jahre wurde er mit Assemblagen aus gebrauchten, gefundenen Dingen international bekannt. Figürlich umgrenzte Streumuster aus Alltagsgegenständen werden auf Böden oder an Wänden ausgebreitet. Das „Strandgut“ tritt in den 1980er Jahren zurück zugunsten sortierter identischer Dinge wie Würfel, Kugeln, Flaschen, Röhrengelenke, die gestreut, geknäult, gereiht, gestapelt wiederholende Strukturen figurieren. Sie bringen die Gleichheit in der Vielzahl zur Geltung. Dies lenkt Cragg zur Entdeckung des weiten Feldes der Gefäße und Behältnisse. In den 1990er Jahren rüttelt er an seiner Doktrin der geschlossenen Oberfläche, indem er sie kleinteilig perforiert, was den Hautcharakter noch verstärkt.

Der vor dem Duisburger Museum aufgebaute „Ferryman“ (Fährmann) aus dem Jahr 2001 weist programmatisch und exemplarisch auf einen neuen Abschnitt hin: die um 1990 einsetzende Tendenz der Abkehr von individuellen Formen hin zum Organischen. Es beherrscht auch die Ausstellung, die 21 Skulpturen aus die Zeit von 1993 bis heute versammelt. Hinzu tritt die modifizierte Verwandlung der Objekte. Tony Cragg streckt, wendet und dehnt die Oberflächen der Ausgangsformen, so dass neue, selbständige Gefüge entstehen. Sie lassen aber noch ihre gegenständliche Provenienz erkennen; die Verwandlung als solche bleibt nachvollziehbar.

Seit 1995 dominieren Konstruktionen, die den scheinbaren Gegensatz von Organisch und Geometrisch aus den Angeln heben. Die Körperlichkeit baut sich aus über einander geschichteten Scheiben auf, die mit Verschiebungen oder Kippungen in sich bewegte Gesamtformen bilden. Drehungen und Biegsamkeit bestimmen die so genannten „Wirbelsäulen“, in der plötzlich Züge menschlicher Physiognomien auftauchen. Die Natur, der Mensch bleiben weiterhin Craggs stetige Inspirationsquelle. Seine Verfremdungen resultieren aus den eigenen intensiven Wahrnehmungen. Er versteht es dabei genial, diese durch perfekte Materialentscheidungen und neue Techniken in unbekannte, aber im Grund lapidare plastische Lösungen zu überführen. Eine gewisse Gliederung und Überschaubarkeit bündelt das Chaotische, Gegensätze finden zum Dialog, Durchbrechungen oder Einschnitte offenbaren Inneres und Äußeres. Organisches mischt sich mit Technoidem, Schichtungen und Asymmetrien werden ausgereizt, trotzdem aber immer im Lot gehalten.

In der Duisburger Ausstellung werden die Plastiken durch 60 Papierarbeiten ergänzt. Zwei Werkgruppen aus Aquarellen, zwei weitere aus Lithografien und Radierungen sowie Zeichnungen deuten mit ihren Variationen und Modifikationen die Arbeitsprozesse Tony Craggs aus. Die druckgrafischen Blätter sind keinesfalls als genaue Vorbilder für das plastische Werk zu definieren. Aber in Korrespondenz zum Hautschaffenszweig pendelt auch hier der durchgängig quirlig wirbelnden Duktus zwischen flüssig und fest, federnd und statisch, amorphen Drehungen und formlosen Variationsmassen. Im Gegensatz zu den plastischen Arbeiten visualisieren sie Raumbilder oder Stadtlandschaften, beziehen Figuren oder Erzählungen mit ein. Es bleibt spannend, den weiteren Weg des 1949 in Liverpool geboren Bildhauers Tony Cragg zu verfolgen, der in Wuppertal lebt, dort einen Skulpturenpark aufbaut und seit Oktober 2006 wieder an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrt.

Die Ausstellung „Tony Cragg – Das Potential der Dinge. Skulpturen, Zeichnungen und Druckgrafiken“ ist noch bis zum 15. April im Wilhelm Lehmbruck Museum zu besichtigen. Geöffnet ist täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Zur Ausstellung ist ein Künstlerbuch erschienen, das an der Museumskasse 34 Euro kostet.

Kontakt:

Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg

Friedrich-Wilhelm Straße 40

DE-47051 Duisburg

Telefon:+49 (0203) 283 32 94

Telefax:+49 (0203) 283 38 92

Startseite: www.lehmbruckmuseum.de



13.03.2007

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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